IWF-Chefin prangert Korruption an
11. Mai 2016Schmiergeld, Bakschisch, Judaslohn - Korruption hat viele Namen und ist weltweit verbreitet. Pro Jahr werden global Bestechungsgelder in Höhe von 1,3 bis 1,75 Billionen Euro gezahlt. Darauf hat Christine Lagarde (Artikelbild) vor dem an diesem Donnerstag in London beginnenden Internationalen Anti-Korruptions-Gipfel hingewiesen. Die Chefin des Internationalen Währungsfonds (IWF) schrieb in einem Essay, dass die rund um den Globus grassierende Korruption eine schwere Belastung für die Konjunktur darstelle. Ihren Berechnungen zufolge schwächen die illegalen Zahlungen die weltweite Wachstumskraft um rund zwei Prozent.
Aber Korruption habe nicht nur Auswirkungen auf die Wirtschaft, so Lagarde. Die Betrügereien bewirkten, dass es an Geld für soziale Programme fehle. Zudem würden Regeln zum Schutz der Umwelt nicht so scharf gefasst, wie sie sein sollten, und unzureichend umgesetzt. Mit Blick auf die vorhandenen Vorurteile gegen Entwicklungsländern erklärte Lagarde: "Den Mythos, es sei ein kulturelles Problem, akzeptiere ich nicht." In eigenen schwach entwickelten Staaten sei das Problem geringer als in manchen wirtschaftlich starken Ländern.
Cameron plant internationale Erklärung
An dem Gipfel in London nehmen Vertreter aus rund 40 Staaten teil. Nach dem Willen des britischen Premierministers David Cameron sollen die Teilnehmer eine internationale Erklärung unterzeichnen, in der sich die einzelnen Staaten zur Zusammenarbeit verpflichten und anerkennen, dass Korruption die Bemühungen im Kampf gegen Armut wie auch gegen den Terrorismus untergräbt.
Aus Deutschland reist Bundesjustizminister Heiko Maas zum Gipfel. Im Vorfeld hatte sich der SPD-Minister für härtere Sanktionen gegen kriminelle Unternehmen ausgesprochen. Firmen müssten spürbarer zur Verantwortung gezogen werden, sagte Maas der Deutschen Presse-Agentur. Er kündigte noch für dieses Jahr einen Vorschlag an, um Unternehmen und Banken stärker in die Haftung zu nehmen.
djo/wl (afp, dpa)