IWF-Chefin warnt Europa
12. Mai 2014"Einige Länder haben die Hilfsprogramme erfolgreich beendet", sagte die Direktorin des Internationalen Währungsfonds (IWF), Christine Lagarde, dem "Handelsblatt". "Aber das heißt nicht, dass die Krise vorbei und unsere Mission erfüllt ist." Vor allem in den Südländern des Euroraums hätten es Unternehmen deutlich schwerer, Kredite zu bekommen.
"Außerdem bringen die dauerhaft niedrigen Inflationsraten zusätzlich Risiken mit sich", fügte Lagarde hinzu. Die Europäische Zentralbank (EZB) rief sie dazu auf, "weiterhin Wachstumsimpulse" zu geben. In der Pflicht seien aber insbesondere die Regierungen. "Vor allem muss die Wettbewerbsfähigkeit der Länder verbessert werden. Hier geht es zum Beispiel um Strukturreformen auf den Arbeitsmärkten", sagte die IWF-Chefin.
Risiko für die Weltwirtschaft
Dem Blatt zufolge warnte sie auch vor möglichen globalen Folgen der Ukraine-Krise. "Es ist ein neues Risiko für die Weltwirtschaft". Die Krise sei eine Gefahr, "die man nur sehr schwer messen oder deren Ansteckungsgefahr für andere Länder man kaum vorhersagen kann", betonte Lagarde. Dennoch könne das schwerwiegende ökonomische Folgen haben. Denn der Konflikt habe Auswirkungen auf den internationalen Handel, die ausländischen Direktinvestitionen, aber auch auf die internationalen Kapitalflüsse und die Energieversorgung Europas.
Lagarde sagte, dass die Ukraine mehr als die vom IWF bereits zugesagten Hilfen in Höhe von 17 Milliarden Dollar benötigen werde. Als Beispiel nannte die frühere französische Finanzministerin bilaterale Hilfen aus dem Ausland und Finanzhilfen von internationalen Finanzinstitutionen. "Die internationale Gemeinschaft hat da gar keine Wahl. Wir können nicht einfach sagen, die Lage ist zu brenzlig, deshalb geben wir im Moment kein Geld."
ul/kle (dpa, rtr)