Israel tötet Hamas-Kommandeur im Norden des Libanons
5. Oktober 2024Durch einen israelischen Luftangriff im Norden des Libanons hat die militant-islamistische Palästinenserorganisation Hamas nach eigenen Angaben einen ihrer Kommandeure verloren. Bei der Attacke im palästinensischen Flüchtlingslager Beddawi nahe der Stadt Tripoli seien Said Attallah Ali sowie dessen Frau und zwei Töchter getötet worden, erklärte die Hamas, die von zahlreichen Staaten als Terrororganisation eingestuft wird.
Das israelische Militär gab die Tötung zweier Hamas-Führungsmitglieder bekannt. Die Streitkräfte meldeten zudem den Beschuss einer Kommandozentrale der Hamas im Gazastreifen aus der Luft. Diese habe sich in einem früheren Schulgebäude befunden, hieß es. Israel wirft der Hamas seit langem vor, Zivilisten als menschliche Schutzschilde zu missbrauchen, indem sie Schulen, Kindergärten und Wohngebäude militärisch nutzt.
Erster Militärschlag im Norden des Libanons
Erst am Montag hatte die Hamas den Tod ihres wichtigsten Führers im Libanon, Fatah Scharif Abu al-Amin, gemeldet. Er wurde demnach bei einem Beschuss im Süden des arabischen Landes getötet. Der jüngste israelische Militärschlag war hingegen der erste im Norden des Libanons, seitdem die Hamas mit ihrem Massaker vom 7. Oktober den Israel-Hamas-Krieg ausgelöst hatte.
Damals hatten Kämpfer der Islamisten nach Angaben Israels mehr als 1100 Menschen auf israelischer Seite getötet und etwa 250 als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt. Beim darauffolgenden israelischen Militäreinsatz wurden nach Zahlen der Hamas-Behörden mehr als 41.000 Menschen in dem Palästinensergebiet getötet.
Zweite Front gegen Israel
Bereits einen Tag nach dem Angriff der Hamas im Oktober hatte die mit ihr verbündete Hisbollah im Libanon eine zweite Front gegen Israel eröffnet. Die schiitische Miliz, die ebenfalls von vielen Staaten als Terrorgruppe geführt wird, feuert regelmäßig Raketen auf den Norden Israels ab, weshalb Zehntausende Zivilisten ihre Heimat verlassen mussten.
An diesem Samstag soll es nach Angaben mehrerer Nachrichtenagenturen weitere Angriffe in südlichen Vororten der libanesischen Hauptstadt Beirut sowie in der Bekaa-Ebene gegeben haben. Näheres ist bislang nicht bekannt. Am Freitag bombardierte die israelische Armee nach eigenen Angaben eine Moschee im Südlibanon. In dem Gotteshaus sei eine Kommandozentrale der Schiitenmiliz Hisbollah versteckt gewesen, teilte das Militär mit.
Hisbollah-Kommandozentrale grenzte offenbar an Klinik
Die nationale libanesische Nachrichtenagentur NNA meldet, auch das an die Moschee angrenzende Krankenhaus Salah Ghandour in der Stadt Bint Dschubail sei bei dem Angriff getroffen worden. Mindestens neun Mitglieder des medizinischen Personals hätten Verletzungen erlitten. Das Schicksal der Patienten ist unklar.
Der Konflikt zwischen Israel und der Hisbollah hatte sich zuletzt deutlich verschärft. Ende September war der Chef der Miliz, Hassan Nasrallah, durch einen israelischen Luftangriff südlich von Beirut getötet worden. In der Nacht zu Dienstag hatte die israelische Armee den Beginn eines "begrenzten Bodeneinsatzes" im Süden des Libanons verkündet. Nur Stunden später verübte der Iran einen großangelegten Raketenangriff auf Israel.
Die Vereinten Nationen wiesen unterdessen eine Aufforderung Israels zurück, Teile ihrer UNIFIL-Friedenstruppe im Libanon zu verlegen. Die Soldaten der UN-Beobachtermission behielten ihre Stellungen bei, heißt es in einer Erklärung. Es gebe allerdings fertige Notfallpläne, die aktiviert würden, wenn es "absolut notwendig" sei. Israel hatte die UN nach deren Angaben am Montag mit Verweis auf den Bodeneinsatz im Libanon aufgefordert, die Blauhelmsoldaten von einigen ihrer Positionen zurückzuziehen.
Die Beziehungen zwischen Israel und den UN sind angespannt. Am Mittwoch hatte die israelische Regierung UN-Generalsekretär António Guterres zur "unerwünschten Person"erklärt, weil er aus ihrer Sicht den vorangegangenen iranischen Raketenangriff nicht mit klaren Worten verurteilt hatte. Der israelische Außenminister Israel Katz erklärte, Guterres sei ein "anti-israelischer Generalsekretär, der Terroristen, Vergewaltiger und Mörder unterstützt".
jj/kle/sti (dpa, afp, rtr)