Iranischer Vampir: A Girl Walks Home Alone at Night
13. September 2015Manchmal trifft man im Kinoalltag auf Filme, die lassen sich in kein Raster einordnen. "A Girl Walks Home Alone at Night", der seine Weltpremiere 2014 beim Sundance Film Festival in den USA feierte, und jetzt auf DVD erscheint, ist ein solcher Film. Ana Lily Amirpour, in London geboren, hat iranische Wurzeln und musste ihr Langfilmdebüt in den USA realisieren. Denn im Land ihrer Vorfahren ist kein Platz für solche Filme. Und doch hat "A Girl Walks Home Alone at Night” sehr viel zu tun mit dem Land ihrer Ahnen.
Drehort Kalifornien statt Iran
"Ich wollte einen iranischen Film machen, aber die Frage war, wie es möglich sein sollte", so die Regisseurin, "da ich offensichtlich nicht im Iran drehen konnte, lag die Lösung in der Erfindung des gesamten Films: Ich fand eine trostlose, leblose Ölstadt in der Wüste Kaliforniens, die zur fiktiven iranischen Geisterstadt Bad City wurde." Die Schauplätze des in eindrucksvollen Schwarz-Weiß-Bildern aufgenommenen Films sind ein Prunkstück des Werks.
Ein anderes ist die geheimnisvolle Hauptfigur. Die Schauspielerin Sheila Vand spielt ein junges Mädchen, das - klassischen Filmvorbildern folgend - nachts zum männermordenden Vampir wird. Ihre Opfer sind Zuhälter und Männer, die Frauen belästigen. Insofern ist "A Girl Walks Home Alone at Night" bei aller Genreverspieltheit ein untergründig feministischer Film, subversiv und bitterböse.
Filmische Wurzeln in der Kinogeschichte
Ein Vergnügen ist Amirpour Debüt auf jeden Fall. "Es ist, als hätte Sergio Leone und David Lynch ein gemeinsames Baby und dafür Nosferatu als Babysitter bestellt", beschreibt die 1980 in London geborene Filmemachern ihr Werk selber. Damit trifft sie die eigentümliche Mischung aus Horrorfilm, Italowestern und deutschem expressionistischem Stummfilm auf den Kopf.
Ana Lily Amirpour: A Girl Walks Home Alone at Night, USA 2014, 96 Minuten, mit Sheila Vand, Arashi Marandi, Marshall Manesh, Mozhan Marno und anderen. Angeboten auf DVD beim Anbieter “Capelight”.