Tod den Amerikanern und Europäern
22. September 2014Die Dschihadisten-Gruppe Islamischer Staat (IS) hat zur Tötung der Bürger aller Staaten aufgerufen, die sich der internationalen Koalition gegen die Organisation angeschlossen haben. Anhänger und Unterstützer von IS sollten "ungläubige Amerikaner oder Europäer - vor allem die boshaften und dreckigen Franzosen" töten, erklärte IS-Sprecher Abu Mohammed al-Adnani in einer Botschaft in mehreren Sprachen. Er nannte auch Australier oder Kanadier als Ziele.
Der IS-Sprecher nannte als Ziel für Anschläge und Angriffe explizit sowohl Soldaten als auch Zivilisten. Die Erklärung in Arabisch, die zusammen mit einer Übersetzung in Englisch, Französisch und Hebräisch veröffentlicht wurde, richtete sich offenbar gezielt an Einzeltäter und schien weniger zu Anschlägen mit hohem Organisationsgrad als zu einzelnen Morden aufzurufen. Dabei nannte der IS-Sprecher verschiedene Tötungsarten, darunter Erschlagen, Erstechen, Überfahren mit dem Auto oder das Hinabstoßen von hochgelegenen Orten.
Frankreich reagiert gelassen
Die französische Regierung reagierte gelassen auf den Mordaufruf des IS. "Frankreich hat keine Angst", sagte Innenminister Bernard Cazeneuve in Paris. Das Land sei mit solchen Drohungen immer fertig geworden, es könne mit der Solidarität aller Bürger rechnen und habe nicht vor, den Terroristen auf den Leim zu gehen. Die Pariser Regierung werde auch weiterhin alle Maßnahmen ergreifen, um die Sicherheit der Franzosen zu gewährleisten, ohne sich von der Niederträchtigkeit der Terroristen beeindrucken zu lassen. "Auch wenn es ein Null-Risiko nicht gibt, unsere Vorsicht ist 100-prozentig", so Cazeneuve.
In Australien will Premierminister Tony Abbott langjährige Haftstrafen für heimkehrende Extremisten aus Krisengebieten festschreiben. "Meine eindeutige Botschaft an alle Australier, die für terroristische Gruppierungen kämpfen, ist, dass sie festgenommen, belangt und für eine sehr lange Zeit eingesperrt werden", sagte Abbott im Parlament in Canberra. Die Gesetze sollten verschärft werden, "um potenzielle Terroristen leichter von unseren Straßen fernzuhalten". Bei Razzien hatte die australische Polizei am Donnerstag in Vororten der Metropolen Sydney und Brisbane 15 Verdächtige festgenommen.
Mutmaßliches IS-Mitglied festgenommen
Die "New York Times" berichtete, dass die USA eine Resolution des UN-Sicherheitsrates anstrebten, um den Zustrom von Militanten in Krisengebiete unter Strafe zu stellen. Demnach sollen alle Länder Gesetze verabschieden, um Personen strafrechtlich zu verfolgen, die sich im Ausland Terrorgruppen anschließen, berichtete die Zeitung. Auch die finanzielle Unterstützung solcher Gruppen solle stärker geahndet werden. Die von Washington vorgeschlagene Resolution würde den Ländern zudem vorschreiben, die Ein- und Durchreise von mutmaßlichen ausländischen Terroristen in Zukunft zu verbieten. US-Präsident Barack Obama wolle diese Woche eine Sondersitzung des Weltsicherheitsrates leiten, bei der die Resolution verabschiedet werden soll.
In Berlin nahm eine Spezialeinheit der Polizei ein mutmaßliches IS-Mitglied fest. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft handelt es sich um einen 30-jährigen Mann mit türkischem Pass und Wohnsitz in der Bundeshauptstadt. Er soll bis August in einem IS-Lager in Syrien an Waffen ausgebildet worden sein. Daher wurde er mit Haftbefehl gesucht und am Freitag nach seiner Rückkehr festgenommen. Nach Informationen der Deutschen Welle kämpfte er außerdem in Syrien für die Terrororganisation. Dem Mann wird Vorbereitung einer schweren, staatsgefährdenden Gewalttat vorgeworfen.
sti/det (afp, dpa, rtr)