Italien müht sich ins Viertelfinale
26. Juni 2021"Ich würde mich riesig freuen, wenn wir Italien schlagen", hatte Österreichs deutscher Trainer Franco Foda vor dem Anpfiff gesagt. Dabei schlägt in seinem Körper auch ein italienisches Herz. Der Vater des 55-Jährigen stammt aus Venedig. Viel hat nicht gefehlt für Foda und seine wackeren Österreicher zur ersten ganz großen Sensation dieser pan-europäischen Europameisterschaft. Am Ende verloren sie knapp mit 1:2 (0:0) nach Verlängerung. Die Italiener sind nun seit 31 Spielen ungeschlagen, Rekord in der Fußballgeschichte des Landes.
In der 65. Minute lag der Ball im italienischen Tor, dorthin per Kopf befördert vom früheren Bremer Bundesliga-Profi Marko Arnautovic. Doch die Österreicher jubelten zu früh. Der 32 Jahre alte Offensivspieler stand hauchdünn im Abseits, nach Videobeweis wurde der Treffer annulliert - zu Recht.
Donnarumma löst Rekordhalter Zoff ab
Der Führungstreffer wäre zu diesem Zeitpunkt nicht einmal unverdient gewesen. Zunächst hatten die hoch gelobten Italiener die erste Halbzeit dominiert und sich einige gute Gelegenheiten herausgespielt. Dem Tor am nächsten war Stürmer Ciro Immobile, der den Ball von der Strafraumgrenze aus an den Pfosten schoss. In der zweiten Hälfte aber spielte der krasse Außenseiter Österreich immer frecher auf - und hätte sich beinahe durch den Treffer von Arnautovic belohnt. So aber stand es auch nach 90 Minuten torlos. Damit löste der erst 22 Jahre alte italienische Torwart Gianluigi Donnarumma seinen Vorgänger Dino Zoff als Rekordhalter ab. Zoff war als Nationalkeeper 1143 Minuten hintereinander ohne Gegentreffer geblieben.
Drei Tore in der Verlängerung
In der Pause vor der Verlängerung sammelte Foda noch einmal seine Mannschaft im Kreis um sich und schwor sie für die 30 Extra-Minuten ein. Doch Kraft und Konzentration ließen nach. Knapp fünf Minuten waren in der ersten Hälfte der Verlängerung gespielt, da erzielte der eingewechselte Federico Chiesa aus kurzer Distanz das 1:0 (95.).
Pessina Matteo, ebenfalls von Italiens Trainer Roberto Mancini in der zweiten Halbzeit eingewechselt, sorgte mit dem 2:0 (105.), wieder aus kurzer Entfernung, für die Vorentscheidung. Doch die Österreicher kämpften weiterhin leidenschaftlich und wurden durch das Kopfballtor des Stuttgarter Bundesliga-Profis Sasa Kalajdzic belohnt (114.). Der Ausgleich wollte dann doch nicht mehr gelingen. ""Es ist nicht nur eines der grausamsten Fußballspiele meiner Karriere, sondern auch in der Fußballgeschichte Österreichs. Es ist absolut bitter", sagte Torschütze Kalajdzic. "Es war kein verdienter Sieg der Italiener, sie haben uns ausgekontert."
Foda: "Kritiker können jetzt mal ruhig sein"
Auch wenn es nicht zum ganz großen Coup reichte - die Österreicher können erhobenen Hauptes zurück in die Heimat reisen. Immerhin haben sie den Italienern einen Riesenkampf geliefert und ihnen das erste Gegentor nach zwölf Zu-Null-Spielen eingeschenkt. Der Achtelfinaleinzug war bereits der größte Erfolg eines österreichischen Teams bei einer Europameisterschaft. "Man hat gesehen, die Mannschaft hat an sich geglaubt, ganz Österreich kann auf dieses Nationalteam sehr stolz sein", sagte der in Österreich durchaus umstrittene Nationaltrainer Foda. "Alle Kritiker können jetzt einmal für zwei, drei Wochen ruhig sein." Und Foda darf nun, gemeinsam mit dem italienischen Teil seiner Familie, bei der EM der Squadra Azzurra die Daumen drücken.