IWF: Mögliche Immobilienblase in Deutschland
5. Juli 2018Die deutsche Wirtschaft bleibt nach Einschätzung des Internationalen Währungsfonds (IWF) ein Muster an Stabilität, ist aber auch vor Risiken nicht gefeit.
Die Wirtschaftsleistung wird der IWF-Prognose zufolge im Jahr 2019 um 2,1 Prozent steigen, die Arbeitslosenquote nochmals leicht um 0,1 Punkte auf 3,5 Prozent sinken. Die Inflationsrate bleibt demnach mit 1,7 Prozent praktisch stabil.
Die Staatsschulden sinken 2018 auf 60 Prozent des Bruttoinlandsproduktes und im Jahr 2019 sogar auf 56,1 Prozent. Damit würde Deutschland erstmals seit 2002 wieder die Maastricht-Kriterien erfüllen.
Gefahr für Exporte
Der IWF warnt allerdings auch vor einer Eintrübung. Die Effekte eines harten Brexits, eines zunehmenden wirtschaftlichen Protektionismus nicht zuletzt in den Vereinigten Staaten und einer Neuordnung der Lastenverteilung in der Eurozone könnten das Investitionsklima belasten und die Exporte drücken.
Den Experten bereiten auch Anzeichen für eine Immobilienblase in den Zentren großer Städte Kopfschmerzen. "Die Direktoren betonen, dass der Preisanstieg bei Hauspreisen in Deutschland dynamischsten Städten eine genaue Beobachtung verdient", heißt es in dem Bericht des IWF.
Immobilien zu teuer?
Derzeit stünden für eine genaue Untersuchung nicht ausreichend Daten zur Verfügung. Möglicherweise könnten hier punktuell finanzielle Anfälligkeiten entstehen, so der Bericht.
Die Immobilienpreise in großen Städten wie München, Hamburg oder Frankfurt sind in den vergangenen Jahren und Monaten sehr stark gestiegen. Die niedrigen Zinsen haben die Nachfrage getrieben, das Angebot bleibt aber wegen geringer Neubauquoten spärlich.
Nach Einschätzung der Bundesbank könnte das deutsche Finanzsystem einen Rückgang der Immobilienpreise um bis zu 30 Prozent verkraften. Die Kapitalausstattung der Banken sei dafür ausreichend, selbst wenn zeitgleich die Arbeitslosenquote auf acht Prozent hochschnellen sollte. Die Bundesbank hält 15 bis 30 Prozent der Wohnimmobilien - vor allem in Ballungsgebieten - für überbewertet.
Mehr Geld in Bildung
Der IWF ruft die Bundesregierung auf, ihre Haushaltsüberschüsse, die in diesem Jahr von bisher 1,0 Prozent auf 1,2 und im nächsten Jahr auf 1,4 Prozent steigen werden, für Investitionen vor allem in Bildung und Arbeitnehmer zu nutzen. Es müsse darum gehen, private Investitionen zu fördern und der Wirtschaft über staatliche Maßnahmen ausreichend qualifizierte Arbeitskräfte bereitzustellen.
Investitionen würden hier langfristig auch dazu führen, den Außenhandelsüberschuss des Exportlandes Deutschland zu reduzieren. Dieser wird nicht nur von US-Präsident Donald Trump scharf kritisiert. Er übersteigt auch die von der EU vorgegebenen Grenzen. Die Europäische Union stuft einen Wert von mehr als sechs Prozent des Bruttoinlandsproduktes als stabilitätsgefährdend ein.
Deutschland erreichte 2016 ein Hoch von 8,5 Prozent und wird nach 8,0 Prozent im vergangenen Jahr 2018 bei 8,3 Prozent sowie im kommenden Jahr bei 8,1 Prozent landen, prognostiziert der IWF.
bea/sam (dpa)