Japan beendet unkonventionelle Geldpolitik
9. März 2006Die Bank von Japan (BoJ) beschloss am Donnerstag (9.3.2006) angesichts der Wirtschaftsbelebung und anziehender Verbraucherpreise ihre "ultra-lockere" Geldpolitik zu beenden. Die japanische Wirtschaft hat jahrelang unter Deflation gelitten und sich erst in jüngster Zeit deutlich erholt. In einer Deflation kommt es zu einem Teufelskreis aus dauerhaft sinkenden Preisen und schrumpfender Wirtschaftsleistung. Um diese Entwicklung zu bekämpfen, konnten sich Japans Geldinstitute und Konzerne seit 2001 beliebig zum Nulltarif mit Geld eindecken. Die Währungshüter verabschiedeten sich nun nach zweitägigen Beratungen von dieser weltweit einzigartigen Praxis, das Finanzsystem des Landes direkt mit üppiger Liquidität zu versorgen.
Der Umschwung in der Geldpolitik gilt als erster Schritt für eine künftige Zinserhöhung in Japan. Zwar sollen die Zinsen noch eine Weile bei Null bleiben, dann jedoch allmählich leicht angehoben werden, erklärte der Präsident der Bank of Japan, Toshihiko Fukui, auf einer Pressekonferenz. Experten rechnen nun damit, dass die Bank möglicherweise bereits im Juli 2006 die Zinsen um 0,25 Punkte erhöhen könnte, andere erwarten erste Zinsschritte hingegen erst ab Dezember.
Entspannte Reaktionen
Die allgemein erwartete Entscheidung gilt als Zeichen dafür, dass die zweitgrößte Wirtschaftsnation der Welt den Kreislauf fallender Preise endgültig überwunden hat, der jahrelang das Wachstum gehemmt hatte. Die Börse in Tokio reagierte darauf mit einem Kurssprung. Zugleich geriet der Yen zum Dollar unter Druck und fiel auf ein Zwei-Wochen-Tief.
Die japanische Notenbank gab zudem bekannt, dass sie langfristig eine Inflationsrate von null bis zwei Prozent anstrebt. Die künftige Geldpolitik werde sich aber nicht strikt an der Veränderung der Verbraucherpreise orientieren. An ihrer jüngsten Wirtschaftseinschätzung hielt die Notenbank fest. Die japanische Wirtschaft erhole sich weiter stetig und der Deflationsdruck schwäche sich ab. Die Investitionen stiegen weiter. Auch die Exporte dürften auf Grund des Wachstums der Weltwirtschaft weiter zulegen. (kas)