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Jahrhundert-Beben fordert zehntausende Tote

9. Oktober 2005

Nach dem schweren Erdbeben in Südasien zeichnen sich immer verheerendere Ausmaße der Zerstörungen ab. Für Pakistan ist es der größte Katastropheneinsatz seit Gründung des Staates im Jahr 1947.

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Erbebenopfer in IndienBild: AP

Alleine in dem von Pakistan kontrollierten Teil Kaschmirs seien etwa 30.000 Menschen ums Leben gekommen, sagte der regionale Kommunikationsminister, Tarik Faruk, am Sonntag (9.10.2005) dem privaten Fernsehsender Geo TV. Darüber hinaus gebe es tausende von Menschen, deren Schicksal zunächst noch unklar gewesen sei. Pakistanische Regierungsvertreter sprachen unterdessen von landesweit mehr als 20.000 Todesopfern.

Das Beben hatte die Stärke von 7,6 und zerstörte am Samstag weite Landstriche im Norden Pakistans und Indiens. Auch Afghanistan ist von dem Unglück betroffen. Dort fällt es den Behörden jedoch besonders schwer, das Ausmaß sowie Zahlen von Toten und Verletzten zu ermitteln. Im indischen Teil Kaschmirs stieg die Zahl der Toten auf mindestens 325. Nach Angaben der Behörden wurden im Bundesstaat Jammu und Kaschmir außerdem rund 2000 Menschen verletzt.

20 Nachbeben

Es sei das schwerste Erdbeben der vergangenen 100 Jahre in der Region, sagte ein führender pakistanischer Meteorologe. In den ersten 24 Stunden nach dem Hauptbeben hätten mindestens 20 Nachbeben der Stärke 5 bis 6 die pakistanische Katastrophenregion heimgesucht, hieß es.

Erdbeben: Pakistan
Zerstörtes Hochhaus in IslamabadBild: ap

Hilfsmannschaften versuchten mit Hochdruck, Verschüttete aus den Trümmern zu retten. In der pakistanischen Hauptstadt Islamabad gruben die Rettungsteams in den Trümmern eines einst zwölfstöckigen Wohnkomplexes, der eingestürzt war. Bis Sonntagmorgen wurden dort 23 Leichen geborgen, mindestens 80 Menschen konnten lebend aus dem Schutt gezogen werden. Eine Frau konnte nur gerettet werden, indem ihr eine eingeklemmte Hand amputiert wurde, einem Mann musste ein Bein abgenommen werden.

Freies Bildformat: Erdbeben: Eingesperrt
Eingesperrt in den Trümmern des eingestürzten Hochhauses in IslamabadBild: ap

An den Rettungsbemühungen vor Ort beteiligte sich auch das Militär. Ein Militärvertreter sagte, in den Trümmern der Margala Towers würden noch rund 50 Menschen vermisst. "In der Nacht haben wir noch die Schreie von Menschen gehört, aber jetzt ist es still geworden", sagte ein Mann, der sich an den Rettungsarbeiten beteiligte. Der Wohnkomplex war das einzige Gebäude, das in Islamabad einstürzte.

Ohne Hilfe

Entlegene Gebiete sind dagegen von der Hilfe abgeschnitten, sagte ein pakistanischer Militärsprecher. Viele Dörfer und selbst kleine Städte seien regelrecht von der Landkarte verschwunden. In der Stadt Muzafarabad in Kaschmir starben rund 500 Kinder, als sie unter dem Dach ihrer Schule begraben wurden.

Vereinte Nationen schicken Krisenstab

Die Vereinten Nationen haben acht Experten nach Pakistan geschickt, die die Hilfe für die Opfer der Erdbebenkatastrophe koordinieren sollen. Die Mitglieder des UN-Büros für die Koordination humanitärer Fragen wurden am Sonntag in Islamabad erwartet. "Wir wissen, dass bei einem Erdbeben dieser Größenordnung jede Stunde zählt", sagte der Chefkoordinator der Vereinten Nationen für die Katastrophenhilfe, Jan Egeland. (mas)