Iran-Geschäfte werden noch schwieriger
17. Mai 2018Mit Krisen und Problemen kennt Andreas Buxbaum sich aus. Der Unternehmer aus Darmstadt verkauft schnelles Internet per Satellit. Seine Kunden sitzen in Ländern wie Afghanistan, Pakistan, Saudi Arabien. Und auch im Iran. Dort, sagt er, sei das Interesse an seinen Dienstleistungen groß: Bei Fluggesellschaften wie IranAir und Mahan Air etwa, die ihren Passagieren - wie international längst Standard - auch im Flugzeug Internet anbieten wollen.
Vielfältige Hindernisse
Trotzdem sei die Realisierung eines solchen Auftrages utopisch, so Buxbaum. Aus vielerlei Gründen. Zum einen seien in modernen Satellitenanlagen immer auch US-Bauteile enthalten. Und die bekomme man für Lieferungen in den Iran schlicht nicht zu kaufen. Oder die Hersteller untersagten den Export. Vor allem aber werde die Finanzierung von Aufträgen immer schwieriger. Sechs bis acht Millionen Euro kostet es, ein Flugzeug mit Satelliten-Internet und dem dazugehörigen Entertainment-System auszurüsten. Für eine ganze Flotte von Mittel- oder Langstreckenmaschinen geht es also schnell um 100 oder 200 Millionen Euro. Und gerade iranische Auftraggeber haben solche Summen meist nicht in der Portokasse liegen.
Banken wollen sich nicht die Finger verbrennen
Aber Geschäfte im oder mit dem Iran - die scheuen vor allem die großen Banken, wie der Teufel das Weihwasser. Der Grund: Angst. Weil die meisten Geldinstitute auch in den USA Filialen haben, fürchten sie, dort in Ungnade zu fallen und Geschäft einzubüßen. Wenn sich eine Bank aber zwischen dem Iran und den USA entscheiden muss, gibt es in aller Regel kein langes Überlegen. Der US-Markt ist zu wichtig, das 80-Millionen-Einwohner-Land Iran eher unbedeutend. Sehr zum Leidwesen deutscher oder europäischer Firmen.
Kein neues Problem
Die Finanzierung von Aufträgen oder auch nur die Bezahlung von Lieferungen in den Iran war schon in den vergangenen Jahren Bremsklotz Nummer 1. So waren die Erwartungen der Wirtschaft auf beiden Seiten groß, als im Juli 2015 der JCPOA ("Joint Comprehensive Plan of Action") genannte Nuklearvertrag mit dem Iran unterzeichnet wurde. Und es gab auch schnell Kontakte, Gespräche und Pläne für Investitionen und Joint Ventures.
Doch auch nachdem die internationalen Sanktionen offiziell außer Kraft waren, blieb der Finanzsektor zurückhaltend. Das von den USA dominierte internationale Zahlungssystem SWIFT stand für Geschäfte mit iranischen Firmen nie wirklich zur Verfügung. Und der Umtausch der iranischen Währung Rial in Euro oder Dollar funktionierte allenfalls unzuverlässig. Vor wenigen Wochen erst ließ die iranische Regierung reihenweise Wechselstuben schließen und erschwerte den Währungsumtausch - vor allem aus ideologischen Gründen. Die Geldwechsler, so hieß es, würden die iranische Wirtschaft ruinieren.
Die Zukunft steht in den Sternen
Wie schwierig es für iranische Firmen ist, auf dem internationalen Parkett Geschäfte zu machen, hat auch Hesam Ganjavian erfahren. Der iranische Unternehmer verkauft Medizintechnik und Software. Seine Produkte, das hat er auf Messen immer wieder gehört, könnten problemlos mit denen der Konkurrenz aus Europa oder den USA mithalten. Aber immer wieder habe er in den vergangenen Jahren bei Geschäftspartnern zuerst Bedenken ausräumen müssen. Oft spiele auch hier die Angst eine Rolle, Geschäfte mit iranischen Firmen könnten anderswo Nachteile mit sich bringen.
Nachdem US-Präsident Donald Trump das Nuklearabkommen zwischen der internationalen Gemeinschaft und dem Iran aufgekündigt und neue Sanktionen in Kraft gesetzt hat, rechnet Hesam Ganjavian mit noch schwierigeren Rahmenbedingungen. Aber, so sagt er, die Situation sei auch eine Chance. Denn nach mehreren Jahren voller enttäuschter Hoffnungen würden die iranischen Unternehmen jetzt sehr bald erkennen können, wer für sie die wirklichen Partner seien.