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IS-Miliz zerstört weitere Kulturgüter

26. Februar 2015

Mit Hämmern gegen Statuen: Mitglieder der Dschihadistenmiliz IS haben im Nordirak einzigartige Kulturgüter aus altorientalischer Zeit zerstört. Ein Internetvideo zeigt die barbarischen Taten im Museum von Mossul.

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Videostill mit IS-Anhängern, die assyrische Skulpturen in Mossul zerstören
Bild: Quelle: Islamischer Staat/Internet

In dem neuen Video der Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) ist zu sehen, wie Islamisten im Irak jahrtausendealte Statuen und andere Kulturgüter mit Vorschlaghämmern und Bohrern zerstören. Darunter ist eine assyrische Türhüterfigur, die mehr als 2600 Jahre alt ist. "Der Prophet hat uns angewiesen, Statuen und Relikte zu zerstören", erklärt ein Mann in der Aufnahme. Ein Teil der Altertümer wurde in einem Museum in der Stadt Mossul vernichtet, die der IS im Juni erobert hatte. Zudem zertrümmerten die IS-Anhänger bedeutende Bildwerke aus antiker Zeit in der Grabungsstätte Ninive. Das Video trägt das Logo der Medienabteilung des IS.

Angesichts der Zerstörungen forderte die Direktorin der UNESCO, Irina Bokova, eine Sondersitzung des Sicherheitsrates der Vereinten Nationen. "Dieser Angriff ist mehr als eine Kultur-Tragödie - dies ist auch eine Sicherheitsfrage, da er Sektierertum, gewaltsamen Extremismus und Konflikte im Irak schürt", begründete die Generaldirektorin der UN-Organisation für Erziehung, Wissenschaft und Kultur ihre Forderung. Sie verurteilte die systematische Zerstörung irakischen Kulturguts als "gezielten Angriff auf die Jahrtausende alte Geschichte und Kultur des Iraks", ebenso wie als "Anstacheln zu Gewalt und Hass".

Zerstörung eines Mythos

Experten bestätigten der Deutschen Presse-Agentur, dass es sich bei vielen der zerstörten Stücke um Originale handelt. Die Türhüterfigur sei eine "Ikone der altorientalischen Bildkunst", sagte Markus Hilgert, Direktor des Vorderasiatischen Museums in Berlin. "Das ist so, als würde jemand die Sphinx in Ägypten zerstören." Die Figur ist nach Angaben von Experten Teil des assyrischen Nergal-Tores aus dem siebten Jahrhundert vor Christus. Es gehörte zur Befestigung von Ninive, dem Zentrum des assyrischen Reiches.

Hilgert sagte der Deutschen Welle nach der Sichtung des Videos: "Es geht mir unglaublich nah, ich habe buchstäblich gezittert, als ich es sah. Wenn man Tag für Tag damit zubringt, dieses Erbe der Menschheit zu pflegen und zu erforschen und sieht, wie diese Kunstwerke mutwillig zerstört werden - und das ganz ohne Not, dann geht das ans Eingemachte." In Ninive seien vor allem Türhüterfiguren zerstört worden, sogenannte Schutzgenien. "Das sind Mischwesen mit Gottesgesichtern, mit großem, geflügeltem Leib und Löwenfüßen." Ninive sei "eine der großen mythischen Stätten des Alten Orients und der Fundort der berühmten Bibliothek des Aššurbanipal, einem der wichtigsten Funde aus der Zeit des neuassyrischen Reichs. Damit handelt es sich hierbei auch wissenschaftsgeschichtlich um einen bedeutenden Ort."

"Unermesslicher Verlust"

Die irakische Archäologin Lamia al-Gailani vom Londoner Insitute of Archaeology sprach von einem unermesslichen Verlust für die Menschheit. Sie zog einen Vergleich zur Zerstörung von Buddha-Statuen durch die afghanischen Taliban 2001. "Es ist unglaublich", erklärte Al-Gailani. "Ich möchte keine Irakerin mehr sein."

Erst im Januar waren IS-Mitglieder in die zentrale Bibliothek von Mossul, der zweitgrößten irakischen Stadt, eingebrochen und hatten etwa 2000 Bücher mitgenommen. Wenig später drangen andere Militante in die Bücherei der Universität von Mossul ein und zündeten vor den Studenten Hunderte von Büchern aus Wissenschaft und Kultur an.

Die jüngsten Zerstörungsaktionen gelten als Teil einer Kampagne der IS-Extremisten, die schon 2014 in den von ihnen kontrollierten Gebieten etliche Schreine, darunter heilige muslimische Bauwerke, zerschlagen haben, die sie als Denkmäler der Häresie betrachten. Die Islamisten stehen zudem im Verdacht, antike Kunstgegenstände auf dem Schwarzen Markt zu verkaufen, um ihren blutigen Feldzug im Irak und in Syrien zu finanzieren. In den Gebieten unter IS-Kontrolle befinden sich fast 1800 der 12.000 registrierten archäologischen Stätten des Irak.

kle/cr (dpa, rtr, ape, kna, DW)