Israelis zeigen Nerven
10. August 2014In Israel kippt langsam die Stimmung gegenüber Ministerpräsident Benjamin Netanjahu und seiner Regierung. Vor allem die Bewohner der Region um den Gazastreifen herum reagieren zunehmend verärgert und frustriert auf den anhaltenden Beschuss mit Raketen und Granaten. Sie werfen der Regierung vor, nicht genug zu tun, um die Sicherheit wiederherzustellen.
Derzeit keine Rückkehr möglich
Die bewaffneten palästinensischen Gruppen feuern zwar deutlich weniger Geschosse ab, aber die Ruhe, die Netanjahu der Bevölkerung im Süden versprochen hat, ist noch nicht wiederhergestellt. Viele Familien weigern sich daher, in ihre Ortschaften und Siedlungen zurückzukehren, die sie vor Wochen schon verlassen haben, um weiter im Norden Schutz zu finden.
Zum Beispiel Rotem, Mutter von zwei Kindern aus dem Kibbuz Nahal Oz. "Man hat uns versprochen, dass man diese Offensive nicht beendet, solange die Bewohner des Südens nicht in Ruhe und Sicherheit in ihren Häusern leben können,. Abber leider ist es nicht so. Die Operation ist beendet, der Beschuss geht weite, es fallen weiter Raketen, ganz zu schweigen von der Bedrohung durch Tunnel." Solange das so sei, kehre sie mit den Kindern nicht nach Hause zurück.
Sturz der Hamas?
Ministerpräsident Benjamin Netanjahu steht also unter wachsendem Druck. Am Sonntag (10.08.2014) kam zum ersten Mal seit Wochen wieder die gesamte Regierung zu einer Kabinettssitzung zusammen. In der letzten Zeit hatte sich immer nur die engere Runde des sogenannten Sicherheitskabinetts getroffen. Die Militäroffensive gehe weiter, sagte Netanjahu zu Beginn der Sitzung. Er habe zu keinem Zeitpunkt ihr Ende erklärt. "Sie geht weiter, bis das Ziel erreicht ist: die Rückkehr der Ruhe für eine lange Zeit. Ich habe zu Beginn der Operation gesagt und immer wieder wiederholt: es wird dauern und wir brauchen Geduld."
Doch die Geduld beginnt am 34. Tag des nicht erklärten Krieges zu schwinden. Sogar die Opposition drängt auf eine Fortsetzung der Militäroperation. Der Abgeordnete Eitan Kabel von der Arbeitspartei, der sonst eher zum gemäßigten Lager zählt, sagte: "Wenn diese Lage noch 24 oder 48 Stunden so weitergeht, hat die Regierung keine andere Wahl, als schweren Herzens zu entscheiden, in den Gazastreifen zu gehen und die Hamas zu stürzen. Ich sehe keine andere Wahl."
Keine Seite will nachgeben
Die Gespräche in Kairo sind unterdessen in eine Sackgasse geraten. Die Palästinenser halten an ihren Forderungen nach einer Aufhebung der Blockade und dem Bau eines Seehafens fest. Israel dagegen besteht darauf, solange nicht an den Verhandlungstisch zurückzukehren, wie geschossen wird. Wir führen keine Verhandlungen unter Feuer, sagte Verteidigungsminister Moshe Yaalon.
Die Armee setzt ihre Angriffe auf den Gazastreifen unterdessen fort. In der Nacht bombardierte sie Ziele im Süden und in der Stadt Gaza. Dabei wurden nach palästinensischen Angaben mehrere Menschen getötet. Insgesamt sind seit dem Ende der Feuerpause am letzten Freitag mindestens 15 Palästinenser ums Leben gekommen.