Krieg gescheitert
19. März 2007Nur noch 42 Prozent der befragten Iraker glauben, dass es ihre Kinder einmal besser haben werden. Nur gut ein Drittel rechnet kurzfristig mit einer Besserung der Lage. 74 Prozent fühlen sich in ihrer eigenen Nachbarschaft nicht mehr sicher, was für sie das überhaupt größte Problem ist. Sorge um die eigene Sicherheit bekundeten damit doppelt so viele Iraker wie bei einer vergleichbaren Umfrage im November 2005. Fast die Hälfte kann mittlerweile über Gewaltopfer im engsten Familien- und Freundeskreis berichten.
Dies sind die Ergebnisse einer am Montag (19.03.2007) veröffentlichten Umfrage unter 2000 Irakern, die das Meinungsforschungsinstitut D 3 Systems im Auftrag von ARD, ABC News, BBC und der Zeitung "USA Today" durchführte.
Besatzungstruppen sind schuld
Die Hauptschuld für diese Entwicklung wird den USA und Präsident George W. Bush angelastet. 40 Prozent machten sie für die schlechte Sicherheitslage verantwortlich, nur 18 Prozent nannten islamistische Kämpfer aus dem Umfeld von El Kaida als die eigentlichen Verantwortlichen. So sprachen sich auch fast 80 Prozent der Befragten gegen die Anwesenheit ausländischer Truppen auf irakischem Territorium aus, weil sie darin eine wesentliche Ursache für die Gewalt sahen.
Allerdings plädierten nur 35 Prozent für einen sofortigen Truppenabzug. Die große Mehrheit will zunächst abwarten, bis sich die Sicherheitslage verbessert hat und die irakischen Sicherheitskräfte dies garantieren können. Allein in diesem Widerspruch kommt Beobachtern zufolge die Hoffnungslosigkeit, Resignation und Traumatisierung der irakischen Zivilbevölkerung zum Ausdruck.
Anschläge werden befürwortet
Erstmals werden bei dieser Umfrage Anschläge auf die Besatzungstruppen mehrheitlich verteidigt. 51 aller Iraker und sogar 94 Prozent der sunnitischen Bevölkerung halten solche Angriffe demnach für legitim - das sind drei Mal so viele wie bei einer vergleichbaren Umfrage 2004.
Auch zeigten sich insgesamt 53 Prozent überzeugt, dass die Hinrichtung des gestürzten Staatschefs Saddam Hussein den Versöhnungsprozess nicht gefördert hat. Diese Ansicht vertraten sogar 96 Prozent der Sunniten, deren Angaben von denen der Schiiten häufig extrem abwichen.
Allgemeine Hoffnungslosigkeit
Bis zu 88 Prozent der Zivilbevölkerung beklagte sich über mangelhafte Versorgung mit Strom und Wasser. Ebenso negativ wurden die Schulen, das Gesundheitssystem, die Verwaltungsämter und die Arbeitsmöglichkeiten eingestuft. Angesichts der allgemeinen Hoffnungslosigkeit räumten gut 70 Prozent ein, an charakteristischen Symptomen traumatischer Erkrankungen zu leiden. Schlafstörungen, Konzentrationsstörungen, Wut und Depressionen sind weit verbreitet.
Eine Lösung sehen immer mehr Menschen nur noch in der Auswanderung. Fast ein Drittel der Befragten will den Irak verlassen. (kas)