Iran möchte Frauen in Fußballstadien lassen
19. September 2019Iranische Frauen dürfen nach den Worten von Sportminister Massud Soltanifar künftig zumindest Fußball-Länderspiele besuchen. "Alle notwendigen Vorbereitungen sind getroffen, damit auch Frauen, vorerst jedoch nur für Länderspiele, in die Fußballstadien kommen können", sagte der Minister am Donnerstag. Im Asadi-Stadion in Teheran, wo Irans Nationalmannschaft ihre WM-Qualifikationsspiele austrägt, wurden für Frauen separate Eingänge, eine Extra-Tribüne und Damen-Toiletten eingerichtet. Außerdem sollen spezielle Polizei-Einheiten eingesetzt werden, damit die Frauen sicher in das und aus dem Stadion kommen, sagte Soltanifar laut dem Webportal des Sportministeriums.
Allerdings ist für die endgültige Zulassung von Frauen noch die Zustimmung des Klerus notwendig. Bisher hatten die erzkonservativen Mullahs dem Wunsch, dass Frauen ins Fußballstadion gehen dürfen, eine grundsätzliche Absage erteilt. Minister Soltanifar und sogar Präsident Hassan Ruhani sind gegen das Verbot, konnten sich bisher aber nicht durchsetzen. Soltanifar hofft, dass mit dem Umbau des Asadi-Stadions und den separaten Einrichtungen für Frauen auch der Klerus das Stadionverbot für Frauen zumindest für die Länderspiele aufhebt.
FIFA fordert Veränderungen
Die rigide Haltung gegenüber Frauen in Fußballstadien war zuletzt in den Fokus der Weltöffentlichkeit gerückt, weil eine junge Frau, nachdem sie beim Versuch ein Spiel zu besuchen, festgenommen und anschließend verurteilt worden war. Aus Protest gegen das Urteil hatte sie sich selbst entzündet und war eine Woche später an den erlittenen Verletzungen gestorben. Die FIFA hatte daraufhin Druck auf den iranischen Verband ausgeübt, die Bestimmungen zu lockern. "Unsere Position ist klar und eindeutig: Frauen müssen in die Fußballstadien im Iran zugelassen werden", betonte FIFA-Präsident Gianni Infantino nun noch einmal. Er hatte dem iranischen Verband eine Frist gesetzt, Frauen den Stadion-Besuch zu erlauben. Ob Frauen tatsächlich ins Stadion dürfen, wird sich allerdings beim ersten Heimspiel am 10. Oktober gegen Kambodscha zeigen. Jetzt sei "der Zeitpunkt, um die Dinge zu ändern", meinte Infantino. Die FIFA erwarte eine positive Entwicklung, die mit dem nächsten Heimspiel im Iran beginnen soll.
Da die Gleichbehandlung von Männern und Frauen in den Statuten des Fußball-Weltverbandes geregelt ist, könnte die FIFA den Iran bei Verstößen sogar ausschließen.
Nackte Beine führen zur Sünde
Im vergangenen Oktober hatte der Iran das Stadionverbot für Frauen bei einem Länderspiel der iranischen Fußball-Nationalmannschaft aufgehoben und eine kleine Gruppe von Frauen zugelassen. Danach hatte man sich jedoch gegen eine dauerhafte Öffnung der Tribünen für Frauen entschieden. Der iranische Generalstaatsanwalt Mohammad Jafar Montazeri begründete die Entscheidung damals so: "Wir sind ein muslimischer Staat, wir sind Moslems. Wenn eine Frau in ein Stadion geht und mit halbnackten Männern in Sportbekleidung konfrontiert ist, führt das zur Sünde."
asz/ck (dpa, Reuters)