Irak: Unruhen nach mutmaßlicher Koran-Schändung in Dänemark
22. Juli 2023Nach einer mutmaßlichen Koran-Schändung in Dänemark sind in der irakischen Hauptstadt Bagdad erneut Demonstranten auf die Straßen gezogen. Hunderte Menschen versammelten sich nahe der dänischen Botschaft. Sicherheitskräfte trieben sie mit Wasserwerfern auseinander und hinderten sie am Zugang zur sogenannten Grünen Zone, in der mehrere Botschaften liegen. Erneut handelte es sich vorwiegend um Anhänger des einflussreichen Schiiten-Anführers und Geistlichen Muktada al-Sadr. Die Demonstranten hielten Fotos Al-Sadrs in die Höhe und forderten Vergeltung.
Auch die Räumlichkeiten einer dänischen Hilfsorganisation im Irak wurden attackiert. Wie die Deutsche Presse-Agentur aus Sicherheitskreisen erfuhr, griffen Demonstranten die Büros der Dänischen Flüchlingshilfe (Dansk Flygtningehjælp, DRC) in der südlichen Provinz Basra an. Die Organisation bestätigte, dass es in den frühen Morgenstunden einen bewaffneten Angriff gegen sie gegeben habe. Das Personal vor Ort sei körperlich unversehrt geblieben, aber es seien Gebäude in Brand gesetzt worden, erklärte der DRC-Exekutivdirektor für den Nahen Osten, Lilu Thapa.
Die Kopenhagener Polizei bestätigte gegenüber dänischen Medien, dass am Freitag in der Nähe der dortigen irakischen Botschaft ein Buch verbrannt wurde. Ob es sich um einen Koran handelte, ließ sie offen. Aufnahmen einer rechtsextremen Gruppe namens "Danske Patrioter" (Dänische Patrioten) auf Facebook zeigen, wie ein Mann ein Buch anzündete, das einem Koran ähnelte. Dann legte er eine irakische Flagge über das qualmende Buch, die jedoch nicht Feuer fing. Daraufhin legte er die Flagge auf den Boden und ging mehrmals über sie hinweg.
Zuvor hatten bereits die Verunglimpfung eines Koran-Exemplars in der schwedischen Hauptstadt Stockholm zu Protesten in islamisch geprägten Ländern geführt. In Bagdad drangen Demonstranten in der Nacht zum Donnerstag in die schwedische Botschaft ein und legten Feuer. Der Irak wies die schwedische Botschafterin aus. Saudi-Arabiens Außenministerium sprach von einer "systematischen Provokation gegen die Gefühle von Millionen Muslimen auf der ganzen Welt". Im Iran und im Libanon kamen Tausende Menschen zu Protesten zusammen. Auch aus der Türkei kam Kritik.
Das irakische Außenministerium verurteilte inzwischen die "Schändung des Heiligen Koran und der irakischen Flagge". Gleichzeitig sicherte es jedoch den Schutz der Botschaft Dänemarks zu. Der Irak werde "nicht zulassen, dass sich das wiederholt, was mit der Botschaft des Königreichs Schweden geschehen ist". In den vergangenen Tagen hatten sowohl Schweden als auch die USA Bagdad für den mangelhaften Schutz der schwedischen Botschaft kritisiert.
sti/kle (afp, dpa)