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Hip Hop in Malaysia

Greg Wiser/ suc24. Februar 2014

Musiker aus Südostasien finden sich selten in den Charts des Westens wieder. Das liege aber nicht an mangelndem Talent, sagt der kanadische Rapper und Hip-Hop-Label-Chef Jason Schadt, der seit Jahren in Malaysia lebt.

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Jason Schadt auf der Bühne (Foto: bildmint)
Bild: The MoveMint

In Malaysia tummelt sich eine der pulsierendsten Musikszenen Südostasiens. Hier spiegelt sich die ganze ethnische Vielfalt der malaysischen, chinesischen, indischen und anderer Bevölkerungsgruppen wider. Genau diese lokale Szene hat den kanadischen Rapper und Label-Eigentümer Jason Schadt nach regelmäßigen Stippvisiten dazu gebracht, sich vor knapp zehn Jahren endgültig in Kuala Lumpur niederzulassen.

Obwohl Malaysias Hauptstadt in der Region als Hochburg der Kreativität gilt, kommt es äußerst selten vor, dass ein Künstler von dort die internationalen Charts stürmt. Als bemerkenswerte Ausnahme machte in den letzten Jahren der malaysische Sänger und Liedermacher Juna von sich reden, der im Westen eine Karriere startete und mit Hip-Hopper und Hitproduzent Pharrell Williams zusammenarbeitete.

Jason Schadt, der unter dem Künstlernamen "Vandal" auftritt, hat im Rahmen der Musikmesse Midem in Cannes mit der DW über die urbanen Musikstile Malaysias gesprochen.

DW: Welche unterschiedlichen Einflüsse und Stile haben Sie zwischen Ihrem ersten Besuch 1999 und jetzt beobachtet?

Jason Schadt: Als ich zum ersten Mal hinfuhr, war die Hip-Hop-Szene gerade erst im Entstehen begriffen. Zu der Zeit existierte ein wichtiges, unabhängiges Label namens "Positive Tone". Sie veröffentlichten Rockbands und brachten auch einen der damals angesagten Hip-Hop-Acts auf dem Markt, nämlich Poetic Ammo. Kurz darauf traten Too Phat auf den Plan. Sie haben die Bandbreite des malaysischen Hip-Hops wirklich verändert, indem sie traditionelle Klänge und Sprache in ihrer Musik verschmolzen.

Mit der zunehmenden Verbreitung des Internets - und später dann mit You Tube - explodierte die Hip-Hop-Szene in Malaysia geradezu. Am Anfang rappten die meisten auf Englisch. Aber jetzt hat sich auch der Hip-Hop in malaysischer Sprache entwickelt; daneben gibt es chinesische und tamilische Rapper. Klar, auf Englisch gibt es natürlich auch immer noch welche.

Erkennen Sie in der Hip-Hop-Szene - angesichts der ethnischen Vielfalt in Malaysia - zwischen den einzelnen Gruppen einen Hang zur Abgrenzung?

Man nimmt schon so eine Abgrenzung wahr. Sie liegt aber hauptsächlich in der Sprache begründet. Die Hauptsprache ist Malaysisch, an zweiter Stelle folgt Englisch. Und wer Malaysisch, Englisch oder Chinesisch beherrscht, kann in der Regel kein Tamilisch. Eine Abgrenzung ist also durch die Sprachbarrieren bedingt.

In den letzten paar Jahren haben wir es in der Hip-Hop-Szene aber geschafft, unterschiedliche Ethnien zusammenzubringen. Die indische, die malaysische, die chinesische und die englische Hip-Hop-Gemeinden sind aufeinander zugegangen und arbeiten jetzt zusammen. Sie treten gemeinsam auf und machen gemeinsame Veranstaltungen. So wurde ich quasi Zeuge, wie der Hip-Hop für verschiedene Sprachgruppen zur einenden Kraft wurde.

Teilnehmer an einem Hip-Hop-Konzert in Kuala Lumpur (Foto: bildmint)
Das Internet brachte den Hip-Hop nach Malaysia, meint Jason SchadtBild: The MoveMint

Können Sie die Rolle von Kuala Lumpurs Musikszene in Südostasien einordnen? Ist sie ungewöhnlich dynamisch, zieht sie Künstler aus anderen Ländern an?

Die Hip-Hop-Szene Malaysias ist in ganz Südostasien die facettenreichste. Sie ist vielleicht nicht so groß wie die auf den Philippinen oder in Indonesien, aber in Bezug auf die Sprache und den kulturellen Kontext bietet sie eine enorme Vielfalt.

Es hat schon Kollaborationen von malaysischen mit anderen asiatischen Künstlern gegeben - vor allem mit Musikern aus Indonesien und Singapur. Die malaysische Hip-Hop-Szene hat immer wieder ausländische Musiker einbezogen - meist internationale Studenten aus Afrika oder Asien, auch aus Nordamerika. Auch das macht die Vielfalt deutlich.

Welche aktuellen Musiker würden Sie empfehlen?

Auf Malaysisch Künstler wie #link:https://www.facebook.com/karmalonline:Karmal# und #link:https://www.facebook.com/542music:5Forty2's#. #link:https://www.facebook.com/itssonaone:SonaOne# auf Englisch und Malaysisch. #link:https://www.facebook.com/illaiyahustlaz.fanpage:Illaiya Hustlaz# auf Tamilisch. Dann gibt es chinesischen Hip-Hop, der gerade aufkommt - wie #link:https://www.facebook.com/doublecall:Double Call#. Es gibt auch Künstler der ersten Stunde wie #link:https://www.facebook.com/altimetonline:Altime#, #link:https://www.facebook.com/officialjoeflizzow:Joe Flizzow# und #link:https://www.facebook.com/yogibfamhood:Yogi B# - diese Jungens waren schon am Start, als ich zum ersten Mal nach Malaysia kam. Sie haben sich in der Hip-Hop-Industrie längst einen Platz gesichert.

Es passiert sehr selten, dass südostasiatische Musiker im Westen Mainstream-Hits landen. Sehen Sie seitens westlicher Plattenfirmen ein Interesse an malaysischen Künstlern?

Nicht im Bereich Hip-Hop. Da gibt es weltweit einen sehr großen Wettbewerb. In Malaysia ist Englisch nicht die Mutter-, sondern nur die Zweitsprache. Wenn unsere Künstler antreten, müssen sie also mit Muttersprachlern konkurrieren, die außerdem viel Erfahrung in diesem Genre besitzen. In den USA und Europa und sogar in Japan hat es sich ja schon längst etabliert.

Zur Zeit ist die japanische Hip-Hop-Szene am Kommen, nicht so sehr in Nordamerika als vielmehr in Europa. Rapper aus Malaysia werden aber noch lange brauchen, um international Spuren zu hinterlassen. Das Talent ist meiner Meinung nach da, aber es ist noch nicht ausgefeilt.

Liegt es daran, dass das westliche Publikum einfach nicht offen dafür ist? Weil malaysische Musiker vielleicht zu andersartig sind, um sich mit ihnen identifizieren zu können?

Das ist vor allem in Hinblick auf die Musik- und Unterhaltungsindustrie ein Aspekt. Der Markt in den USA und Kanada ist ziemlich abgeschottet, deswegen muss man sich dort auf einheimische Künstler konzentrieren. Manchmal ist er sogar auf Städte begrenzt. Ich komme aus Toronto, wo ich das Phänomen beobachten konnte. Toronto ist wirklich sehr auf sich selbst fixiert. Künstler, die nicht aus Nordamerika kommen, treten bei uns eigentlich nicht auf und sie ziehen auch kein Publikum an.