IWF mahnt zu weiteren Anstrengungen
18. Januar 2013Im vergangenen Jahr seien zwar in vielen Teilen der Welt die richtigen Maßnahmen ergriffen worden, um einen ökonomischen Zusammenbruch zu vermeiden, doch mittelfristig gebe es zahlreiche offene Probleme, sagte die Direktorin des Internationalen Währungsfonds (IWF) vor Journalisten in Washington. "Wir haben den Kollaps aufgehalten. Wir sollten den Rückfall in die Krise vermeiden. Wir dürfen uns nicht ausruhen", betonte Lagarde.
Höchste Priorität müsse die Ankurbelung des Wachstums und die Schaffung von Jobs haben. Am Arbeitsmarkt habe es "eindeutig keine Verbesserungen gegeben" seit der großen Rezession vor rund fünf Jahren. Als weitere Aufgaben nannte Lagarde den Schuldenabbau in reichen Industrieländern und entschlossene Reformen im internationalen Finanzsektor. Es gebe Anzeichen für ein Nachlassen der Bemühungen zur Regulierung des Finanzmarktes, sagte die Französin. Reformen auf diesem Gebiet seien hinausgezögert und verwässert worden.
Lob für die EU
Lagarde lobte die Fortschritte bei den Reformbemühungen in Europa. Die EU verfüge über viele neue Werkzeuge im Kampf gegen die Krise. "Und doch haben sich die Brandmauern noch nicht als funktionsfähig erwiesen", warnte die IWF-Chefin. Die EU müsse weiter an einer Bankenunion arbeiten, um künftige Probleme zu vermeiden. Zudem empfahl Lagarde eine weitere Lockerung der Geldpolitik durch die Europäische Zentralbank. Dies sei "angemessen, um die Nachfrage aufrecht zu erhalten."
''Ein solcher Schritt ist allerdings umstritten. Eine weitere Lockerung der Geldpolitik könnte nach Einschätzung von Kritikern etwa in Deutschland die Inflation deutlich ansteigen lassen. Die EZB hat ihren Leitzins wegen der Rezession in vielen Euro-Ländern auf das Rekordtief von 0,75 Prozent gesenkt und Hunderte Milliarden Euro durch den Kauf von Staatsanleihen in die Wirtschaft gepumpt.
Eine deutliche Warnung sprach Lagarde an die Adresse der weltgrößten Volkswirtschaft USA aus. Die Amerikaner müssten "weitere unnötige politische Fehler vermeiden", forderte die Chefin des Währungsfonds. Sie verwies damit auf die absehbar harten Verhandlungen zwischen den Parteien in Washington über die Erhöhung der Schuldengrenze und über Einsparungen im Staatshaushalt in den kommenden Monaten. Ohne rechtzeitige Einigung könnten die USA in die Zahlungsunfähigkeit stürzen, mit potenziell verheerenden Auswirkungen für die Weltwirtschaft.