Israel schießt Raketen auf Ziele bei Damaskus
30. November 2016Die israelische Luftwaffe hat nach übereinstimmenden Berichten ein Ziel an der Straße zwischen Damaskus und der libanesischen Hauptstadt Beirut beschossen. Zwei Raketen seien von einem israelischen Jet aus dem libanesischem Luftraum heraus abgefeuert worden und seien in der Region Sabbura westlich der syrischen Hauptstadt eingeschlagen, berichtet das syrische Staatsfernsehen. Nach Angaben der Nachrichtenseite "Dimaschk Alan" waren vier laute Explosionen zu hören. Es gab demnach keine Opfer.
Aus syrischen Oppositionskreisen hieß es, der Angriff habe auch einer Stellung der libanesischen Schiitenmiliz Hisbollah gegolten. Dafür gab es zunächst keine Bestätigung. Die amtliche Nachrichtenagentur Sana zitierte Militärkreise mit der Einschätzung, der Angriff habe von den Erfolgen der syrischen Armee ablenken sollen. Das israelische Militär äußerte sich nicht zu dem Vorfall. Die Hisbollah unterstützt das syrische Regime im Bürgerkrieg. Sie nutzt die bombardierte Straße für Transporte. Israels Luftwaffe hat in der Vergangenheit mehrfach Ziele in Syrien angegriffen. Meist richteten sich die Aktionen gegen Angehörige und Einrichtungen der Hisbollah. In der Nacht auf Montag bombardierte Israel auf den Golanhöhen Verbündete der Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS).
Bombardement auf Aleppo fortgesetzt
Derweil geht das Blutvergießen in der nordsyrischen Metropole Aleppo unvermindert weiter. Die oppositionsnahe Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte berichtet, Artilleriebeschuss auf den von Rebellen gehaltenen Ost-Teil der Stadt habe mindestens 21 Zivilisten getötet. Es habe Dutzende Verletzte gegeben. Zivile Rettungshelfer berichteten sogar von 45 Toten. Bei den Opfern handele es sich um Zivilisten, die in Stadtteile unter Kontrolle des Regimes fliehen wollten, sagte Abdel Rahman Hassan von der Organisation Weißhelme.
Die anhaltenden Kämpfe und Luftangriffe auf die eingekesselten Rebellen-Viertel haben laut Beobachtungsstelle inzwischen mindestens 65.000 Einwohner vertrieben. Mehr als 30.000 von ihnen hätten in Gebieten unter Kontrolle kurdischer Einheiten Zuflucht gesucht, etwa 20.000 in Vierteln des Regimes. Mehr als 15.000 Zivilisten seien in andere Rebellenviertel geflohen, sagte der Leiter der Menschenrechtler, Rami Abdel Rahman, der Deutschen Presse-Agentur. Aus syrischen Militärkreisen verlautete, man kontrolliere die Namen und Identitäten aller Personen, die die Rebellengebieten verließen, um eventuelle "Terroristen" unter ihnen aufzuspüren. Die Truppen des Regimes hatten in den vergangenen Tagen große Teile des bisherigen Rebellengebietes Aleppos eingenommen. Einwohner berichten, unter den Menschen herrsche Panik und Verzweiflung.
UN-Sicherheitsrat einberufen
In einer Dringlichkeitssitzung will der UN-Sicherheitsrat an diesem Mittwoch über die humanitäre Krise in Aleppo beraten. Das gegenwärtige Kampfgeschehen in Aleppo "könnte eines der schlimmsten Massaker an der Zivilbevölkerung seit dem Zweiten Weltkrieg" darstellen, sagte der französische UN-Botschafter François Delattre, der die Sitzung mit seinem britischen Kollegen beantragt hatte. Die Vertreter der 15 Ratsmitglieder sollen in der Sitzung den Bericht eines für humanitäre Einsätze zuständigen UN-Vertreters und des UN-Sondergesandten Staffan de Mistura hören. Nach Angaben des britischen UN-Botschafters Matthew Rycroft soll der Rat über Pläne für die Lieferung von Hilfsmitteln nach Aleppo und für den Abtransport von Kranken und Verletzten aus der Stadt beraten.
Derweil forderte der UN-Hochkommissar für Menschenrechte, Seid Ra'ad al-Hussein, internationale Ermittlungen zu der Belagerung und dem Beschuss von Aleppo. Das syrische Regime verweigere Experten seiner Behörde, die zu Kriegsverbrechen ermitteln sollen, die Einreise, erklärte der Hochkommissar in Genf. Das Einreiseverbot sei schockierend. Der Jordanier Seid betonte, dass die Regierung des Machthabers Baschar al-Assad mit der Belagerung und dem Aushungern von Ost-Aleppo für einen "Alptraum" verantwortlich sei und die grundlegenden Menschenrechte verletze. Die schätzungsweise 250.000 Menschen in Ost-Aleppo seien das Opfer eines intensivierten Bombardements, ihnen werde bewusst Nahrung und medizinische Hilfe vorenthalten. Viele Menschen warteten nur noch auf den Tod.
kle/stu (afp, dpa, ape, rtr)