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KonflikteIran

Iran meldet Explosionen bei Isfahan

19. April 2024

Israel hat nach übereinstimmenden US-Medienberichten den Iran angegriffen. Iranische Staatsmedien weisen Berichte über Raketenangriffe zurück, melden aber drei Explosionen in der Nähe einer Armeebasis in Isfahan.

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Iran, Isfahan | Anlage zur Herstellung von Kernbrennstoff
Eine Anlage zur Herstellung von Kernbrennstoff in Isfahan (Archivbild)Bild: Atta Kenare/AFP/Getty Images

Die US-Sender CNN, ABC News, MSNBC und Fox News sowie andere Medien berufen sich in ihren Berichten über einen Angriff Israels auf den Iran auf US-Regierungsvertreter. Demnach hat Israel in der Nacht zum Freitag eine Militäroperation im Iran durchgeführt. Eine oder mehrere israelische Raketen hätten ein Ziel im Iran angegriffen. Berichte über Schäden gab es zunächst nicht. Israel und das US-Verteidigungsministerium haben sich bislang nicht geäußert. Auch von der iranischen Führung lag zunächst keine Stellungnahme vor.

Iranische Staatsmedien berichteten am frühen Morgen, dass die Luftabwehr Drohnen zerstört hätten. Die iranische Nachrichtenagentur Fars meldete, in der Nähe eines Armeestützpunktes in der Stadt Isfahan seien drei Explosionen zu hören gewesen. Ein ranghoher Kommandeur der iranischen Armee sprach laut dem Staatsfernsehen von einem nächtlichen Angriff und erklärte, dass dabei kein Schaden entstanden sei. Der Lärm, der in der Nacht in der Stadt Isfahan zu hören gewesen sei, sei auf die Luftabwehr zurückzuführen, die auf ein "verdächtiges Objekt" gerichtet worden sei.

Der zwischenzeitlich unterbrochene Luftverkehr im Iran sei wieder aufgenommen worden, hieß es weiter.

Das iranische Staatsfernsehen zeigte am Morgen einen friedlichen Kreisverkehr in Isfahan
Das iranische Staatsfernsehen zeigte am Morgen einen friedlichen Kreisverkehr in IsfahanBild: IRANIAN STATE TV (IRIB)/AFP

Nach den Berichten über einen israelischen Angriff bereitet der Iran nach Aussage eines ranghohen offiziellen Vertreters zunächst keine Vergeltungsaktionen vor. Nach seiner Darstellung ist bislang nicht klar, wer hinter dem Vorfall steckt. "Die ausländische Quelle des Vorfalls wurde nicht bestätigt", sagte der iranische Vertreter der Nachrichtenagentur Reuters. Es habe keinen "externen Angriff" auf den Iran gegeben, fügte er hinzu. "Die Diskussion tendiert eher in Richtung Infiltration als in Richtung Angriff." Zuvor hatte ein iranischer Experte im Staatsfernsehen gesagt, es habe sich um Mini-Drohnen gehandelt, die von "Infiltratoren" innerhalb des Iran gesteuert worden seien.

Atomanlagen in Isfahan unversehrt

In Isfahan befinden sich wichtige Einrichtungen der iranischen Rüstungsindustrie. Auch das größte nukleare Forschungszentrum des Landes ist in der Kulturstadt angesiedelt. Nach einem Rundfunkbericht bestand für die dortigen Atomeinrichtungen keine Gefahr. Auch die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) gab Entwarnung. Es seien keine iranischen Atomanlagen beschädigt worden, teilte die Organisation in Wien mit. IAEA-Chef Rafael Grossi rufe weiterhin "alle zu äußerster Zurückhaltung auf", hieß es in einer Stellungnahme auf der Plattform X. 

Der Iran hatte am Wochenende erstmals mit mehr als 300 Raketen und Drohnen Israel direkt angegriffen. Anlass war ein mutmaßlich von Israel geführter Angriff auf das iranische Botschaftsgelände in der syrischen Hauptstadt Damaskus, bei dem Anfang April führende Mitglieder der iranischen Revolutionsgarden getötet wurden. 

Scharfe Reaktionen auf iranischen Angriff auf Israel

USA vorab informiert

Fox News berichtete unter Berufung auf eine Quelle beim Militär, es habe sich um einen "begrenzten Angriff" gehandelt. Die USA seien nicht beteiligt gewesen und die Israelis hätten die US-Regierung vorab informiert. CNN berichtete unter Berufung auf zwei Quellen, die US-Regierung habe kein "grünes Licht" für den Angriff gegeben.

Weiter hieß es bei CNN, Atomanlagen im Iran seien kein Ziel der Angriffe gewesen. Der CNN-Militärexperte Mark MacCarley sagte: "Die Israelis mussten Vergeltung üben, aber diese Vergeltung enthielt auch eine Botschaft, nämlich: Ja, wir können es schaffen. Macht das nicht noch einmal. Wenn ihr es noch einmal tut, dann wird Chaos ausbrechen."

Nach einem Bericht der israelischen Zeitung "Jerusalem Post" galt der mutmaßliche Angriff einer Luftwaffenbasis in Isfahan, unweit iranischer Atomanlagen. Die Botschaft sei unmissverständlich gewesen. "Wir haben uns entschieden, eure Atomanlagen diesmal nicht zu treffen, aber wir hätten hier Schlimmeres tun können", erklärten nicht näher genannte Quellen der Zeitung.

Weitere Eskalation befürchtet

Seit dem iranischen Großangriff auf Israel haben die Befürchtungen, der Krieg im Gazastreifen könnte zu einem größeren regionalen Konflikt führen, deutlich zugenommen. Der Iran ist ein wichtiger Unterstützer der islamistischen Palästinenserorganisation Hamas und der Hisbollah-Miliz im Libanon. Israel geht seit dem Angriff der radikal-islamistischen Hamas auf das Land am 7. Oktober gegen die Palästinenserorganisation vor mit dem erklärten Ziel, sie zu vernichten. Die EU, die USA und andere Staaten stufen die Hamas als Terrororganisation ein. Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu hat betont, Israel behalte sich das Recht vor, sich gegen den Iran zu schützen. Westlich Länder hatten an Israel appelliert, besonnen zu reagieren.

Scholz ruft zu Deeskalation auf

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) appellierte nach den Berichten über den mutmaßlichen Angriff an alle Beteiligten, sich zurückzuhalten. "Wir rufen alle auf, weiter zur Deeskalation in der Zukunft beizutragen", sagte Scholz am Rande einer Parteiveranstaltung auf der Insel Norderney. Deeskalation bleibe "das Gebot der nächsten Zeit". Deutschland werde mit allen Freunden und Verbündeten reden, um "gemeinsam mit ihnen in diese Richtung" zu wirken.

Was sagt die deutsche Opposition?

Der CDU-Bundesvorsitzende Friedrich Merz hält israelische Angriffe gegen den Iran auch auf dessen Staatsgebiet für legitim. "Das Selbstverteidigungsrecht Israels endet nicht an seinen Staatsgrenzen. Wenn die Bedrohung von außerhalb kommt, hat Israel das Recht, sich gegen diese Bedrohung zur Wehr zu setzen", sagte Merz der Deutschen Presse-Agentur. Niemand habe ein Interesse daran, dass der Konflikt im Mittleren Osten eskaliere. "Ich gehe davon aus, dass sich die israelische Regierung klug und auch sehr bedächtig in den nächsten Tagen und Wochen verhalten wird."

kle/gri/ack (dpa, rtr, afp) 

Redaktionsschluss: 16.00 Uhr MESZ