IS bekennt sich zu Anschlag in Tunis
19. März 2015In einer Audiobotschaft, die per Internet verbreitet wurde, pries die Terrororganisation die Attentäter als "Ritter des islamistischen Staates". Der Anschlag sei erst der "Auftakt" zu einer Serie von geplanten Attentaten in Tunesien. Noch ist der Echtheit der Audiobotschaft allerdings nicht bestätigt. Das Weiße Haus in Washington teilte mit, derzeit ließen sich die Behauptungen des IS nicht überprüfen. Doch die Attacke sei typisch für den Terror der Extremistengruppe.
Sollte sich die Echtheit der Botschaft bestätigen, würden Befürchtungen der tunesischen Behörden zur Gewissheit: Die Regierung Tunesiens war schon länger in Sorge, dass Rückkehrer aus den IS-Kampfgebieten im Land Anschläge verüben könnten. Ihren Schätzungen zufolge haben sich bereits etwa 3000 Tunesier dem IS in Syrien oder dem Irak angeschlossen.
Experten hatten bislang vermutet, dass die Al-Kaida-nahe Ansar al-Scharia-Gruppe für den Anschlag auf das Bardo-Museum verantwortlich sein könnte. Am Dienstag war eine Tonaufnahme eines der führenden Mitglieder der Gruppe aufgetaucht, in der Tunesien zum "Land des Dschihad" erklärt wurde.
Ermittlungen auf Hochtouren
Unterdessen nahm die tunesische Polizei insgesamt neun Verdächtige fest. Vier von ihnen stünden in direkter Verbindung zu der Tat, erklärte das tunesische Präsidialamt laut lokalen Medien. Fünf weitere Verdächtige sollen demnach Kontakt zu ihnen gehabt haben.
Bewaffnete Angreifer in Militäruniformen waren am Mittwoch mit Schnellfeuerwaffen auf das Gelände des Nationalmuseums in Tunis gestürmt. Das Bardo, das direkt neben dem Parlamentsgebäude liegt, ist das meistbesuchte Museum des Landes, beliebt auch bei den vielen ausländischen Besuchern.
Zahl der Toten steigt auf 25
Einen Tag nach dem Anschlag auf das Museum in Tunis ist die Zahl der getöteten ausländischen Touristen nach Regierungsangaben auf 20 gestiegen. Bisher war von 17 Ausländern die Rede. Insgesamt wurden nach Angaben des tunesischen Gesundheitsministeriums 25 Menschen getötet. Darunter sind auch die beiden Attentäter, die von Sicherheitskräften erschossen wurden. Bei ihnen soll es sich um zwei Tunesier handeln. 47 weitere Menschen wurden verletzt.
Noch ist nicht endgültig geklärt, aus welchen Nationen die getöteten ausländischen Touristen stammen. Entgegen ersten tunesischen Angaben gibt es keine deutschen Opfer. "Wir gehen davon aus, dass unter den Toten und den Verletzten keine deutschen Staatsangehörigen sind", erklärte ein Sprecher des Auswärtigen Amtes.
"Mit aller Härte gegen den Terror"
Die tunesische Regierung kündigte an, mit aller Härte gegen den Terror vorzugehen. Präsident Béji Caïd Essebsi sagte, das Land werde "bis zum letzten Atemzug" gegen seine Gegner kämpfen. Der Kampf gegen den Terror werde "gnadenlos" geführt. "Diese grausamen Minderheiten jagen uns keine Angst ein", sagte der Staatschef des nordafrikanischen Landes an die Adresse der Angreifer gerichtet.
"Wir müssen mit einer Generalmobilmachung beginnen und die Terroristen endgültig ausschalten", sagte er beim Besuch von Verletzten im Krankenhaus. Bei einer Fernsehansprache versprach Essebsi, Tunesiens Bürger würden "über diese kriminellen Minderheiten" siegen.
Unterstützung aus Frankreich
Am Freitag will Frankreichs Innenminister Bernard Cazeneuve zu Gesprächen über bilaterale Maßnahmen gegen den Terrorismus nach Tunesien reisen. Frankreich werde Tunesien auch bei der Aufklärung des Attentats unterstützen, teilte das französische Innenministerium mit. "Barbarei kennt keine Grenzen", jetzt sei Tunis betroffen wie zuvor Paris, hieß es in einer Mitteilung unter Hinweis auf die Anschläge im Januar in Paris.
Der Anschlag trifft Tunesien in einer Zeit, in der sich das Land nach einer unruhigen Übergangsphase auf dem Weg in die Demokratie befindet. Mit der Tat sollte offenkundig der Tourismus getroffen werden, der sieben Prozent zur tunesischen Wirtschaftsleistung beiträgt.
Reiseveranstalter streichen Tunis-Besuche
Nach dem Attentat haben einige Reiseveranstalter Touren von den Küstenorten in die Hauptstadt Tunis gestrichen. Die Hotelkette Accor teilte mit, sie habe die Sicherheitsvorkehrungen in ihren Häusern in Tunesien verstärkt. Die Kreuzfahrtgesellschaft Costa, eine Tochter von Carnival, strich die Stopps der Schiffstouren in Tunesien. Das Auswärtige Amt wies darauf hin, dass dort "auch in Zukunft Ausländer direkt oder indirekt Opfer von Anschlägen sein können". Es rät daher zu besonderer Vorsicht und Wachsamkeit.
cw/cr (rtr, dpa, afp)