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Notstand und Milliarden gegen Corona

7. April 2020

Ein gigantisches Hilfsprogramm und gleichzeitig Notstand in Tokio und sechs Präfekturen: Japan stemmt sich gegen die Corona-Krise. Es sei die "größte Krise" für das Land seit dem Zweiten Weltkrieg, so die Regierung.

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Coronavirus Japan Tokio Berufspendler am Morgen
Pendler in Tokio (Ende März)Bild: Getty Images/T. Ohsumi

Das am Dienstag bekannt gegebene Konjunkturpaket hat einen Umfang von 108,2 Billionen Yen (rund 919 Milliarden Euro). Damit entspricht es in seinem Umfang rund 20 Prozent der Wirtschaftsleistung Japans.  Mit den Maßnahmen soll vor allem in Not geratene Familien und kleine Firmen geholfen werden.

Das Konjunkturpaket ist noch größer als das während der globalen Finanzkrise 2008 von Japan geschnürte Notpaket. In der japanischen Großindustrie sorgt die Angst vor den Folgen des Coronavirus auf die Weltwirtschaft erstmals seit Jahren für Pessimismus. Das geht aus einer kürzlich veröffentlichten Quartalsumfrage ("Tankan"-Bericht) der japanischen Notenbank unter rund 10.000 Unternehmen des Landes hervor.

Japans Bevölkerung ist zwar im Vergleich zu den USA oder manchen Staaten Europas nicht so stark von der Ausbreitung des Coronavirus betroffen. Doch hatte sich die Ausbreitungsgeschwindigkeit des Virus zuletzt beschleunigt - insbesondere in den Metropolen Tokio und Osaka.

Japan Ministerpräsident Shinzo Abe auf Video-Leinwand
Ministerpräsident Shinzo Abe im Fernsehn (am Montag) Bild: picture-alliance/Kyodo

Notstand bis zum 6. Mai

Eine drastische Einschränkung des öffentlichen Lebens wie in anderen Staaten soll es nach früheren Angaben von Regierungschef Shinzo Abe (Foto) trotz des jetzt eingeführten Ausnahmezustands nicht geben. Auch auf Strafen bei Verstößen gegen die Aufforderung, zuhause zu bleiben, soll weitgehend verzichtet werden. Ministerpräsident Abe gab im Fernsehen die Devise aus, jeder Bürger solle seine Sozialkontakte um 70 bis 80 Prozent verringern. So könne man den Höhepunkt der Ausbreitung des Virus in zwei Wochen erreicht haben. Der Notstand soll bis 6. Mai gelten und betrifft rund 44 Prozent der japanischen Bevölkerung.

Schon vor Ausbruch der Corona-Krise war Japans Bruttoinlandsprodukt (BIP) im Schlussquartal 2019 auf das Jahr hochgerechnet um 7,1 Prozent gesunken, so stark wie Mitte 2014 nicht mehr. Grund war vor allem eine Erhöhung der Mehrwertsteuer im vergangenen Jahr. Das aktuelle Krisenpaket dürfte das Staatsdefizit des Landes weiter in die Höhe treiben. Der Schuldenberg Japans ist bereits mehr als doppelt so hoch wie die Wirtschaftsleistung.

ar/hb (dpa, rtr)