Irak: Ein voreiliger Krieg
6. Juli 2016Eine voreilige Entscheidung und nicht die ultimativ letzte Möglichkeit - so lautet das Urteil der sogenannten Chilcot-Kommission, die sich mit der britischen Rolle im Irak-Krieg beschäftigt hat. Das nach dem Karriere-Diplomaten John Chilcot benannte Gremium, das vor sieben Jahren eingesetzt worden war, legte in London seinen Bericht vor. Darin wird unter anderem die Entscheidung der damaligen Regierung unter Premierminister Tony Blair zur Beteiligung an der US-geführten Invasion 2003 als übereilt kritisiert.
Die politische Weichen seien gestellt worden, noch bevor alle "friedlichen Optionen für eine Entwaffnung" des Irak unter Machthaber Saddam Hussein ausgeschöpft worden seien, sagte der Kommissionsvorsitzende Chilcot. Blair habe dem damaligen US-Präsident George W. Bush bereits 2002 unter allen Umständen die Unterstützung Großbritanniens zugesichert. Zudem seien die Pläne für die Nachkriegszeit "völlig unzureichend" gewesen.
Die Invasion in den Irak 2003 war heftig umstritten, weil sie nicht durch ein klares Mandat des UN-Sicherheitsrats gedeckt war. Angebliche Massenvernichtungswaffen des damaligen irakischen Machthabers Saddam Hussein wurden nie gefunden. Bereits 2004 kam ein britischer Bericht zu dem Schluss, dass Blair die "Beweise" der Geheimdienste für angebliche Massenvernichtungswaffen im Parlament aufbauschte.
Blair: "In gutem Glauben"
Um die Frage der Rechtmäßigkeit ging es in dem Kommissionsbericht nicht, er gilt allerdings als eine Art Ohrfeige für die britische Politik. Mehr als 120 Zeugen hörte das Gremium seit 2009 an, darunter Ex-Premierminister Blair und seinen Nachfolger Gordon Brown, außerdem Minister, Geheimdienst- und Armeechefs.
179 gefallene britische Soldaten
Von rund 46.000 britischen Soldaten, die im Irak eingesetzt waren, starben 179. Während des Krieges und der anschließenden Konflikte wurden darüber hinaus zehntausende Iraker getötet.
ml/nin/kle (afp, ap)