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IOC vor der Wahl: Almaty oder Peking?

28. Juli 2015

Egal wo die Winterspiele 2022 ausgetragen werden: IOC-Präsident Bach erwartet Diskussionen, weil die Menschenrechtslage in beiden Bewerberländern kritisch ist. Das IOC hat sich aber Garantien geben lassen.

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Deutschland IOC Thomas Bach hält Rede (Foto: EPA/JEAN-CHRISTOPHE BOTT)
Bild: picture-alliance/dpa/J.-C. Bott

Die Vergabe der Winterspiele für 2022 an Almaty oder Peking kann für das Internationale Olympische Komitee (IOC) eine Hypothek für die kommenden Jahre werden. Sowohl Kasachstan als auch China stehen wegen Menschenrechtsverletzungen in der Kritik. "Es wird sicherlich Diskussionen geben, aber die Position des IOC ist klar: Wir nehmen unsere Verantwortung sehr ernst", versicherte IOC-Präsident Thomas Bach vor der Wahl auf der IOC-Session am Freitag in Kuala Lumpur.

Die Olympische Charta und der Gastgebervertrag müssten vollumfänglich für die Dauer der Spiele Anwendung finden. "Dies gilt für alle Teilnehmer und im Zusammenhang mit allen direkt Olympia-bezogenen Aktivitäten. Diese Themen wurden mit den Regierungsvertretern beider Bewerber besprochen", erklärte Bach. "Deren Einhaltung wurde von beiden Kandidaten garantiert. Außerhalb dieser olympischen Zeit hat auch das IOC die Gesetze und Regeln eines souveränen Staates zu akzeptieren. Wir sind keine Weltregierung."

Bach: "Interesse demokratischer Länder gestiegen"

Die Entscheidung zwischen Almaty und Peking sei auch unter sportfachlichen Aspekten nicht einfach für die 100 IOC-Mitglieder. "Es stehen zwei unterschiedliche Konzepte zur Wahl", sagte der 61-Jährige. Peking nutze auf der einen Seite das Erbe der Olympischen Spiele 2008 für die Eissportarten und die Infrastruktur. Auf der anderen Seite eröffne es etwas 300 Millionen Menschen den Zugang zum Wintersport. Almaty hingegen belebe ein traditionsreiches Wintersport-Resort neu.

Asien-Winterspiele in Almaty (Foto: LIU JIN/AFP/Getty Images)
Kasachstans 1,5 Millionen-Einwohner-Metropole hat Erfahrung mit der Austragung von WintersportereignissenBild: Getty Images/AFP/L. Jin

Dass das Interesse demokratischer Länder an Olympia-Bewerbungen immer mehr zurückgegangen sei - für die Winter-Ausgabe 2022 haben unter anderen Oslo, Krakau, St. Moritz und München ihre Kandidaturen vorzeitig aufgegeben - hält Bach mit Verweis auf die Ausrichter der Spiele von 1988 (Seoul) bis 2012 (London) sowie den zukünftigen Gastgebern 2016 (Rio de Janeiro), 2018 (Pyeongchang) und 2020 (Tokio) für falsch: "Die ganze Diskussion um die angebliche Zurückhaltung von demokratischen Ländern ist eine Mär."

Inzwischen seien Olympische Spiele wieder begehrt - auch dank der Agenda 2020, die der deutsche IOC-Chef initiiert hat, um dem zuletzt kritisierten Gigantismus der Spiele und der mangelnden Transparenz des Ringe-Ordens zu begegnen. Hat das IOC durch die Reformen wieder an Ansehen gewonnen? "Es geht nicht um das IOC, sondern um die Athleten und die Spiele", sagte Bach. Es gehe darum, diese Spiele für die Athleten unter wirtschaftlich vertretbaren Gesichtspunkten veranstalten zu können. So seien mit dem Ausrichter der Sommerspiele in Tokio 2020 in den sieben Monaten nach Verabschiedung der Agenda 2020 Einsparungen von 1,7 Milliarden US-Dollar erreicht worden. "Wirkung und Erfolg dieser Agenda 2020 wird damit sehr greifbar", sagte Bach.

Probleme der FIFA hängen nicht an Einzelpersonen

Reformen und personelle Veränderungen werden auch nach der jüngsten Korruptionsaffäre des Fußball-Weltverbandes FIFA gefordert. Dass FIFA-Präsident Joseph Blatter trotz seines angekündigten Rückzugs noch bis Ende Februar im Amt bleiben will, hält Bach nicht für entscheidend. "Es geht nicht nur um die Personaldiskussion. Es geht um mehr als um einzelne Personen", sagte er. "Wer glaubt, die Probleme der FIFA wären alleine mit der Neuwahl eines Präsidenten beendet, der irrt." Bach verwies vor allem auf strukturelle Änderungen, die herbeigeführt werden müssten. Keinen Grund sieht der IOC-Chef, Katar die Fußball-WM für 2022 wegen Korruptionsvorwürfen wieder wegzunehmen. "Nein, hier gibt es Untersuchungen und keine Beweise", sagte Bach.

IOC-Präsident Thomas Bach und FIFA-Präsident Joseph Blatter (Foto: Josef Hildenbrand/dpa)
Thomas Bach und Joseph Blatter (r.)Bild: picture-alliance/dpa/K.-J. Hildenbrand

asz/jk (dpa)