Inflationsrate steigt im August wieder an
13. September 2022Nach zwei Monaten mit leichter Entspannung nähert sich die Inflation in Deutschland erneut der Acht-Prozent-Marke. Im August trieben steigende Energie- und Lebensmittelpreise die jährliche Teuerungsrate auf 7,9 Prozent. Das Statistische Bundesamt bestätigte am Dienstag seine vor knapp zwei Wochen veröffentlichten vorläufigen Berechnungen.
Im Juli war die Inflationsrate auf 7,5 Prozent (Juni: 7,6 Prozent) zurückgegangen. Der von der Bundesregierung für drei Monate auf den Weg gebrachte Tankrabatt sowie das 9-Euro-Ticket für den öffentlichen Personennahverkehr dämpften den Preisauftrieb etwas. Beide Maßnahmen liefen Ende August aus.
Benzin und Diesel teurer als bei EU-Nachbarn
Mit dem Auslaufen des Tankrabatts sind die Kraftstoffpreise wieder gestiegen: Benzin und Diesel waren an den Tankstellen zuletzt erneut teurer als in allen direkten EU-Nachbarstaaten.
Energie kostete 35,6 Prozent mehr als im August 2021. Haushaltsenergie verteuerte sich mit 46,4 Prozent besonders stark. So haben sich die Preise für leichtes Heizöl binnen Jahresfrist mit 111,5 Prozent mehr als verdoppelt. Die Teuerung für Erdgas betrug 83,8 Prozent. Strom kostete 16,6 Prozent mehr. Für Kraftstoffe wie Benzin wurden 16,5 Prozent mehr verlangt.
Nahrungsmittelpreise steigen sechsten Monat in Folge
Auch die Preise für Nahrungsmittel stiegen mit 16,6 Prozent überdurchschnittlich und zogen bereits den sechsten Monat in Folge an. Erheblich teurer wurden Speisefette und Speiseöle (+44,5 Prozent) sowie Molkereiprodukte und Eier (+26,8). Auch für Fleisch und Fleischwaren (+18,6 Prozent) sowie für Brot und Getreideerzeugnisse (+17,1) erhöhten sich die Preise für Verbraucherinnen und Verbraucher spürbar.
Volkswirte rechnen allein deshalb in den kommenden Monaten mit weiter steigenden Verbraucherpreisen. "Der Anstieg der Inflation im August ist nur der Beginn eines neuen Inflationsschubs", kommentierte Volkswirt Sebastian Dullien die Zahlen.
"Im September dürfte das Auslaufen des Tankrabatts und des 9-Euro-Tickets die Inflation weiter in die Höhe drücken. Dazu kommen weiter steigende Gaspreise", sagte der Direktor des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung.
Zur Jahreswende drohe die Inflationsrate die 10-Prozent-Marke zu übersteigen. Schon im August sei Erdgas einer der Hauptinflationstreiber. "Bis ins kommende Jahr hinein wird die Weitergabe der hohen Großhandelspreise von Gas und Strom an die Privathaushalte die Inflation hoch halten, erst im Jahresverlauf 2023 kühlt sie dann ab", so Dullien.
Forderung nach Strom- und Gaspreisdeckel
"Aufgrund der rapide fallenden Kaufkraft der privaten Haushalte droht damit über den Winter eine durch Konsumzurückhaltung ausgelöste Rezession in Deutschland. Die bisherigen Entlastungspakete dürften in der bisherigen Form dies nicht mehr abwenden können. Abhilfe könnte schaffen, wenn der angekündigte Strompreisdeckel schnell umgesetzt und ebenfalls schnell ein Konzept für den Gaspreisdeckel vorgelegt und beschlossen wird", betonte der IMK-Direktor.
Bundesbank-Präsident Joachim Nagel geht davon aus, dass die Inflation im Dezember mit mehr als 10 Prozent ihren Höhepunkt erreichen könnte. Allerdings erwartet die Bundesbank auch für 2023 mit voraussichtlich mehr als 6 Prozent Jahresteuerung eine deutlich erhöhte Inflation in Europas größter Volkswirtschaft.
Die Europäische Zentralbank (EZB), die sich nach langem Zögern mit höheren Zinsen gegen die rekordhohe Inflation stemmt, strebt für den Euroraum mittelfristig Preisstabilität bei zwei Prozent Inflation an.
tko/hb (rtr, dpa, afp)