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IS erobert Ramadi

15. Mai 2015

Mit der Eroberung des Hauptquartiers kontrolliert der IS die Provinzhauptstadt Ramadi nahezu komplett. In Syrien fürchtet man um die weltberühmte, antike Stadt Palmyra. Assad entsandte Soldaten.

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Blick auf Rauch in Ramadi (Foto. AFP)
Bild: AFP/Getty Images/A. Shallal

Die schwarze IS-Flagge über dem Regierungs-Quartier macht deutlich: Ramadi scheint nun endgültig in die Hände der Extremisten vom "Islamischen Staat" gefallen zu sein. Die Terrormiliz hätte am frühen Nachmittag mehrere Regierungsgebäude eingenommen, darunter die Provinzverwaltung und die lokale Polizeizentrale, hieß es aus Sicherheitskreisen in der Stadt. Die Extremisten beherrschen demnach nun rund 90 Prozent von Ramadi. Nach Angaben eines Polizeioffiziers kämpfen zwar an vereinzelten Stellen noch Regierungstruppen gegen die IS-Milizen, diese seien aber von ihrer Kommandozentrale abgeschnitten.

Sicherheitskreise: IS tötete Gefangene

Der IS-Vormarsch sei möglich gewesen, da sich die Armee zurückgezogen habe, hieß es weiter. Die Hauptstadt der Provinz Al-Anbar rund 110 Kilometer westlich von Bagdad ist seit Monaten zwischen den IS-Anhängern und Regierungskräften umkämpft. Am Donnerstag hatten IS-Dschihadisten eine neue Offensive auf Ramadi begonnen. Dabei sollen die Extremisten auch zivile Gefangene getötet haben, darunter Frauen und Kinder.

Große Sorge um das antike Palmyra

In Syrien sorgt man sich unterdessen um die weltberühmte antike Stadt Palmyra. Auch auf diese hat der IS einen Vormarsch gestartet. Der syrische Machthaber Baschar al-Assad schickte Soldaten zur Verstärkung in die Oasenstadt in der zentralen Provinz Homs. Syriens Armee fliege Luftangriffe gegen die Extremisten, die nur noch einen Kilometer von Palmyra entfernt stünden, teilte die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte mit. Der Provinzgouverneur Talal Barasi bestätigte die Angaben und versicherte, die Lage in Palmyra sei "unter Kontrolle".

Beobachtungsstelle spricht von Hinrichtungen

Bei ihrem Vorstoß auf Palmyra hatten die Dschihadisten nach Angaben der Beobachtungsstelle, deren Erkenntnisse aus einem Netzwerk von Informanten vor Ort stammen und unabhängig kaum überprüfbar sind, 26 Bewohner von umliegenden Dörfer hingerichtet, darunter zehn durch Enthauptung. Seit Donnerstag sollen zudem 73 Soldaten und 65 IS-Kämpfer getötet worden sein.

Mit Blick auf die vorrückenden IS-Truppen hat die UNESCO vor Übergriffen auf Weltkulturerbe in der historischen Oasenstadt gewarnt. In Palmyra stehen einzigartige Ruinen der ehemaligen Handelsmetropole der legendären Königin Zenobia. Die Ruinenstadt gilt als einer der bedeutendsten Komplexe antiker Bauten im Nahen Osten.

Historische Tempelsäulen in Palmyra (Foto: AFP)
UNESCO-Weltkulturerbe in Gefahr: IS-Truppen stehen kurz vor den antiken Stätten in SyrienBild: Getty Images/AFP/J. Eid

Verwüstungen in Nimrud und Hatra

Die Sorge um das zum UNESCO-Weltkulturerbe gehörende Palmyra ist wegen der vom IS in anderen antiken Stätten wie Nimrud und Hatra verübten Zerstörungen groß. Mitte März hatte die Terrormiliz die nordirakische Ruinenstadt Nimrud völlig verwüstet. Ein IS-Video zeigt, dass von der Ausgrabungsstätte aus dem 13. Jahrhundert vor Christus kaum noch etwas erhalten sein dürfte. Nimrud liegt rund 30 Kilometer südöstlich von Mossul am Ufer des Tigris und war einer der berühmtesten archäologischen Fundorte im Zweistromland, das oft als Wiege der Kultur beschrieben wird.

Fast drei Millionen Menschen auf der Flucht

Der IS hatte im Sommer vergangenen Jahres große Gebiete im Bürgerkriegsland Syrien und im Norden des Iraks überrannt. In beiden Ländern werden die Dschihadisten am Boden von einheimischen Einheiten und aus der Luft von einer internationalen Militärallianz unter Führung der USA bekämpft.

Flüchtlinge in der Provinz Anbar im Irak (Foto: ap)
Zivilisten verlassen Ramadi: Insgesamt sollen rund drei Millionen auf der Flucht vor der IS-Terrormiliz seinBild: picture-alliance/AP Photo/K. Kadim

Der Konflikt zwischen der Zentralregierung in Bagdad und den sunnitischen Aufständischen trieb nach Angaben der Internationalen Organisation für Migration (IOM) fast drei Millionen Menschen in die Flucht.

cw/qu (afp, dpa)