Innovative Architektur aus Afrika
Schwimmende Schule statt Betonklotz: Eine neue Generation afrikanischer Architekten baut mit Lehm und Holz statt mit Stahl und Zement. Traditonelle Bauweisen mit modernster Technik prägen die "Afritecture".
Boot statt Schulbus
Kinder im nigerianischen Makoko müssen seefest sein, wenn sie zur Schule wollen. Denn die schwimmt seit März 2013 mitten in der Lagune der Hauptstadt Lagos. Die "schwimmende Schule" ist ein Beispiel für "Afritecture". Dabei verzichten Architekten auf westliche Baukonzepte und greifen auf traditionelle Techniken und Rohstoffe wie Holz zurück.
Schwimmen gegen den Klimawandel
Ein Modell von Makokos schwimmender Schule ist in einer Ausstellung des Münchner Architekturmuseums zu sehen. In Makoko stehen die Häuser auf Pfählen im Wasser, doch wegen des Klimawandels werden sie immer häufiger überschwemmt. Die Lösung des nigerianischen Architekten Kunlé Adeyemi: Die Häuser lernen schwimmen - als erstes ist die Schule dran.
Sinn für die Gemeinschaft
Die Gemeinschaft der Menschen spielt eine wichtige Rolle bei allen Afritecture-Projekten. Ob Schule oder Krankenhaus, die Gebäude sollen von vielen Menschen genutzt werden. Ein Fokus: Bildung. Mitten im Township Red Location bei Port Elizabeth wurde zum Beispiel ein Kulturzentrum errichtet. Von 1998 bis 2012 entstanden neben den Hütten der Bewohner ein Museum, eine Galerie und eine Bibliothek.
Gemeinsam ans Werk
Oft beteiligen sich die Menschen vor Ort auch schon beim Bau: Diese Handwerkerschule im kenianischen Malaa errichteten die Einwohner gemeinsam mit deutschen Studenten. Die Schule wurde in Deutschland konzipiert. Bei den meisten Projekten, die die Ausstellung zeigt, stammen die Entwürfe hingegen von einheimischen Architekten.
Lehmziegel statt Klimaanlage
Zum Beispiel von Francis Keré aus Burkina Faso. Mit dem verstorbenen Regisseur Christoph Schlingensief konzipierte er in seinem Heimatland ein Operndorf. 2013 fertig gestellt: die Krankenstation. Keré nutzt vor allem den traditionellen Baustoff Lehm. Der Vorteil: Lehmziegel sind billig, leicht zu produzieren und machen Klimaanlagen überflüssig. Tagsüber speichern sie Wärme und geben sie nachts ab.
Den Wind fangen
Eine Kinderklinik in Port Sudan nutzt eine Technik aus dem Iran, um die Räume kühl zu halten: Bādgire, das heißt auf Deutsch "Windfänger". Das Gebäude fängt den Wind ein und leitet ihn erst in die kühlen Keller, bevor er schließlich die Zimmer belüftet. Außerdem soll die Sonne draußen bleiben: Öffnungen in den Mauern gibt es fast nur auf der Schattenseite.
Häuser wie Hügel
Afritecture-Bauten orientieren sich häufig an ihrer direkten Umwelt: Für dieses Ausstellungszentrum im südafrikanischen Mapungubwe-Nationalpark entwarf der Johannesburger Architekt Peter Rich mehrere gewölbte Pavillons. Wie Hügel fügen sie sich in die Landschaft ein, perfekt getarnt durch Steine aus der Umgebung, die auf den Dächern verteilt wurden.
Gegen die Betonburgen
28 Projekte aus Ländern wie Kenia, Nigeria oder Burkina Faso sind in München zu sehen. Sie versuchen, der rasanten Verstädterung Herr zu werden, ohne wie viele afrikanische Großprojekte nur Hochhäuser zu bauen. Die Afritecture-Projekte orientieren sich an den Bautraditionen und den Bedürfnissen der Menschen vor Ort. Damit bieten sie der afrikanischen Architektur eine eigene kulturelle Perspektive.