Irans Imagewerbung mit Frauen im Sport
6. April 2017Gastfreundlichkeit wird im Iran groß geschrieben. Besonders groß, wenn es um Gäste aus dem Ausland geht. Darauf kann man sich verlassen, wenn ein positives Bild aus dem Iran präsentiert werden soll. Zum Beispiel als Gastgeber von internationalen Sportwettbewerben: Am Freitag, den 7. April, findet der erste internationale Marathonlauf in Teheran seit der islamischen Revolution von 1979 statt.
Die staatlichen Medien jubeln: Viele internationale Läufer sollen sich für das Rennen angemeldet haben. Darunter allein 28 Sportler aus den USA. Damit wären in diesem Jahr zum zweiten Mal US-Sportler im Iran, trotz des angespannten Verhältnisses zu den Vereinigten Staaten.
Der neue amerikanische Präsident Donald Trump sowie ein bedeutender Teil seiner Mitarbeiter sieht den Iran als die Wurzel allen Übels im Nahen Osten an. Direkt nach seinem Amtsantritt hatte Trump im Januar ein Einreiseverbot für Bürger aus dem Iran erlassen, sowie für sechs weitere überwiegend muslimische Länder.
Damit standen wichtige Sportereignisse auf der Kippe. Zum Beispiel der Ringer-Weltcup im Iran. Denn Teheran wollte im Gegenzug keine US-Bürger mehr ins Land lassen. Diese Entscheidung ihrer Regierung stieß beim jungen iranischen Publikum auf große Empörung.
"Die Welt soll uns kennenlernen"
Der Iran ist ein junges Land: Das Durchschnittsalter liegt bei gerade mal 30 Jahren. Viele junge Menschen, die jahrelang wegen Irans umstrittenen Atomprogramm von der Welt abgeschnitten waren, freuen sich nun auf jede Gelegenheit, mit der Welt in Kontakt zu kommen.
"Es spielt keine Rolle, ob die USA zum Beispiel mir ein Visum für eine Veranstaltung in den USA geben oder nicht", sagt Maryam Majd, eine der wenigen weiblichen Sportfotografinnen im Iran im DW-Gespräch. "Wir wollen Frieden mit der Weltgemeinschaft, und wollen, dass die Welt uns kennen lernt."
Proteste in den Sportmedien, in den sozialen Netzwerken und eine dringende Bitte des Iranischen Ringerverbands blieben nicht ohne Wirkung. Das iranische Außenministerium änderte seine Haltung. Die amerikanischen Ringer reisten zum Weltcup in den Iran - und wurden vom jungen Publikum umjubelt. Bis zum Finale: Da unterlagen die US-Ringer den iranischen Sportlern.
"Das war gleich ein zweifacher Sieg für den Iran", sagt Iraj Adibzadeh. Der iranische Journalist lebt seit der islamischen Revolution im französischen Exil. "Die positive Berichterstattung quer durch die internationalen Medien über die iranische Gastfreundlichkeit in einer Zeit großer politischer Spannungen war einmalig! Das hat Irans Image in der Weltöffentlichkeit sehr gut getan".
Frauen unerwünscht
Allerdings hat das Bild einen dunklen Fleck: Frauen sind von Sportveranstaltungen ausgeschlossen. In Sporthallen und Stadien haben sie nach Ansicht des einflussreichen Klerus nichts zu suchen. Dabei hat der Frauensport im Iran eine im Vergleich zu anderen islamischen Ländern lange Tradition. Bereits 1964 hatte das Iranische Olympische Komitee vier Athletinnen zu den Spielen nach Tokio entsandt. Bis 1979 beteiligten sich iranische Frauen auf vielen nationalen und internationalen Sportereignissen. Mit der islamischen Revolution hat das sich geändert. Emanzipierte, sportliche Frauen galten als "westlich orientiert". Das passte nicht ins Frauen-Bild der Revolutionäre.
"Seit der islamischen Revolution werden wir diskriminiert! Dabei haben wir uns an jede Anforderung angepasst: Von der strengen Kleiderordnung bis zu finanziellen Kürzungen. Unterstützt hat uns keine Regierung", klagt Tonia Valioghli, Ex-Nationalschwimmerin im Gespräch mit DW-Farsi in einem Interview über den Frauensport im Jahr 2016.
"Letztes Jahr gab es einen Marathonlauf im Iran", erinnert sich Sportfotografin Maryam Majd. "Aber Frauen durften nicht daran teilnehmen. Trotzdem ist die Amateurläuferin Mahsa Torabi einfach mitgelaufen, ohne Erlaubnis, 42 Kilometer lang." Majd fährt fort: "Dieses Jahr richtet das Land ein internationales Rennen aus, und Frauen dürfen auch teilnehmen. Natürlich nur unter bestimmten Bedingungen".
Beim internationalen Marathon an diesem Freitag dürfen Frauen nur in der Kategorie "10 Kilometer" teilnehmen. Sie müssen sich an die islamische Kleiderordnung halten, also ein Kopftuch, langes Trikot und Trainingshose tragen. Am vergangenen Dienstag wurde mitgeteilt, die Kapazität für Frauen sei ausgeschöpft. Es wurde aber nicht gesagt, wie viele Frauen an dem Rennen teilnehmen können. Auch wurde die Strecke für Frauen geändert. Sie dürfen nicht auf der Straße laufen; ihre Strecke führt in einem Park einmal um einen Teich.
"Die Machthaber wollen alles bestimmen und kontrollieren. Wenn es um die Frauen geht, wird es sofort politisch“, kritisiert Soudeh Rad. Die Frauenaktivistin erklärt im Gespräch mit der Deutschen Welle: "Ich fürchte, der Marathon in Teheran wird zu einer politischen Veranstaltung. Der Iran will der Weltöffentlichkeit zeigen: In der Islamischen Republik können die Frauen sogar an Marathonrennen teilnehmen".