Iranerin singt in Konzert ohne Kopftuch und wird verhaftet
15. Dezember 2024Parastoo Ahmadi war am späten Mittwochabend mit ihrer vierköpfigen Band ohne Publikum auf dem Gelände einer traditionellen Karawanserei aufgetreten. Entgegen der Kleiderordnung im Iran trug sie keinen Hidschab, sondern ein schwarzes Kleid mit Trägern, das ihre Schultern und Arme zeigte.
An unbekanntem Ort festgehalten
Daraufhin wurde die junge Frau verhaftet, ebenso wie zwei Mitglieder ihrer Band. Ihr Anwalt Milad Panahipur berichtete dem Internetportal Emtedad, die drei seien an einem ihm unbekannten Ort festgehalten worden und hätten keinen Kontakt zur Außenwelt gehabt.
Kurz nach der Festnahme seien sie aber wieder auf freiem Fuß gekommen, sagte der Anwalt der Tageszeitung "Sharhg". Er habe aber noch keinen Kontakt zu seinen Mandanten, die nun auf die offizielle Anklage warten müssten.
Seit der Islamischen Revolution im Jahr 1979 gilt im Iran für Frauen eine strenge Kleiderordnung. Diese verpflichtet sie unter anderem, ihre Haare in der Öffentlichkeit zu verbergen. Zudem dürfen Frauen in der Öffentlichkeit nicht singen.
Große Fangemeinde im Iran
Ohne Ahmadi namentlich zu nennen, erklärte die iranische Justiz auf der Internetseite Misan Online, eine "von einer Sängerin angeführte Gruppe" habe Musik gemacht, "ohne die gesetzlichen und religiösen Normen zu beachten". Die Justiz habe "eingegriffen und (...) ein Gerichtsverfahren gegen die Sängerin eingeleitet".
Ahmadi hat sich mit ihren Liedern, die sie bei Instagram veröffentlicht, eine große Fangemeinde im Iran aufgebaut. Die Videos zeigen Ahmadi beim Singen ohne Kopftuch in geschlossenen Räumen. Das veröffentlichte halbstündige Video war das erste, das sie beim Singen in der Öffentlichkeit zeigt.
Protest in den Metropolen
Ahmadi unterstützt mit ihrer Musik die Proteste im Iran, die nach dem Tod der Kurdin Jina Mahsa Amini im September 2022 nach ihrer Festnahme durch die Sittenpolizei begonnen hatten. Viele Frauen im Iran sind unzufrieden mit den strengen islamischen Gesetzen und Kleidungsvorschriften. Vor allem in den Metropolen widersetzen sie sich inzwischen aus Protest den Kleidervorschriften, insbesondere dem obligatorischen Kopftuch. Dagegen will nun das von islamischen Hardlinern dominierte Parlament mit einem neuen Gesetz und drakonischen Strafen vorgehen.
pg/sti (dpa, afp)