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Japan will bei WM 2023 neue Generation inspirieren

Kalika Mehta aus Wellington
5. August 2023

Japan setzt seine Erfolgsgeschichte bei der Fußball-WM fort und besiegt im Achtelfinale Norwegen. Für Japans Kapitänin Saki Kumagai bedeuten gute Leistungen bei der WM viel für die Entwicklung des Fußballs in der Heimat.

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Jubel Saki Kumagai im Spiel gegen Japan
Saki Kumagai ist Kapitänin der japanischen Mannschaft und war schon beim WM-Sieg 2011 dabeiBild: AARON GILLIONS/AAP/IMAGO

 

Schon Monate vor Beginn der Weltmeisterschaft wusste die japanische Spielführerin Saki Kumagai, was auf dem Spiel stand: Für den Frauenfußball in ihrer Heimat ging es bei diesem Turnier um alles oder nichts, um Sieg oder Niederlage. Denn obwohl Japans Elf sich bei der WM in Australien und Neuseeland bisher gut präsentiert und auch im Achtelfinale gegen schwache Norwegerinnen keine Mühe hatte, ist der Frauenfußball in Japan weit davon entfernt, zu gedeihen.

"Ich habe eine Verantwortung", sagte Kumagai der DW bereits im März, als sie noch beim FC Bayern in der Bundesliga spielte. "Ich fühle keinen persönlichen Druck, ich kenne nur meine Verantwortung. Im Moment ist der Frauenfußball in Japan nicht populär, deshalb ist es für uns so wichtig, für die Zukunft des Sports und für junge Mädchen, dass unser Frauenteam in Japan bekannter wird. Natürlich wollen wir die nächste Generation inspirieren", fügte sie hinzu.

Unrealistische Erwartungen nach WM-Triumph 2011

Von der japanischen Mannschaft hatten die eigenen Fans bei dieser WM nur wenig erwartet, was mit dem eher mäßigen Ergebnis beim letzten großen Turnier zusammenhängt. Nach dem überraschenden Sieg bei der WM 2011 in Deutschland und der erneuten Finalteilnahme vier Jahre später, war die Enttäuschung groß, als 2019 bereits im WM-Achtelfinale Schluss war. Das hatte auch Auswirkungen auf den Sport insgesamt.

Japans Frauenteam mit WM-Pokal 2011
Großer Erfolg, keine nachhaltige Wirkung: 2011 freuten sich Japans Frauen über den WM-TitelBild: Anke Fleig/Sven Simon/picture alliance

"Nachdem wir die Weltmeisterschaft gewonnen hatten, haben viele Mädchen angefangen, Fußball zu spielen", erklärte Kumagai bereits im März gegenüber DW. "Viele Mädchenmannschaften hatten bessere Bedingungen und auch viele Leute kamen, um sich Spiele in der japanischen Liga anzusehen. Jetzt ist der Sport wieder weniger populär, und das ist nicht gut. Unsere Nationalmannschaft hat in letzter Zeit nicht viel gewonnen und die Japaner sind wieder weniger an dem Sport interessiert."

Konzentration auf die Zukunft

In Australien und Neuseeland marschierte die Mannschaft dann ohne Gegentor durch die Vorrunde, schlug Spanien beeindruckend mit 4:0 und gewann damit viele Fanherzen zurück. Aus dem starken Kollektiv heraus sticht die 23-jährige Hinata Miyazawa, die gegen Norwegen ihr fünftes Tor im Turnier erzielte.

"Wir sind ein so gutes Team", strahlte eine stolze Saki Kumagai nach dem Sieg gegen Norwegen. "Wir wollen weiterhin so miteinander spielen und Spaß haben. Cheftrainer Futoshi Ikeda schloss sich seiner Kapitänin an und fügte hinzu: "Wir dürfen uns keine Sorgen um die Vergangenheit machen, sondern müssen uns auf das konzentrieren, was vor uns liegt. Was wir bisher erreicht haben, war das Ergebnis unserer Teamarbeit. Wir arbeiten auf ein Ziel hin, und die Stimmung in der Mannschaft zeigt, wie stark das Team ist."

Blackout in Japan vermieden

Fast wären die WM-Spiele in Japan gar nicht übertragen worden. Weil die FIFA höhere Preise für die TV-Rechte verlangte, fand sich wie in Deutschland und anderen Ländern lange kein Sender, der zugreifen wollte. Als man als letzter WM-Teilnehmer noch ohne TV-Vertrag dastand, schlug Haruna Takada, der Leiter der japanischen Fußballliga, vor, das Geld für die Übertragung der Weltmeisterschaft per Crowdfunding zu beschaffen.

Japans Trainer Futoshi Ikeda klatsch mit Spielerin Risa Shimizu ab
Nationalcoach Ikeda möchte, dass seine Spielerinnen sich entwickeln und für ausländische Klubs interessant werdenBild: imago images/Kyodo News

Nationalcoach Ikeda betonte gegenüber der "Japan Times", wie wichtig es sei, eine Einigung zu erzielen: "Damit sich der Frauenfußball in Japan in Zukunft entwickeln kann, ist es wichtig, dass wir viele Zuschauer haben, die uns unterstützen", sagte er. "Es ist wichtig, dass die Mädchen uns spielen sehen und glauben, dass sie auch in Japan Fußball spielen können", sagte auch Kumagai. "Der Stil, den wir spielen, ist der japanische Stil! Ich möchte, dass wir zeigen, was wir alles können. Wir können mit dem Ball am Fuß spielen und wir können auf Konter spielen, wir können wählen. Wir können die besten Mannschaften der Welt schlagen."

Heimische Liga kann nicht mithalten

Die Hoffnung bleibt, dass sich der Erfolg der Nationalmannschaft langfristig auch auf die Qualität der japanischen WE-Liga auswirkt. Nach dem WM-Titel von 2011 dauerte es zu lange, bis der Fußballverband Strukturen schaffte. Die WE-Liga gibt es erst seit 2021, sie bleibt bislang jedoch in puncto Niveau und Wettbewerbsfähigkeit weit hinter Europa und den Vereinigten Staaten zurück.

Und das Interesse schwindet bereits: Während im ersten Jahr durchschnittlich etwa 1500 Zuschauer zu den Spielen kamen, waren es in diesem Jahr nur noch etwas mehr als 1000 Zuschauer pro Partie. Das liegt auch daran, dass viele der Starspielerinnen aus dem Nationalteam nicht in Japan sondern in Europa oder den USA aktiv sind.

Das soll auch weiterhin das Ziel sein, wenn es nach Ikeda geht: "Jede Spielerin muss sich weiterentwickeln und viele haben sich deshalb dafür entschieden, im Ausland zu spielen." Das sollen, wenn es nach ihm geht, künftig auch weitere Nationalspielerinnen schaffen - nachdem sie sein Team bei der WM 2023 zum bestmöglichen Erfolg geführt haben.

Der Text wurde aus dem Englischen adaptiert.