IS zerstört Baal-Tempel in Palmyra
30. August 2015Die Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) hat in der zentralsyrischen Stadt Palmyra einen weiteren jahrhundertealten Tempel teilweise zerstört. Es handelt sich um den Baaltempel, wie die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte in London berichtete. Die Organisation bezieht ihre Informationen von einem Netzwerk von Aktivisten vor Ort, weshalb die Angaben von unabhängiger Seite kaum überprüfbar sind. Der Tempel bildet den größten Komplex des zum UNESCO-Weltkulturerbe gehörenden Areals und war im ersten Jahrhundert nach Christus eine der bedeutendsten religiösen Stätten im Nahen Osten.
Erst Anfang der Woche war bekannt geworden, dass die Terrormiliz in Palmyra den rund 2000 Jahre alten Tempel Baal Schamin zerstört hat. Nach der Zerstörung verbreiteten IS-Anhänger Bilder der Explosion im Internet. Die Fotos zeigen, dass das einzigartige Bauwerk offenbar völlig in Schutt und Asche gelegt wurde. Auf den Aufnahmen ist zu sehen, wie Unbekannte den Tempel zunächst verminen. Weitere Bilder zeigen eine große Rauchsäule sowie Trümmer.
UN-Generalsekretär Ban Ki Moon verurteilte anschließend die Zerstörung sowie die Ermordung des früheren Chef-Archäologen der Stadt, Chaled al-Assaad. Die grausame Hinrichtung des 82-Jährigen hatte international für Entsetzen gesorgt. Laut al-Assaads Sohn wurde sein Vater enthauptet und die Leiche in Stücke zerteilt. "Diese barbarischen Taten des Terrors schreiben eine lange Liste von Verbrechen fort, die in Syrien seit vier Jahren gegen seine Zivilbevölkerung und sein Erbe verübt wurden", erklärte Ban in New York. Die Regierungen in aller Welt müssten nun "zusammenstehen und schnell handeln, um diese terroristischen Aktivitäten zu stoppen". Die Zerstörung von Weltkulturerbestätten wie in Palmyra sei ein Kriegsverbrechen, hob Ban hervor. Auch die UN-Kulturorganisation UNESCO stufte die Sprengung als Kriegsverbrechen ein.
Der IS hatte Palmyra Ende Mai von Truppen des Regimes eingenommen. Die einstige Handelsmetropole gilt als einer der bedeutendsten Komplexe antiker Bauten im Nahen Osten. Seitdem herrscht weltweit Sorge, dass die Extremisten die historischen Stätten als "Zeugnisse der Vielgötterei" nach und nach zerstören - so wie sie es bereits im Nordirak mehrfach getan haben. In Palmyra hatten sie bisher eine rund 2000 Jahre alte Löwen-Statue zertrümmert sowie islamische Heiligengräber gesprengt. Zudem zerstörten sie wertvolle Statuen, die Schmugglern abgenommen worden sein sollen. Die historischen Stätten in Palmyra sollen vermint sein.
Der "Islamische Staat" kämpft in Syrien gegen andere Aufständische sowie Regierungstruppen von Präsident Baschar al-Assad. Die Miliz hat weite Teile des Landes und des benachbarten Irak unter ihre Kontrolle gebracht und über die Staatsgrenzen hinweg ein Kalifat ausgerufen.
stu/haz (afp, dpa, rtr)