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Gesellschaft

Internet debattiert Youssefs Trump-Vergleich

Francisco Perez | Maximiliane Koschyk
22. Februar 2017

Muslime, die Trump kritisieren, sollten nicht die Lage in ihrer Heimat ignorieren, sagte Bassem Youssef. Das Interview der Deutschen Welle wurde in sozialen Medien kontrovers diskutiert.

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GMF Bassem Youssef
Bild: DW/M.Müller

Drei Jahre ist es her, dass der ägyptische Satiriker Bassem Youssef seine Heimat verließ. Mangelnde Meinungsfreiheit zwang ihn damals zur Flucht. Aus dem Exil heraus sorgte er nun mit seiner Meinung für kontroverse Reaktionen im arabischsprachigen Internet - mit einem Vergleich seiner alten Heimat und der neuen, den USA.

Im Interview der Deutschen Welle - aufgezeichnet am 15. Februar für das englischsprachige Nachrichtenprogramm - wurde er gefragt, wie er als in den USA lebender Muslim die islamfeindliche Rhetorik des Präsidenten Donald Trump wahrnehme:

"Wir sollten nicht vergessen oder ignorieren, dass wir in der arabischen und muslimischen Welt die gleiche Art der Rhetorik haben", antwortete Youssef. "Wir haben Angst, dass Trump den Muslimen etwas antun könnte, was viele mehrheitlich muslimische Länder bereits Nicht-Muslimen antun."

Obwohl Trump sich rassistisch und diskriminierend gegenüber Muslimen und anderen Minderheiten verhalte, fügte Youssef hinzu, müssten arabische und muslimisch geprägte Staaten "zugeben", dass sie "dasselbe mit anderen" täten.

Das Interview in voller Länge auf Englisch:

52 Sekunden des neun Minuten langen Interviews wurden über die englischsprachigen DW-Kanäle in sozialen Netzwerken geteilt. 52 Sekunden, die über 165.000 Mal aufgerufen und über 1300 Mal von Nutzern geteilt wurden.

Auch ein arabisches Interview von Youssef mit Jaafar Abdul Karim, dem Moderator des DW-Magazins "Shababtalk", wurde vielfach in den sozialen Medien geteilt. Doch Youssefs Meinung teilten die Nutzer nicht unbedingt.

Obwohl Trump sich rassistisch und diskriminierend gegenüber Muslimen und anderen Minderheiten verhalte, fügte Youssef hinzu, müssten arabische und muslimisch geprägte Staaten "zugeben", dass sie "dasselbe mit anderen" täten.

Er rechtfertige "Trumps schlimme rassistische Taten", kritisierte beispielsweise der Nutzer Wael E. den Satiriker in einem Kommentar unter dem Video der englischen DW-Seite auf Facebook.

Auch auf Twitter ärgerten sich Nutzer über Youssefs Aussage. "Wir machen uns lustig über andere, aber das ist kein Rassismus", schreibt etwa Yasmin Kafafi. "Rassismus ist das, was Amerika mit den Schwarzen früher gemacht hat. Ihnen wurde alles verboten. Sie durften nicht mal zur Schule gehen oder mit den Weißen auf der gleichen Straße gehen oder diese [Weißen] einfach berühren."

Auch die Art und Weise, wie Youssef Trumps Verhalten einordnet, stört einige Nutzer: "Was Bassem sagte, ist richtig", schreibt Ibn Ezz. "Allerdings, die Art und Weise und der Zeitpunkt rechtfertigen Trumps Taten. Hinter Bassems Aussage verbergt sich eine schlechte Absicht."

Doch es gibt auch Nutzer, die Bassem Youssef verteidigen: "Rassismus ist in den arabischen Ländern eine Lebensweise geworden", schreibt Shereen Seleman. "Nicht nur gegen Andersgläubige oder andere Hautfarben."

Vor allem Nutzer aus Youssefs Heimat solidarisierten sich mit dem Satiriker. In Ägypten wird die Minderheit der koptischen Christen vom Militärregime unterdrückt. "Sind die Leute etwa der Meinung, dass Trumps Entscheidung die Minderheiten unterdrückt und was wir mit Christen oder Bahaais tun, normal ist?", fragt Ahmad Al Saidy auf Twitter. "Eigentlich sind wir rassistisch sogar gegen eigene Ägypter, die dunkelhäutig sind."

Youssef selbst hat auf die Empörung über sein Interview mit einer Erklärung auf Facebook reagiert:" Ich hab das schon vorher gesagt und ich beharre drauf", schreibt der Satiriker. Die rassistische Atmosphäre, die Trump verbreite, sei gefährlich. "Aber wir als Muslime dürfen nicht vergessen, dass es Rassismus und abscheulichen Hass gegen Nichtmuslime in unseren Ländern gibt." Und weiter: "Ich weiß aber nicht, warum die Leute jetzt überrascht sind?"

Screenshot Facebook Shababtalk mit Bassem Youssef und Jaafar Abdul Karim
Screenshot des Interviews auf der Facebook-Seite von "Shababtalk"Bild: DW

Kritik an "religiösen Heuchlern"

Seine Kritik an der Doppelmoral in muslimischen Gesellschaften sei nicht neu: " Wie wir heulen und schreien, wenn Nikab oder Hidschab irgendwo verboten werden oder der Bau von Moscheen erschwert wird."

Umgekehrt sei es aber "ganz normal", dass der Bau von Kirchen verboten werde, weil das Kreuz die Muslime störe, oder die Häuser der religiösen Bahai-Minderheit angezündet würden. Die Minderheit war lange in Ägypten nicht berechtigt, Ausweispapiere zu bekommen.

Jene Muslime, die über Bilder von Koranverteilungen in Berliner Straßen jubeln würden, schreibt Youssef, "genau deren Reaktion möchte ich sehen, wenn ein Christ Bibel-Exemplare in unseren Straßen verteilt."

"Du nutzt die Säkularität und Freiheit in 'ungläubigen' Ländern aus, um deine Religion zu verbreiten und gleichzeitig verbietest du das für andere in deinem Land", missbilligte Youssef seine Kritiker einzeln und direkt. "Du bist ein Heuchler."

Vom Arzt zum Internetstar

Sein komödiantisches Talent machte den Herzchirurgen während des Arabischen Frühlings zum Internetstar. In Videos kommentierte er ironisch und unterhaltsam die absurde Propaganda der ägyptischen Regierung während der Aufstände auf dem Tahirplatz.

Es folgte eine eigene Sendung namens "El Barnameg", die international ausgestrahlt wurde. Doch der Erfolg währte nicht lange. Sein Humor galt nach dem Militärputsch als zu heikel für das politische Klima Ägyptens. Die Sendung wurde 2014 eingestellt. Youssef lebt nun in den USA.