Iranischer Atomphysiker Amiri hingerichtet
7. August 2016"Schahram Amiri wurde für den Verrat von Staatsgeheimnissen an den Feind gehängt" - so zitiert die iranische Nachrichtenseite "Mizan Online" den Sprecher des Justizministeriums, Gholamhossein Mohseni Ejeie. Der Atomphysiker sei zuvor von einem Gericht Spionage verurteilt worden, hieß es von Seiten des iranischen Justizministeriums weiter. Amiri habe Zugang zu hochvertraulichen Informationen gehabt, Kontakt mit den USA aufgenommen und ihnen "vertrauliche und vitale Informationen" weitergegeben. Schon vor der offiziellen Bekanntgabe der Hinrichtung, hatte die Mutter des Wissenschaftlers iranischen Medien bestätigt, dass ihr Sohn bereits am Mittwoch in Teheran gehängt wurde.
Als Held gefeiert, als Spion verurteilt
Amiri war im Juni 2009 während einer Pilgerreise in Saudi-Arabien verschwunden und im Juli 2010 in den USA wieder aufgetaucht. Später war er auf eigenen Wunsch in den Iran zurückgekehrt, wo er von Behördenvertretern begrüßt und als Held gefeiert wurde. Der Wissenschaftler hatte damals ausgesagt, dass er im saudiarabischen Medina von zwei persischsprachigen Agenten des US-Geheimdiensts CIA entführt worden sei. Die US-Regierung dementierte jedoch stets, dass Amiri sich gegen seinen Willen in den USA aufhalte. Später war Amiri im Iran verhaftet und wegen Spionage für die USA von einem Gericht zu zehn Jahren Haft verurteilt.
Das iranische Justizministerium teilte mit, der Iran habe die ganze Zeit von Amiris Spionageaktivitäten gewusst. Demnach wurde er in erster Instanz zum Tode verurteilt. Das Urteil sei später vom Obersten Gericht bestätigt worden. Der Iran lag jahrelang mit der internationalen Gemeinschaft im Streit um sein Atomprogramm, da Teheran verdächtigt wurde, an der Entwicklung von Atomwaffen zu arbeiten, was die Regierung aber stets bestritt.
Internationale Kritik an Massenhinrichtung
Erst am Donnerstag hatte der Iran eine Massenhinrichtung bekannt gegeben. Laut Generalstaatsanwalt Mohammed Dschawad Montaseri waren 20 Mitglieder einer terroristischen und kriminellen Gruppe in der westiranischen Provinz Kurdistan gehängt worden. Alle gehörten den Angaben zufolge zur Bevölkerungsminderheit der Sunniten. Sie hätten Dutzende Menschen getötet, unter ihnen auch Frauen und Kinder, teilte die Justiz mit. Außerdem sei die Gruppe für bewaffneten Angriffe auf Polizeistationen und den Tod mehrerer Polizisten verantwortlich.
Der UN-Hochkommissar für Menschenrechte, Said Raad al-Hussein, hatte die Hinrichtung verurteilt. Bei vielen der Hingerichteten gebe es ernsthafte Bedenken, dass die Verfahren fair abgelaufen und Rechte von Angeklagten eingehalten worden seien. So gebe es Berichte, einer der Hingerichteten sei gezwungen worden, ein leeres Blatt zu unterschreiben, auf dem sich später sein Geständnis wiederfand. Auch die Europäische Union hatte die Massenhinrichtung als grausame und unmenschliche Bestrafung bezeichnet. Die EU sei gegen die Todesstrafe unter allen Umständen. Mit Sorge betrachte sie auch die hohe Zahl von Hinrichtungen im Iran.
cw/wl (dpa, rtre, afp, kna)