Intensivmediziner fordern strengen Lockdown
22. März 2021Die deutschen Intensivmediziner pochen vor den Beratungen der Länder mit Bundeskanzlerin Angela Merkel auf einen strengeren Lockdown mit schärferen Kontaktbeschränkungen. Bis ausreichende Testmöglichkeiten vorlägen, müssten auch Schulen und Kitas geschlossen werden, sagte Christian Karagiannidis, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Internistische Intensivmedizin und Notfallmedizin (DGIIN), der Zeitung "Rheinische Post". Andernfalls werde das Infektionsgeschehen bis Mai "für eine Überlastung der Intensivstationen sorgen".
Mit mehr als 3000 belegten COVID-Betten ist die Belastung derzeit so hoch wie zu den Spitzenzeiten der ersten Welle im Frühjahr 2020. Das geht aus dem Register der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI) hervor. Deren Präsident Gernot Marx erklärte: "Wir starten jetzt auf den Intensivstationen in die dritte Welle - und das auf einem sehr hohen Niveau. Davor hatten wir bereits Ende Februar gewarnt und das bereitet uns große Sorge."
"Konsequent und ohne Ausnahme"
Selbst wenn sofort gegengesteuert würde, ließe sich erst für die Zeit ab Mitte April etwas an den Zahlen ändern, "da die Welle der Intensivpatienten immer zwei bis drei Wochen der Infektionswelle nachrollt", ergänzte Marx. Bei geschätzten 200 Infektionen je 100.000 Einwohner in sieben Tagen prognostizieren die Fachgesellschaften für Anfang Mai rund 5000 COVID-Patienten auf Intensivstationen. Das wären fast so viele wie auf dem Höhepunkt der zweiten Welle Anfang Januar.
Der CDU/CSU-Fraktionschef im Bundestag, Ralph Brinkhaus, verlangt, die Anfang März vereinbarte "Notbremse" nun "konsequent und ohne Ausnahme" umzusetzen. Die Ministerpräsidenten stünden "in der Verantwortung, einen weiteren Anstieg der Zahlen und damit der Kranken und Toten zu verhindern". Die Maßnahmen zur Bekämpfung der Pandemie müssten noch einmal erweitert werden, "so problematisch das auch ist". Ansonsten werde es "für uns alle ein sehr schwerer Sommer", warnte Brinkhaus.
Sieben-Tage-Inzidenz steigt weiter
Das Robert-Koch-Institut (RKI) meldet 7709 Corona-Neuinfektionen. Das sind 1105 Fälle mehr als am Montag vor einer Woche. Die Sieben-Tage-Inzidenz steigt auf 107,3 - nach 103,9 am Sonntag. Der Wert gibt an, wie viele Menschen pro 100.000 Einwohner sich in diesem Zeitraum angesteckt haben. Innerhalb von 24 Stunden sind 50 Menschen an oder mit dem Coronavirus gestorben. Damit erhöht sich die Zahl der gemeldeten Todesfälle auf 74.714.
jj/ehl (dpa, afp, rtr)