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Irland schließt Steuerschlupfloch

14. Oktober 2014

Jahrelang zahlten Unternehmen wie Apple oder Google in Europa kaum Steuern - und das ganz legal. Ein Steuerschlupfloch in Irland machte es möglich. Die Regierung in Dublin macht damit jetzt Schluss.

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Graffiti in Irland: Make the rich pay (Foto: Niall Carson/PA Wire)
Bild: picture alliance/empics/Niall Carson/PA Wire

Multinationale Unternehmen wie Apple und Google müssen sich auf deutlich höhere Steuerabgaben in Europa einstellen. Die irische Regierung kündigte die Schließung eines heftig umstrittenen Schlupflochs an, das multinationalen Konzernen seit Jahren einstellige Steuersätze und damit Milliarden-Einsparungen ermöglicht. Bei der Vorlage des Jahreshaushalts 2015 kündigte Finanzminister Michael Noonan an, das unter dem abschätzigen Ausdruck "Double Irish" bekannt gewordene Modell werde für Neufälle ab 2015 nicht mehr gelten und ab 2020 auch für die bislang von dem Verfahren profitierenden Unternehmen abgeschafft. EU-Steuerkommissar Algirdas Semeta begrüßte das Vorhaben.

Milliardenumsätze - nur zwei Prozent Steuern

Zum "Double Irish" gehören in der Regel zwei in Irland registrierte Unternehmen, von denen aber nur eines seinen Steuerwohnsitz dort hat. Das andere hat diesen oft in Steueroasen wie zum Beispiel im britischen Übersee-Gebiet Bermuda. Unversteuerte Einnahmen können dann von Irland in die Steueroase weitergeleitet werden. Dort liegt der Steuersatz bisweilen bei nur ein oder zwei Prozent. "Ich schaffe die Möglichkeit für Unternehmen ab, den 'Double Irish' zu nutzen, indem das Melderecht geändert wird", sagte Noonan. Alle "Unternehmen in Irland" müssten künftig auch ihre Steueradresse in Irland haben. Die Neuregelung muss noch vom Parlament in Dublin beschlossen werden. "Die EU-Kommission muss sich die Einzelheiten ansehen - und wie das in die Praxis umgesetzt wird", erklärte Steuerkommissar Semeta in einer ersten Reaktion. "Aber die Absicht ist sehr gut."

Irland war zuletzt zunehmend unter Druck geraten, weil zahlreiche Staaten ihren Kampf gegen internationale Steuerschlupflöcher deutlich verschärft haben - etwa im Rahmen der G20. Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel hatte es als "Skandal" bezeichnet, dass weltweit operierende Konzerne wegen Steuerdumping in der EU letztlich nur ein bis zwei Prozent Steuern zahlten.

Milliardenkosten für multinationale Konzerne

Der irische Finanzminister unterstrich jedoch, der von etlichen EU-Staaten ebenfalls kritisierte allgemein niedrige Unternehmensteuersatz von 12,5 Prozent solle erhalten bleiben. Viele Großkonzerne haben wegen dieses Steuersatzes in Irland ihren Europa-Sitz angesiedelt. Seit Juni läuft seitens der EU-Kommission ein Wettbewerbsverfahren gegen Irland, in dem die niedrigen Steuersätze auf den Prüfstand kommen. Der US-Technologiekonzern Apple steht im Verdacht, mit Hilfe der irischen Steuerregelungen Milliardenbeträge eingespart zu haben. Noonan betonte, sein Land wolle seine Attraktivität für multinationale Konzerne in Zukunft noch verbessern. Rund tausend derartige Unternehmen beschäftigen in Irland 160.000 Menschen.

Nach Ansicht von US-Steuerexperten wird die Änderung allein US-Konzerne Milliarden kosten. Der Kampf der EU gegen andere Steuer-Sparmodelle bedeute, dass es keine Ausweichmöglichkeiten mehr gibt, sagte George Bull, Chef der Steuerabteilung bei der Beratungsfirma Baker Tilly."Die Frage ist: Wohin sollte man gehen? In der EU gibt es nichts Vergleichbares. Es wird einfach zu heiß."

cr/cw (rtr, afp, dpa)