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Jean Ping: "Es liegen überall Tote"

Fiacre Ndayiragije1. September 2016

Gabuns Staatschef Ali Bongo ist wiedergewählt worden. Nach der Bekanntgabe der Wahlergebnisse brachen gewaltsame Proteste im Land aus. Die DW sprach exklusiv mit Oppositionsführer Jean Ping.

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Gabunischer Politiker Jean Ping (Foto: Getty Images/AFP/K. Tribouillard)
Jean Ping sieht ein "sowjetisches" Wahlergebnis seines RivalenBild: Getty Images/AFP/K. Tribouillard

DW: Wie ist die Lage?

Ping: Es gibt überall Ausschreitungen, es liegen überall Tote. Wir wissen nicht, wie viele es sind. Es sind so viele. Was wir mit Sicherheit sagen können, ist, dass unser Hauptquartier ab ein Uhr morgens angegriffen wurde. Ein Hubschrauber der Präsidentengarde hat es beschossen, dann wurde das Gebäude am Boden von der Garde, der Polizei und Söldnern gestürmt. Sie sind hineingekommen und haben alles, alles, alles kaputtgemacht. Das ganze Gebäude ist zerstört, sie haben alles mitgenommen und alle Menschen festgenommen, die sie darin gesehen haben. Zwei Menschen wurden im Hauptquartier getötet und mehrere verletzt. In der Stadt liegen überall Tote.

Wie sieht es mit materiellen Zerstörungen aus?

Die meisten Autos auf dem Hof - es waren mehr als zehn - sind alle zerstört worden. Sehen Sie diesen Präsidenten, der seine Bevölkerung aus der Luft beschießen lässt? Wenn das Assad in Syrien macht, bewegt das die ganze Welt. Aber wenn hier der Tyrann sein Volk mit einem Hubschrauber beschießt, dann scheint das keinen zu interessieren. Es sind sehr schlimme Sachen, die passieren. Dieser Herr [Bongo] wird in Den Haag vor dem Internationalen Strafgerichtshof enden.

Gabun Libreville Ausschreitungen nach Wahlen (Foto: Getty Images/AFP/M. Longari)
Zusammenstöße zwischen Sicherheitskräften und Pings Anhängern nach der WahlBild: Getty Images/AFP/M. Longari

Welchen Ausweg schlagen Sie vor?

Das, was wir schon länger empfehlen, was auch die meisten westlichen Politiker fordern: die Stimmen müssen Wahllokal um Wahllokal neu ausgezählt werden. Nur so können wir die Wahrheit erfahren, aber er [Bongo] will das nicht. Er hat die Ergebnisse bekanntgegeben, die er bekanntgeben wollte. Er hat sich selbst eine Wahlbeteiligung von 99,93% in seiner Heimatregion von Hoch-Ogooué zugeschrieben. Es sind sowjetische Zahlen, die nicht stimmen können. Dabei liegt die durchschnittliche Wahlbeteiligung im restlichen Land bei 53%. Es sind künstliche Zahlen, die er selbst fabriziert hat.

Appellieren Sie an Ihre Anhänger?

Unsere Anhänger wurden verhaftet, umgebracht, mit Tränengas beworfen, eingekerkert. Wir können nicht an Tote appellieren. Was sollen wir ihnen sagen? Sie sind tot. Im Rest der Stadt und des Landes gibt es überall Aufstände. Es handelt sich um das gabunische Volk. Niemand kontrolliert es. Niemand. Trotz des Tötens bleiben sie aufrecht, sagt man mir. Ich kann hier nicht raus, also konnte ich sie nicht selber sehen. Man hat mir berichtet, dass es überall brennt.

Jean Ping trat bei den Präsidentschaftswahlen in Gabun als Herausforderer von Präsident Ali Bongo an. Er ist der frühere Kommissionspräsident der Afrikanischen Union (AU).

Das Gespräch führte Fiacre Ndayiragije.