Festnahmen in Israel
6. Oktober 2015Israelische Sicherheitskräfte haben fünf mutmaßliche Hamas-Aktivisten festgenommen, die des Mordes an einem jüdischen Siedlerpaar im Westjordanland verdächtigt werden. Die fünf Verdächtigen sowie weitere Komplizen seien bereits am Freitag gefasst worden, teilten Polizei, Armee und der Inlandsgeheimdienst Schin Beth in einer gemeinsamen Erklärung mit. Die Festgenommenen stammten aus Nablus im nördlichen Teil des Palästinensergebiets, sagte Armeesprecher Peter Lerner. Sie hätten am vergangenen Donnerstag in der Nähe der Siedlung Itamar das Feuer auf das Fahrzeug eröffnet, in dem die Siedler unterwegs gewesen seien.
Die Opfer Eitam und Naama Henkin, beide rund 30 Jahre alt, wohnten in der Siedlung Neria nahe Ramallah. Ihre vier Kinder im Alter von vier Monaten bis neun Jahren saßen bei dem Anschlag auf das fahrende Familienauto auf dem Rücksitz; sie erlitten keine äußeren Verletzungen.
Die Tatverdächtigen hätten gestanden, sagte Lerner. Einer von ihnen habe den anderen während des Anschlags versehentlich mit Schüssen verletzt. Daraufhin seien sie geflohen, was den Kindern auf dem Rücksitz möglicherweise das Leben gerettet habe. Der Verletzte sei in einem Krankenhaus in Nablus festgenommen worden. Die Mitglieder der Zelle seien an zwei weiteren Feuerüberfällen in den vergangenen Wochen beteiligt gewesen, bei denen es aber keine Opfer gegeben habe.
"Eiserne Faust"
Regierungschef Benjamin Netanjahu gratulierte den Sicherheitskräften und bekräftigte, dass der Staat mit "eiserner Faust" gegen palästinensische Unruhestifter vorgehe. Es werde für niemanden Straflosigkeit geben, sagte Netanjahu am Abend in einer Fernsehansprache vor einer Sondersitzung seines Sicherheitskabinetts. Das gelte überall - für jeden "Aufrührer" und jeden "Terroristen". Deshalb gebe es "für die Aktivitäten der Sicherheitskräfte keine Beschränkungen".
Seit Donnerstag hatte es drei Anschläge von Palästinensern auf Israelis gegeben, bei denen vier Israelis getötet und weitere verletzt wurden, darunter ein zweijähriges Kind. Ultrarechte Mitglieder der Regierungskoalition fordern von Netanjahu eine noch härtere Politik gegen die Palästinenser.
13-Jähriger erschossen
Unterdessen hielten die gewaltsamen Auseinandersetzungen im Westjordanland und in Ost-Jerusalem an. Im Flüchtlingslager Aida in Bethlehem erschossen israelische Soldaten einen 13-jährigen Palästinenser. Polizei und palästinensischer Roter Halbmond teilten mit, der Junge sei bei Zusammenstößen tödlich im Oberkörper getroffen worden. Innerhalb von 48 Stunden wurden laut Rotem Halbmond etwa 150 Palästinenser verletzt. Erst am Sonntag hatte die Armee einen 18-jährigen Palästinenser bei Unruhen in Tulkarem im Nordwesten des Westjordanlandes erschossen. An der Beerdigung des Jugendlichen in seinem Dorf Balaa nahmen hunderte Menschen teil.
Im Süden Israels schlug derweil eine vom palästinensischen Gazastreifen aus abgefeuerte Rakete ein. Das Geschoss traf unbewohntes Gebiet, verletzt wurde nach Militärangaben niemand. Die israelische Armee flog daraufhin einen Luftangriff auf den Gazastreifen, wobei ebenfalls niemand verletzt wurde.
Angesichts der zunehmenden Spannungen der vergangenen Tage und Wochen warnten Beobachter bereits vor der Gefahr einer dritten Intifada. Es wäre der dritte gewaltsame Palästinenseraufstand nach 1987 und 2000.
stu/ml (afp, dpa, rtr)