Iran will russische Kreditkarten zulassen
29. Juli 2022Auch der Iran wird in Kürze im Land Zahlungen mit Karten des russischen Anbieters "Mir" zulassen. Das gab der iranische Vizeaußenminister Mehdi Safari am vergangenen Mittwoch bekannt, wie die staatliche russische Nachrichtenagentur Ria Novosti meldete. In Südkorea und Kuba können Russen bereits die Mir-Karten einsetzen, ebenso wie in der Türkei und Vietnam. Die VAE wollen ebenfalls in Kürze die russische Version von Mastercard und Visa zulassen. Eingerichtet wurde das Mir-Bezahlsystem im Sommer 2014 als Reaktion auf die Sanktionen des Westens nach der russischen Annexion der Krim. Die genannten beiden größten Kreditkartenunternehmen haben seit Anfang März dieses Jahres wegen des Ukraine-Krieges ihre Kooperation mit russischen Banken eingestellt.
Der Iran hofft, dass sich aus der Kooperation bei Bezahlkarten mit Russland auch Erleichterungen im internationalen Handelsverkehr ergeben. Die von den USA gegen den Iran verhängten Finanzsanktionen verbieten Geschäfte in US-Dollar, und internationale Banken machen aus Angst vor sogenannten Sekundärsanktionen der USA einen weiten Bogen um Iran-Geschäfte. Hinzu kommt, dass das Bankensystem beider Länder, Irans und Russlands, vom internationalen System des Zahlungsverkehrs zwischen den Banken SWIFT weitgehend ausgeschlossen wurde.
"Eher politisch als ökonomisch relevant"
Safari erklärte im Zusammenhang mit der Mir-Zulassung im Iran laut RIA: "Länder, die ihre Transaktionen vom US-Dollar abkoppeln wollen, brauchen ein eigenes System nach dem Modell von SWIFT." Dazu hätten der Iran und Russland "jeweils eine eigene Option vorgelegt." Safari zufolge haben beide Seiten "eine sehr gute Vereinbarung getroffen, auf deren Grundlage wir Währungstransaktionen zwischen beiden Ländern ausführen können."
Doch sind diese Hoffnungen realistisch? David Jalilvand, Geschäftsführer des Beratungs-Unternehmens Orient Matters, zeigt sich verhalten. Die Ankündigung Irans, Mir nutzen zu wollen, sei mehr politisch als ökonomisch motiviert. "Vor allem möchte Teheran das Signal senden, dass mit Iran und Russland zwei große Länder erfolgreich gegen die Sanktionen des Westens kooperieren", sagte Jalilvand der DW.
Wichtiger für die iranisch-russischen Wirtschaftsbeziehungen als die durch das Mir-System ermöglichte Kommunikation zwischen den Banken seien die grundlegenden politischen Rahmenbedingungen und Entscheidungen. "In jüngerer Vergangenheit ist der Handel zwischen Iran und Russland deutlich angestiegen, beschränkt sich jedoch größtenteils auf den Agrarsektor. Vorsichtig tasten sich beide Seiten voran, die Wirtschaftsbeziehungen auch in anderen Bereichen zu vertiefen."
Allerdings nehme Moskau bislang davon Abstand, Iran in strategischen Bereichen wie dem Energiesektor oder der Rüstungsindustrie Güter zu liefern. "Vieles spricht dafür, dass das auch weiterhin der Fall sein dürfte, da Russland weder einen Energiekonkurrenten aufbauen möchte noch die geopolitische Balance im Mittleren Osten zu Gunsten Teherans verändern will", erläutert Jalivand.
Gerade beim Export von Öl seien die beiden Länder aufgrund der gegen sie erhobenen Sanktionen nunmehr noch stärker Konkurrenten als zuvor. "Beide konkurrieren um die wenigen, zumeist chinesischen Abnehmer, die bereit sind, sanktioniertes Öl zu kaufen. Dass die Eigenschaften iranischer und russischer Ölsorten ähnlich sind, diese sich wechselseitig also vergleichsweise gut substituieren lassen, verschärft diese Konkurrenzsituation weiter."
Umgehung von Finanzsanktionen schwierig
Seitens westlicher Staaten hat es durchaus Versuche gegeben, trotz Finanzsanktionen legitimen Handel mit dem Iran zu treiben. So riefen einige europäische Staaten Anfang 2019 das Zahlungsinstrument INSTEX ins Leben, das jedoch die damit verbundenen Hoffnungen auf einen Aufschwung im Handel mit dem Iran vollkommen enttäuscht hat.
Zur Not setzt der Iran auch auf Gold, das nicht auf elektronische Versandwege angewiesen ist. Die iranischen Revolutionsgarden gaben im Mai 2020 bekannt, aus Venezuela seien mehrere Transportflugzeuge mit Goldbarren eingetroffen. Der damalige Wert belief sich Medienberichten zufolge auf rund 500 Millionen Dollar. Damit beglich die ebenfalls von US-Sanktionen betroffene venezolanische Regierung unter Nicolás Maduro ihre Schulden für die Wartung venezolanischen Erdöl-Infrastruktur durch iranische Ingenieure.