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Ingolstadt - gekommen, um zu bleiben

Jens Krepela15. August 2015

Ohne spektakuläre Neuverpflichtung startet der Aufsteiger FC Ingolstadt ins Abenteuer Bundesliga. Für den sportlichen Erfolg muss der junge Club ebenso kämpfen wie um Symphatie und Akzeptanz bei den Fans.

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Stadion Ingolstadt (Foto: "picture-alliance / augenklick / firo Sportphoto)
Bild: picture-alliance/augenklick/firo Sportphoto

In einer Hinsicht ist der FC Ingolstadt schon jetzt Schlusslicht der beginnenden Saison. Nur 10.000 Dauerkarten verkauften die sogenannten "Schanzer" für ihr erstes Jahr in der Bundesliga. Sicher bedingt durch die kleine Kapazität des Stadions, das gerade mal 15.800 Zuschauer fasst. Was beim Mit-Aufsteiger SC Darmstadt 98 - 11.000 verkaufte Dauerkarten - aber als sympathische Bodenständigkeit gedeutet wird, wird den Ingolstädtern als mangelnde Attraktivität ausgelegt. Grund: Zu eng wirkt auf viele Fans die Verbindung zwischen Club und Hauptsponsor Audi.

Der "Werksclub"-Stempel ist jedoch nicht wirklich gerechtfertigt. Zwar ist der Autohersteller Eigentümer von Stadion und Trainingsgelände des Vereins an seinem Stammsitz und außerdem mit rund 20 Prozent an der Spielbetriebsgesellschaft beteiligt, in Sachen Etat kann aber von Geldschwemme keine Rede sein. Schon nach dem souveränen Aufstieg im Mai betonte Präsident Peter Jackwerth: "Wir sind kein Werksklub, und wir werden einen Etat haben wie ein Aufsteiger."

Der niedrige Etat muss reichen

Peter Jackwert (Foto: picture-alliance / augenklick / firo Sportphoto)
Initiierte 2004 die Clubgründung: Präsident P. JackwertBild: picture-alliance/augenklick/firo Sportphoto

Sportdirektor Thomas Linke und Coach Ralph Hasenhüttl müssen also mit rund 18 Millionen Euro für Spieler und das Betreuerteam drum herum zu Recht kommen. Für Erstligaverhältnisse beileibe kein großer Wurf (FC Bayern München: 180 Millionen Euro) und nur etwas mehr als der andere krasse Außenseiter der Saison, die Lilien aus Darmstadt.

Was diese beiden Mannschaften so unterschiedlich macht ist die Tradition. Die Darmstädter blicken zurück auf 118 Jahre Vereinshistorie. Demgegenüber stehen beim FC Ingolstadt gerade einmal zwölf Jahre zu Buche. Im Februar 2004 fusionierten auf Betreiben von Unternehmer Peter Jackwerth die Fußballabteilungen der Ingolstädter Klubs MTV und ESV. Was folgte war ein rasanter Aufstieg, gekrönt vom Einzug in die Bundesliga.

Ingolstadt punktet mit Teamgeist und Torhunger

Wie in der vergangenen Saison, in der die "Schanzer" die 2. Liga dominierten, will Coach Hasenhüttl mit mannschaftlicher Geschlossenheit mithalten. "Ich hoffe, dass das auch in Negativphasen, wenn wir merken, dass wir an Grenzen stoßen, unser größtes Pfund bleibt", sagt Hasenhüttl. Ziel der Ingolstädter ist ganz klar der Klassenerhalt. "Ich bin sicher, dass wir am Ende über dem Strich stehen werden", gibt sich der 47-jährige Österreicher selbstbewusst.

2. Fußball Bundesliga FC Ingolstadt bejubelt Aufstieg nach Sieg gegen den RB Leipzig im Mai 2015 (Foto: Karl-Josef Hildenbrand/dpa)
Souveräner Aufstieg: Ingolstadt dominierte die Zweitliga-SaisonBild: picture-alliance/dpa/K.-J. Hildenbrand

Sein Team glänzte in der Aufstiegssaison vor allem in der Offensive. Mit 53 Treffern schoss sich das Team in die Bundesliga. 23 Tore davon fielen nach Standardsituationen, auch das ist eine Stärke der Ingolstädter. Zum Erfolg beigetragen hat außerdem ihr frühes und effektives Pressing des Gegners. Allerdings ist die große Frage, wie sich diese Stärken im Fußball-Oberhaus durchsetzen lassen. Anders als in der zweiten Liga sind es die Spitzenteams gewohnt auch unter höherem Druck ihr Spiel aufzuziehen.

Wenig Erfahrung in der Bundesliga

Im Kader der "Schanzer" fehlen klangvolle Namen. Am ehesten wäre noch Abwehrspieler Marvin Matip zu nennen, der Bruder des Schalkers Joel Matip. Stattdessen setzt man auf junge Spieler mit Entwicklungspotential. Bestes Beispiel: Pascal Groß. Der 24-jährige Mittelfeldspieler gab in der abgelaufenen Spielzeit 22 Torvorlagen und erzielte sieben Treffer selbst. Schattenseite dieser Philosophie: kein Team hat weniger Bundesliga-Erfahrung. Selbst die Spieler aus Darmstadt bringen es summiert auf über 600 Erstliga-Einsätze, fast doppelt so viel wie der Kader aus Ingolstadt.

Ralph Hasenhüttl FC Ingolstadt 04 (Foto: Daniel Naupold/dpa)
Coach Hasenhüttl: seit Oktober 2013 Trainer in IngolstadtBild: picture-alliance/dpa/D. Naupold

Mit vier Neuzugängen hat sich der Club bisher verstärkt. Besonderes Augenmerk liegt dabei auf Rekordeinkauf Elias Kachunga, der Ex-Paderborner soll in der Offensive für noch mehr Durchschlagskraft sorgen. Am anderen Ende des Feldes soll Örjan Nyland den Kasten der Schanzer sauber halten. Der norwegische Nationalkeeper wird wohl den nicht immer unumstrittenen Ramazan Özcan zwischen den Pfosten ablösen.

Durchwachsene Vorbereitung

Keine Experimente wagten die Ingolstädter bei der Vorbereitung auf die Saison. Coach Hasenhüttl und sein Champions-League-erfahrener Co-Trainer Michael Henke drillten die Spieler im Trainingslager im österreichischen Mittersill. Fünf von acht Testspielen konnten die Ingolstädter gewinnen. Der letzte Übungskick ging allerdings daneben. Gegen den Erstligisten Al Wahda aus den Vereinigten Arabischen Emiraten kam das Team nicht über ein dürftiges 1:1 hinaus. Hasenhüttl gibt sich davon unbeirrt und fiebert dem Saisonstart in der Bundesliga entgegen: "Es macht den Fußball so interessant, dass man es mit einem guten Plan, einer guten Mentalität und guten Automatismen schafft, auch solche Mannschaften zu schlagen."