James Bond: Agent 007 ein Deutscher?
1. Februar 2019In seinen ersten James-Bond-Romanen hat Ian Fleming wenig über die Herkunft und den Hintergrund des Spions verraten. Bond musste offensichtlich britisch sein, schließlich arbeitet 007 doch für den Geheimdienst des Vereinigten Königreichs. Das ist aber auch alles, was wir offiziell wissen.
Nach dem Erfolg des ersten Bond-Films, "James Bond jagt Dr. No" aus dem Jahr 1962, veröffentlichte Fleming einige biographische Details in seinem nächsten Roman "Man lebt nur zweimal" (1964), die mit dem Hintergrund des Schauspielers Sean Connery übereinstimmen, der den Geheimagenten in sieben Filmen spielte. Darin wird Bond vermisst. In einem Nachruf, geschrieben von seinem Vorgesetzten M., dem Leiter des Geheimdienstes, werden die Namen und Nationalitäten von 007s Eltern erwähnt. Sein Vater war Andrew Bond, ein Schotte wie Connery, während seine Mutter, Monique Delacroix, eine Schweizerin war - um die Internationalität des Spions zu unterstreichen.
Geboren im Ruhrgebiet - wegen eines Bahnstreiks
Später hat John Pearson, ein ehemaliger Assistent Ian Flemings bei der "Sunday Times", eine Biographie über die fiktive Romanfigur geschrieben, "Agent 007: Eine frei erfundene Biographie", die erstmals 1973 veröffentlicht wurde. Basierend auf den Elementen, die schon in Flemings Romanen zu finden sind, füllt sie die Lücken in Bonds Leben.
In Pearsons Buch entdeckten 007-Fans, dass James Bond in Wattenscheid im Ruhrgebiet am 11. November 1920 geboren wurde. Damals eine eigenständige Stadt, gehört Wattenscheid jetzt zu Bochum, wo am 1. Februar die Ausstellung "In geheimer Mission - Der Spion, der aus Wattenscheid kam" eröffnet wird.
Laut Pearson war Bonds Vater Andrew ein Ingenieur. Um Krupps Rüstungsbetriebe für die Alliierten aufzulösen, sei er in Wattenscheid stationiert gewesen. Seine Frau, Monique Delacroix, habe eigentlich für die Geburt ihres Kindes nach England zurückkehren wollen, aber ein Bahnstreik habe sie daran gehindert.
Bond sei früh zum Waisenkind geworden, seine Eltern starben bei einem Kletterunfall in den Schweizer Alpen. Den Vormund habe seine Tante übernommen, der junge James sei trotzdem noch regelmäßig nach Wattenscheid zurückgekehrt, wo die Familie ein Sommerhaus besessen habe.
Vielleicht waren es aber auch Zürich oder Berlin
Es gibt jedoch widersprüchliche Berichte rund um Bonds Geburtsort. Laut Charlie Higsons "Young Bond"-Büchern, einer anderen offiziellen Reihe basierend auf Flemings Geschichten, ist der Geheimagent in Zürich geboren. Aber dem Reisepass zufolge, der Daniel Craig als Requisite im Film "Casino Royale" ausgehändigt wird, erblickte Bond in West-Berlin - und zwar viel später, am 13. April 1968 - das Licht der Welt.
Experten, die versucht haben, James Bonds Biographie im Detail nachzuprüfen, haben festgestellt, dass es viele Unstimmigkeiten innerhalb der eigenen Romane des Autors gibt. Es scheint, als hätte Fleming das nicht allzu sehr gestört.
Film-Journalist und Bond-Experte Siegfried Tesche sieht Pearsons Version als die an, die wohl am zuverlässigsten Flemings Vorstellungen wiedergibt, wegen seiner engen Bekanntschaft mit dem Autor.
Flemings Erfahrungen in Deutschland
Trotz der vielen Widersprüche feiert die Ausstellung in Bochum Bonds Wurzeln im Ruhrgebiet. Siegfried Tesche, Co-Kurator der Ausstellung, sieht auch klare Parallelen zur Biographie Ian Flemings.
"Ein bisschen James Bond kann man in Ian Fleming wiederfinden", sagte er im DW-Interview. Zum Beispiel hat der Autor, wie auch 007, während des Zweiten Weltkriegs für den britischen Marine-Nachrichtendienst gearbeitet, bevor er begann, als Journalist und Autor zu arbeiten.
"Fleming musste sich mit den Nazis und deutschen Spionen auseinandersetzen, und auch mit dem Kalten Krieg später. Die Geschichten und Dinge, die er während des Zweiten Weltkriegs erlebt hat, baute er später in seine Romane ein", erklärt Tesche. Fleming habe außerdem in Österreich, Deutschland und der Schweiz studiert, so der Bond-Experte. Er liebte die Alpen, wo er Skifahren und Klettern lernte - diese Leidenschaften tauchen auch in den Abenteuern seines fiktionalen Charakters auf.
Unter den Ausstellungsstücken, die Tesche für die James-Bond-Ausstellung in Bochum organisiert hat, sind mehrere Sportwagen wie der Lotus Esprit S1 aus "Der Spion, der mich liebte" (1977) und der Ein-Mann-Helikopter, den 007 in "Man lebt nur einmal" (1967) fliegt. Außerdem sind Kostüme, Drehbücher und andere Bond-Accessoires zu sehen. Diverse Filmvorführungen und Gespräche mit dem Physik-Professor Metin Tolan, der für seine Analysen zur Wissenschaft hinter den 007-Filmstunts bekannt ist, begleiten die Ausstellung.
Die Bond-Ausstellung "In geheimer Mission - Der Spion, der aus Wattenscheid kam" ist bis zum 31. März in Bochum zu sehen.