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Integrationswunder aus Mittelasien

David Schah15. September 2004

Etwa 100.000 Afghanen leben in Deutschland, davon etwa ein Viertel in Hamburg. Die meisten sind vor dem Bürgerkrieg geflohen, der seit 1978 andauert. Die Intellektuellen zog es besonders nach Deutschland.

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Deutsches Fernsehen hilft bei der IntegrationBild: AP

Assadullah Khalilzai, der in Kabul als Lehrer arbeitete, hatte nur Gutes über Deutschland gehört. Daher entschloss er sich, 1992 mit seiner Frau und vier Kindern nach Deutschland zu fliehen, als Kabul von den Raketen rivalisierender Polit-Banden verwüstet wurde. Wie Khalilzai waren es vor allem Intellektuelle aus der Mittel- und Oberschicht, die Afghanistan den Rücken kehrten und nach Deutschland kamen. Das lag auch daran, dass es seit den 1950er-Jahren gute Beziehungen zwischen verschiedenen deutschen Universitäten und der Universität Kabul gab.

Jetzt wohnt der 50-jährige Khalilzai mit seiner Familie im nordrhein-westfälischen Düren. Das Wohnzimmer ist westlich eingerichtet, nur ein Foto der weltberühmten Buddha-Statuen von Bamian erinnert an die ursprüngliche Heimat Afghanistan. Khalilzais Ehefrau spricht zwar nur wenig Deutsch, ist aber stets unverschleiert, und auch die anwesende Tochter Torpekai ist nicht von einem deutschen Teenager zu unterscheiden.

Nur die Drängler stören

Glaubt man Herrn Khalilzai, dann gab es bei der Eingewöhnung und beim Verhältnis zu den deutschen Einheimischen keinerlei Probleme: "Die haben spontan immer ihre Hilfe angeboten." Es sei sogar vorgekommen, dass einige deutsche Familien angeboten haben, seinen beiden Töchtern Deutschunterricht zu erteilen, erzählt er. Auch wenn er selbst etwas brauchte oder sich an Behörden wenden musste, es gab immer Freunde, Bekannte und Nachbarn, die ihm bei der Arbeit oder der richtigen Formulierung geholfen haben.

Nach einigem Nachbohren fällt dem höflichen Herrn Khalilzai dann doch etwas ein, was er an Deutschland nicht so gut findet: "Es gibt ein paar Sachen, die mir nicht gefallen: Beim Autofahren, das Drängeln auf der Autobahn. Mein Auto hat wenig PS, wenn ich unter 120 fahre, dann drängeln die und überholen erst links und dann rechts."

Integration durch Fernsehen?

Herr Khalilzai ist typisch für etwa die Hälfte der Einwanderer aus Afghanistan. Sie sind in Deutschland völlig integriert und haben kaum noch Bindungen zu ihrem Ursprungsland. Die übrigen Afghanen fühlen sich in beiden Kulturen zuhause. Nur eine Minderheit tut sich schwer mit der Integration. Es sind vor allem die in den letzten Jahren nach Deutschland gekommenen Afghanen, die im Vergleich zu ihren Vorgängern einen geringen Bildungsgrad aufweisen. Denen empfiehlt Herr Khalilzai, von den Deutschen zu lernen: "Die Gründlichkeit habe ich gelernt. Das ist sehr wichtig im Leben - wenn man eine Sache sehr gründlich macht, dann hat man lange Spaß daran."

Dass sich die meisten Einwanderer aus dem Land am Hindukusch relativ gut integriert haben, führen die Afghanen selbst auch darauf zurück, dass es in Deutschland keine afghanischen Medien gibt. Während andere Einwanderergruppen wie Türken, Araber und Osteuropäer mittlerweile auf ein breites Fernsehangebot in ihren jeweiligen Sprachen zurückgreifen können, werden afghanische Jugendliche geradezu gezwungen, Deutsch zu lernen. Fernsehen ist eben doch nicht nur schädlich.