IEA sieht Krise als Chance
27. Oktober 2022Die durch Russlands Einmarsch in die Ukraine ausgelöste weltweite Energiekrise kann die Energiewende nach Einschätzung der Internationalen Energieagentur (IEA) beschleunigen. Die Krise führe neben kurzfristigen Schutzmaßnahmen der Verbraucher vor steigenden Preisen dazu, dass viele Staaten nun versuchten, den Strukturwandel zu beschleunigen, wie die IEA in ihrem in Paris vorgelegten Jahresbericht schreibt. Wenn die Pläne verwirklicht würden, könnten die Investitionen in saubere Energie bis 2030 um 50 Prozent auf zwei Billionen US-Dollar pro Jahr steigen.
Die Energiemärkte und die Energiepolitik veränderten sich nicht nur kurzfristig, sondern für die kommenden Jahrzehnte, so IEA-Direktor Fatih Birol: "Die Reaktionen der Regierungen auf der ganzen Welt versprechen, dass es zu einem historischen und endgültigen Wendepunkt hin zu einem saubereren, erschwinglicheren und sicheren Energiesystem kommt."
Nach der IEA-Analyse kommt für die weltweite Nachfrage nach fossilen Brennstoffen erstmals ein Höhepunkt oder ein Plateau in Sicht. Unter den gegenwärtigen politischen Rahmenbedingungen wird mit einem Rückgang der Kohlenutzung in den nächsten Jahren gerechnet, die Erdgasnachfrage erreicht bis zum Ende des Jahrzehnts ein Plateau. Der steigende Absatz von Elektrofahrzeugen führt demnach dazu, dass die Erdölnachfrage Mitte der 2030er-Jahre abflacht und dann bis Mitte des Jahrhunderts leicht zurückgeht.
CO2-Ausstoß kurz vor dem Höhepunkt
Im globalen Energiemix sinkt der Anteil fossiler Brennstoffe nach der Analyse von 80 Prozent auf 60 Prozent bis zum Jahr 2050. Die IEA-Experten gehen deshalb davon aus, dass der weltweite Jahresausstoß des klimaschädlichen Gases Kohlendioxid mit 37 Milliarden Tonnen im Jahr 2025 vermutlich seinen Höhepunkt erreichen wird.
Demnach werden die globalen Emissionen nach dem Höhepunkt in drei Jahren langsam bis 2050 auf jährlich 32 Milliarden Tonnen fallen. Erst im vergangenen Jahr kam die Internationalen Energieagentur noch zu dem Schluss, dass bei den Emissionen "kein klarer Höhepunkt in Sicht" sei.
Trotz alledem geht die IEA allerdings von einer globalen Erderwärmung um 2,5 Grad bis zum Jahr 2100 aus - weit entfernt vom 1,5-Grad-Ziel, das gravierende Auswirkungen des Klimawandels verhindern helfen soll.
AR/sti (dpa, afp)