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Film

Jack Nicholson zum 85.

Bernd Sobolla
22. April 2022

Jack Nicholson gehört zu Hollywoods Superstars. Doch auch hinter der Kamera wollte er Filmgeschichte schreiben. Eine Legende wird 85.

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Jack Nicholson
Bild: picture-alliance/dpa/P. Buck

Genau genommen brauchte Jack Nicholson für seinen Durchbruch nur eine einzige Szene: In "Easy Rider" wird er als Alkoholiker George aus einem Provinzgefängnis entlassen und tritt verkatert vor das Polizeigebäude, wo Peter Fonda und Dennis Hopper ihre Harleys klar machen.

Nicholson holt seine Whiskey-Flasche raus, nimmt mit den Worten "Here is the first of the day, fellows" einen kräftigen Schluck. Dann verzieht er das Gesicht, hebt und senkt seinen angewinkelten Ellenbogen dreimal stakkatohaft und gackert dazu wie ein Huhn: Nick, nick, nick! Nicholson erhielt für diese Rolle eine von insgesamt zwölf Oscar-Nominierungen. Dabei wird oft übersehen, dass er in seiner Karriere auch Produzent, Drehbuchautor und Regisseur war.

In der Ausbildung bei Roger Corman

Jack Nicholson mit Schiebermütze
Vom Laufjungen zu einem der bestbezahlten Schauspieler HollywoodsBild: dapd

Am 22. April 1937 in einer Kleinstadt im Bundesstaat New Jersey geboren, wächst er in zerrütteten Familienverhältnissen auf, engagiert sich in einer Schultheatertruppe und spielt gern den Klassenclown. 1954 folgt er seiner Mutter nach Los Angeles. Nicholson wird Laufjunge bei der Filmproduktionsgesellschaft MGM, nimmt Schauspielunterricht und tritt 1956 erstmals in der TV-Serie "Matinee Theatre" auf.

1958 trifft Jack Nicholson den unabhängigen Regisseur und Produzenten Roger Corman, ein entscheidender Moment. Denn mit Corman dreht er in den nächsten Jahren eine Reihe von B-Movies. Darunter 1960 die Horrorkomödie "The Little Shop of Horrors – Kleiner Laden voller Schrecken", in der er einen masochistischen Zahnarztpatienten spielt. Das Werk über eine fleischfressende Pflanze avanciert zum Kultfilm. Fortan gehört Nicholson zu Cormans Filmfamilie, spielt mit Stars wie Boris Karloff, Vincent Price und Peter Lorre zusammen und ist für "Schloss des Schreckens" erstmals als Co-Regisseur verantwortlich.

Mitte der 1960er-Jahre versucht er sich auch als Drehbuchautor und schreibt für Corman das Buch zu "The Trip" (1967), einer der ersten Filme, der LSD-Erfahrungen thematisiert. Da er mit den Schauspielern Peter Fonda und Dennis Hopper befreundet ist, steigt er zwei Jahre später für "Easy Rider" mit ihnen auf die Harley, arbeitet zudem als ausführender Produzent mit und soll laut dem Produzenten Bert Schneider dafür sorgen, "dass sich Fonda und Hopper nicht gegenseitig umbringen". "Easy Rider" wird zum erfolgreichsten Film der New Hollywood Bewegung, des jungen US-Autorenkinos. Wobei Nicholsons Image als unrasierter Antiheld perfekt zum Zeitgeist passt.

Prägendes Gesicht von New Hollywood

Jack Nicholson mit anderen Schauspielern als Geistesgestörte in einer Filmszene von "Einer flog übers Kuckucksnest"
In der Rolle des Randle McMurphy zettelt Nicholson einen Aufstand anBild: imago

Dennoch ist Nicholson kein Garant für Erfolg. Dazu ist seine Bereitschaft, Freundschaftsdienste zu leisten und durchschnittliche Filmprojekte zu unterstützen, zu groß. Außerdem gilt er als geselliger Bursche, der immer ein Gefolge von Freunden im Schlepptau hat. So steht er zwar ständig vor der Kamera, aber auf einen Erfolg kommen auch drei Filme, die untergehen.

