Japan fängt wieder Zwergwale
Vor einem Jahr hat ein UN-Gericht Japan den Walfang verboten. Die "wissenschaftlichen Gründe" seien nur vorgeschoben. Nun sind erstmals wieder vier Walfangschiffe ausgelaufen, um 51 Zwergwale zu töten.
Japan jagt weiter Zwergwale - trotz Verbotes
Am Freitag (10.04.2015) machten sich vier japanische Walfangschiffe auf den Weg in den Pazifik. Bis zum 26. Mai sollen sie bis zu 51 Zwergwale töten. Die Behörden begründen den Walfang mit der Erforschung des Einflusses der Wale auf die Küstenfischerei. Erst ein Jahr zuvor hatte der Internationale Gerichtshof in Den Haag die Walfangpraxis Japans verboten.
International geächtet - trotzdem noch praktiziert
Die Jagd auf die vom Aussterben bedrohten Meeressäuger ist seit 1986 geächtet. Norwegische, isländische und japanische Walfänger stellen aber weiter den Tieren nach. Besonders die Japaner argumentieren, die Jagd diene der wissenschaftlichen Forschung. Aber Japan fängt immer weniger Wale: Im Januar waren zwei japanische Walfangschiffe ohne Harpunen ausgelaufen - nur zum Wale zählen und beobachten.
Den Haag urteilte zugunsten der Wale
20 Jahre lang hatten die Australier sich bemüht, das japanische Walfangprogramm auf diplomatischem Weg stoppen - ohne Erfolg. 2013 verklagte Australien Japan vor dem Internationalen Gerichtshof in Den Haag. Ende März 2014 dann die Entscheidung: Japan muss sein Forschungsprogramm im Südpolarmeer einstellen und im Einzelfall nachweisen, warum das Töten der Tiere der Wissenschaft dient.
Gefährdete Tiere
Seit dem Fangverbot 1986 haben sich die Bestände vieler Arten stabilisiert. Doch Blauwale, Finnwale, Seiwale, Südliche Glattwale und Pottwale sind noch immer gefährdet oder sogar vom Aussterben bedroht. Wale sind Säugetiere und können bis zu 33 Meter lang und 190 Tonnen schwer werden. Das macht sie zu den größten Tieren der Erde.
Japanische Walfänger
Offiziell dient der japanische Walfang der Wissenschaft, doch das Fleisch der erlegten Tiere wird später in Japan auf Fischmärkten und in Spezialitätenrestaurants verkauft. Das japanische Institut für Walforschung gründete sich genau ein Jahr nach dem Moratorium der Internationalen Walfangkommission.
Japanische Tradition
Walfleisch landet schon lange auf den japanischen Tellern. Besonders kurz nach dem Zweiten Weltkrieg war die Bevölkerung auf das Walfleisch angewiesen. Schulen und Kantinen schätzten es, weil es günstiger war als Rindfleisch. Doch die Geschmäcker ändern sich: Nur noch ein Prozent des Fleisches in Japan stammt heute von Walen.
Hundefutter
7000 Tonnen Walfleisch stapeln sich in japanischen Kühlhäusern. Weil das Fleisch von Finnwalen keine Käufer fand, verarbeitete es eine japanische Firma schließlich zu Hundefutter. Inzwischen hat die Firma aber angekündigt, den Hundesnack aus dem Sortiment zu nehmen. Die Proteste von internationalen Tierschutzorganisationen waren zu groß.
Trotzreaktion
Trotzdem stehen viele Japaner hinter dem Walfang und beschimpfen die Aktionen von Umweltschützern wie Greenpeace als Ökoterrorismus. Dem internationalen Druck möchte man sich nicht fügen. Der Staat lässt sich das einiges kosten: In den vergangenen 25 Jahren wurde der Walfang jährlich mit umgerechnet rund 6,3 Millionen Euro subventioniert.
Kein Einzelfall
Auch Island und Norwegen fangen ganz offiziell weiter Wale. Sie haben Einspruch gegen das Moratorium eingelegt und fühlen sich nicht daran gebunden.
Erlaubter Walfang
Indigene Völker wie die Tschukschen oder die Inuit in Kanada dürfen offiziell Wale jagen - solange sie keinen Handel mit den Produkten betreiben. Die Waljagd ist bei ihnen eine jahrhundertealte Tradition. Die Meeressäuger liefern den indigenen Völkern Fleisch, Öl, Knochen. Alles wird genutzt.
Greenpeace und Sea Shepherd
Dass der Walfang heute verboten ist, ist auch ein Verdienst der Umweltschutzorganisationen. Jahrzehntelang machten sie mit spektakulären Aktionen auf die Waljagd aufmerksam und mobilisierten die Öffentlichkeit. Die Organisation Sea Shepherd ist bekannt und umstritten für ihr aggressives Vorgehen beim Schutz der Meeresriesen.
Whale-Watching
Viele Länder, die früher Walfang betrieben, machen heute gute Geschäfte mit Walbeobachtung. Einige der Walbeobachter in Japan und Norwegen sind ehemalige Walfänger, die nun ihr Wissen mit den Touristen teilen. Auch immer mehr Japaner wollen die Tiere lieber in freier Wildbahn sehen, als auf dem Teller.