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Institute sehen Wirtschaft auf Schrumpfkurs

15. Juni 2023

Die Inflation hat bei den Verbrauchern auf die Kauflaune gedrückt. Das macht sich in den gesamtwirtschaftlichen Prognosen bemerkbar - doch es gibt auch Zuversicht.

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Deutschland | Produktion bei Heidelberger Druckmaschinen AG
Bild: Ute Grabowsky/photothek/picture alliance

Hohe Inflation, schwache Weltkonjunktur und gestiegene Zinsen werden die deutsche Wirtschaft nach Einschätzung führender Institute in diesem Jahr schrumpfen lassen. Das Bruttoinlandsprodukt sinke voraussichtlich um 0,3 Prozent, sagt das Kieler Institut für Weltwirtschaft (IfW) in seiner am Donnerstag veröffentlichten Sommerprognose voraus. Im Frühjahr war es noch von einem Wachstum von 0,5 Prozent ausgegangen. Das Essener RWI-Institut kappte seine Prognose von plus 0,2 auf ebenfalls minus 0,3 Prozent, während das Berliner DIW ein Minus von 0,2 Prozent erwartet. Zum Vergleich: Die Bundesregierung rechnet mit einem Wachstum von 0,4 Prozent. Für das kommende Jahr erwarten die Institute nun ein Wachstum von bis zu 2,0 Prozent.

"In Anbetracht der schweren Krise und des Lieferstopps von Öl und Gas aus Russland schlägt sich die deutsche Wirtschaft wacker und bestätigt damit ihre Fähigkeit, sich schnell an neue Gegebenheiten anzupassen", sagte IfW-Präsident Moritz Schularick. "Aber klar ist auch, dass die Energiekrise ihre Spuren hinterlassen hat." Der Ausblick für die Wirtschaft sei aber besser, als es die negative Jahresrate vermuten lasse, fügte IfW-Konjunkturchef Stefan Kooths hinzu. "Ein nach wie vor großes Aufholpotenzial nach der Corona-Pandemie, hohe Auftragsbestände in der Industrie und demnächst kräftige Kaufkraftzuwächse bei einem stabilen Arbeitsmarkt sind die Zutaten, die die Konjunktur stützen", sagte Kooths.

Keine Angst vor Rezession?

Das IfW macht den Verbrauchern zudem Hoffnung auf ein Abklingen der starken Teuerung, die an ihrer Kaufkraft nagt. "Die Inflation wird sich im Verlauf des Jahres deutlich verringern", so die Forscherinnen und Forscher. Im Durchschnitt dürften die Verbraucherpreise aber noch einmal kräftig um 5,8 Prozent steigen. Für das kommende Jahr zeichne sich dann eine deutlich niedrigere Inflationsrate von rund zwei Prozent ab.

Anziehende Zinsen könnten Erholung abwürgen

"Nicht mehr ganz so stark steigende Preise, zunehmende Realeinkommen, ein robuster Arbeitsmarkt und höhere Konsumausgaben dürften im weiteren Verlauf der Schlüssel für die konjunkturelle Erholung sein", sagte der Co-Leiter des Bereichs Prognose und Konjunkturpolitik beim DIW, Timm Bönke. Allerdings sieht das DIW weiterhin große Risiken. "Eine weiterhin hohe Inflation und dadurch nochmals anziehende Zinsen könnten die Erholung der deutschen Wirtschaft abwürgen", warnte Geraldine Dany-Knedlik, die Co-Leiterin des Bereichs Prognose und Konjunkturpolitik. Die Europäische Zentralbank (EZB) dürfte am Nachmittag ihren Leitzins auf 4,00 Prozent hochschrauben, um die starke Teuerung im Euroraum zu bekämpfen. Höhere Kreditkosten belasten insbesondere die Baukonjunktur.

Das Bruttoinlandsprodukt ist Ende 2022 und im ersten Vierteljahr 2023 jeweils geschrumpft. Europas größte Volkswirtschaft steckt damit in einer Rezession. Die Gefahr einer Sommerrezession hat sich einer Studie zufolge deutlich erhöht. Für Juni bis Ende August sei die Wahrscheinlichkeit dafür auf 49,3 Prozent nach oben geschnellt, teilte das gewerkschaftsnahe Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) mit. Im Mai lag sie noch bei 37,6 Prozent. "Die abermalige spürbare Zunahme der Rezessionswahrscheinlichkeit deutet darauf hin, dass die Wirtschaftsleistung in Deutschland im zweiten Quartal allenfalls stagniert", sagte IMK-Konjunkturexperte Peter Hohlfeld.

Trotz der Konjunkturflaute rechnen die Kieler Experten mit einem robusten Arbeitsmarkt. So soll die Zahl der Erwerbstätigen in diesem Jahr um mehr als 350.000 steigen. Die Arbeitslosenquote werde zwar auf 5,6 Prozent zulegen, im kommenden Jahr aber mit 5,3 Prozent wieder auf das Niveau von 2022 sinken.

hb/dk (rtr,dpa)