Japans neuer Horchposten
28. März 2016Auf der Insel Yonaguni im Ostchinesischen Meer hat Japans Militär eine Einheit der Selbstverteidigungsstreitkräfte stationiert. Deren Aufgabe sei es, mithilfe einer neuen Radarstation (Artikelbild) die Aktivitäten Chinas in dem Seegebiet zu beobachten.
Bislang leben auf Yonaguni rund 1500 Menschen, die ihren Lebensunterhalt überwiegend Viehzucht und Zuckerrohranbau verdienen. Durch die neuen Militäreinheiten wird sich die Bevölkerungszahl um 20 Prozent erhöhen.
Unbewohnte Schatzkammer
Yonaguni liegt rund 150 Kilometer südlich einer zwischen Tokio und Peking umstrittenen Inselgruppe. Die auf Japanisch Senkaku genannten Inseln stehen faktisch unter japanischer Verwaltung und werden von der Regierung in Tokio dem eigenen Territorium zugerechnet. Sie werden unter ihrem chinesischen Namen Diaoyu allerdings auch von Peking beansprucht.
Um ihre Ambitionen auf das Territorium zu untermauern, haben Ende 2013 sowohl China als auch Japan dort Luftverteidigungszonen eingerichtet, die sich überlappen. Zudem schickt China immer wieder Schiffe der eigenen Küstenwache in die Nähe der Inselgruppe. Die unbewohnten Felsen im Meer haben eine große strategische Bedeutung, weil unter ihnen große Gas- und Ölvorkommen vermutet werden.
Strategische Schlüsselposition
"Die Radarstation wird China irritieren", sagte Sicherheitsexperte Nozomu Yoshitomi, ein ehemaliger Generalmajor der japanischen Selbstverteidigungsstreitkräfte. Der Horchposten auf Yoniguni könne zusätzlich auch als Militärbasis für Operationen in der Region genutzt werden, so Yoshitomi.
Toshi Yoshihara vom U.S. Naval War College in Newport, Rhode Island, ergänzt, dass Yoniguni eine strategisch äußerst wichtige Position habe: Von dort könne Japan nicht nur die Senkaku-Inseln überwachen, sondern es liege auch nur 100 Kilometer von Taiwan entfernt, einem weiteren möglichen militärischen Hotspot in der Region. Dort endet nämlich die 2013 von China eingerichtete Luftsicherheitszone.
Japan plant eigenen Angaben zufolge, seine Selbstverteidigungsstreitkräfte im Ostchinesischen Meer in den kommenden Jahren um 20 Prozent auf 10.000 Soldaten zu verstärken. Außerdem will Tokio mit Raketenstellungen einen Verteidigungsring um die Inseln ziehen.
Chinesische Schiffe müssen auf dem Weg in den westlichen Pazifik diese Meerenge passieren, sodass Peking den Zugang sowohl als Versorgungsroute zu den Weltmeeren braucht als auch zum Ausbau seiner Position als Seemacht.
mak/chr (rtr, dpa)