Israels Sicherheitsminister Ben-Gvir besucht Tempelberg
3. Januar 2023Israelische Medien haben Bilder und Videos von Sicherheitsminister Itamar Ben-Gvir in Begleitung von Polizisten auf dem Areal des Tempelbergs in Jerusalem gezeigt. Der rechtsnationalistische Politiker besuchte offenbar auch das Plateau, das die Al-Aksa-Moschee beherbergt.
Das Außenministerium der Palästinensischen Autonomiebehörde veröffentlichte umgehend eine Stellungnahme, in dem es "die Stürmung der Al-Aksa-Moschee durch den extremistischen Minister Ben-Gvir" verurteilte. Es handele sich um eine "beispiellose Provokation und eine gefährliche Eskalierung des Konflikts". Auch die Regierung des Nachbarlands Jordanien, das den Tempelberg formell kontrolliert, verurteilte "auf das Schärfste die Erstürmung der Al-Aksa-Moschee und die Verletzung ihrer Heiligkeit".
In einem Tweet erklärte Ben-Gvir, die israelische Regierung werde sich "einer Organisation schändlicher Mörder nicht unterordnen" - gemeint war die radikalislamische Hamas, die im Vorfeld für den Fall eines Besuchs mit Eskalation gedroht hatte.
Sorge vor Gewalt
Der Minister für nationale Sicherheit im erst kürzlich vereidigten neuen Kabinett unter Premierminister Benjamin Netanjahu hatte den Schritt zuvor angekündigt und damit bereits heftige Reaktionen ausgelöst. Oppositionsführer Jair Lapid warnte, dies könne zu Gewalt führen. Ein demonstrativer Besuch des späteren Premierministers Ariel Scharon auf dem Tempelberg während des Wahlkampfs im Herbst 2000 gilt als einer der Auslöser für die Zweite Intifada, den Palästinenseraufstand von 2000 bis 2005.
Der Tempelberg am Rande der Jerusalemer Altstadt ist für Juden wie Muslime eine bedeutsame Pilgerstätte: Im Islam gilt er als drittheiligster Ort nach Mekka und Medina. Im Judentum handelt es sich sogar um den wichtigsten Ort, an dem einst zwei Tempel gestanden haben sollen. Jüdinnen und Juden kommen zum Beten an die Klagemauer am Fuß des Bergs, das Gebet auf dem Plateau selbst ist Muslimen vorbehalten. Ben-Gvirs Partei "Jüdische Stärke" fordert Gebetsrechte für Juden auf dem Tempelberg.
ehl/sti (rtr, dpa)