Ein weiterer Meilenstein der Filmgeschichte gelingt Nicholson, als er 1974 mit Roman Polanski "Chinatown" dreht: Darin wird er als Privatdetektiv Jake Gittes im Los Angeles der 1930er Jahre in eine Mord-, Korruptions- und Inzest-Geschichte gezogen. "Chinatown" avanciert zu einem der größten Publikums- und Kritikererfolge der 1970er-Jahre und Nicholson festigt seinen Ruf als Charakterdarsteller.

Als er nur ein Jahr später für seine Rolle als Randle McMurphy in "Einer flog über das Kuckucksnest" (Regie: Milos Forman) seinen ersten Oscar gewinnt, hat er die Spitze Hollywoods erklommen und ist zugleich ein Star anspruchsvoller Werke. In dem Film führt McMurphy einen Patientenaufstand in einer psychiatrischen Anstalt an, in der das medizinische Personal notorisch Elektroschocks und Zwangsmedikation verabreicht.

Kubrick plus Nicholson = Klassiker

Jack Nicholson in Shining
In "The Shining" spielt Nicholson den erfolglosen Schriftsteller Jack TorranceBild: imago

Nach diesen Erfolgen wird es einige Jahre ruhiger um Nicholson. Er probiert sich unter anderem als Regisseur des Comedy-Westerns "Der Galgenstrick" aus - aber ohne Erfolg. Mit "Shining" hingegen landet Nicholson einen weiteren Hit. Stanley Kubrick verfilmt den gleichnamigen Roman von Stephen King 1980 und inszeniert Nicholson als erfolglosen Schriftsteller Jack Torrance, der während des Winters als Hausverwalter mit Frau und Sohn in ein leeres, eingeschneites Berghotel ziehen soll. Dort driftet Torrance in den Wahnsinn ab. "Shining" gilt als Klassiker des Horrorfilms. Auch wenn einige Kritiker Nicholson vorwerfen, den Wahnsinn zu fratzenhaft zu demonstrieren.

In den 1980er-Jahren dreht Nicholson zahlreiche Filme ohne große Resonanz. Immerhin: In "Zeit der Zärtlichkeit" (1983) von James L. Brooks spielt Nicholson einen Ex-Astronauten, der sich in seine Nachbarin (Shirley MacLaine) verliebt und ihr hilft, zu ihren Muttergefühlen zu stehen. Für diese Rolle gewinnt er den Oscar als bester Nebendarsteller.

Jokers Grinsen

Seine schillerndste Rolle aber übernimmt Nicholson 1989, als er in Tim Burtons "Batman" den Joker spielt, Batmans grinsenden Gegenspieler, das personifizierte Böse der düsteren Metropole. Über 400 Millionen US-Dollar spielt der Film ein. Es ist Nicholsons kommerziell erfolgreichster Film, an dem er durch Vertragsklauseln eine Rekordgage von rund 60 Millionen US-Dollar kassiert. Mit dem Erfolg im Rücken wagt sich der Schauspieler an eine neue Regiearbeit und dreht "Die Spur führt zurück - The Two Jakes", eine Fortsetzung von "Chinatown". Doch Nicholsons Talent als Regisseur ist überschaubar und der Film floppt.

Jack Nicholson als Batman
Paraderolle: Nicholson als Batmans diabolischer Gegenspieler JokerBild: picture alliance/dpa/United Archives

Mit der Komödie "Besser geht's nicht" kommt Nicholson 1997 zurück in die Erfolgsspur. Er mimt den neurotischen Schriftsteller Melvin, der auch vor rassistischen und homophoben Sprüchen nicht zurückschreckt. Diese Rolle bringt Nicholson den dritten Oscar ein. Ebenso überzeugt er 2006 als irischer Mafia-Pate in Martin Scorseses "Departed – Unter Feinden". Das Ende seiner Schauspielkarriere hat Jack Nicholson nie offiziell verkündet, auch wenn er 2010 das letzte Mal vor der Kamera stand - in dem Streifen "Woher weißt du, dass es Liebe ist". 

Eine unsterbliche Kino-Legende ist er schon jetzt - oder wie es sein Schauspielkollege Danny DeVito einmal sagte: "Jack Nicholsons Lebenszeit ist von 1937 bis in die Ewigkeit."