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Jetzt hilft nur noch Whisky

Vera Kern25. Juni 2016

Brexit, und was nun? Spätestens nach dem Austritt Großbritanniens aus der EU in zwei Jahren müssen sich Briten und Europäer auf Veränderungen einstellen. Die DW beantwortet schon jetzt sieben wichtige Fragen.

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Auswahl diverser Whisky-Flaschen
Bild: picture-alliance/dpa

Wird schottischer Whisky jetzt teurer?

Nein, ganz im Gegenteil: Experten gehen davon aus, dass das Pfund auch nach dem Absturz erstmal schwach bleiben wird. Damit werden britische Produkte im Ausland preiswerter - zumindest vorerst. Jetzt ist also ein guter Zeitpunkt, sich mit schottischem Whisky, englischem Weingummi oder Orangenmarmelade einzudecken. Denn längerfristig wird es durch das britische Nein zur EU auch wieder Zölle und andere Handelsabgaben auf britische Produkte geben - und dadurch wird alles "made in the UK" wieder teurer. Neben ihren hochprozentigen Exportschlagern verkaufen Briten vor allem Autos und Autoteile nach Deutschland. Insgesamt ist der Wert der Waren, die Deutschland aus Großbritannien einführt überschaubar: Laut Statistischem Bundesamt belief sich die Summe im vergangenen Jahr auf 38,3 Milliarden Euro - Großbritannien ist damit auf Platz neun in der Liste der wichtigsten Importeure.

Kann ich auch weiterhin durch den Ärmelkanal schwimmen?

Abgehärtet sein reicht nicht mehr. Weil Großbritannien künftig mit jedem Land Einzelfallregelungen zur Visafreiheit schließen muss, sollten Ärmelkanal-Schwimmer vor dem Sprung ins kalte Wasser lieber noch einmal überprüfen, was mit dem eigenen Land vereinbart wurde. Auch bisher mussten sie bei der Einreise ihren Personalausweis oder Reisepass vorzeigen, da Großbritannien nicht Mitglied im Schengen-Raum ist. So sicher wie der Five o'Clock Tea der Queen ist hingegen: Briten sind künftig keine EU-Bürger mehr. Der Tourist aus Birmingham zum Beispiel, der für einen Städtetrip nach Rom fliegt, wird sich künftig am Flughafen in die Schlange "All other passports" stellen müssen.

Wird Shopping in London billiger?

Großbritannien ist nicht gerade als Billigurlaubsziel berühmt. Doch jetzt dürfen sich ausländische Besucher Hoffnung machen: Künftig können sie wieder mehr Souvenirs von der Insel mitbringen. Dem abgewerteten Britischen Pfund sei Dank. Wer also zum Christmas Shopping nach London fliegt, kriegt jetzt mehr für seine Euros oder Dollars. Mit dem sinkenden Kurs des Pfunds dürfte ein Trip auf die Insel preiswerter werden. Telefonieren auf dem Handy könnte allerdings teurer werden: Denn wenn Großbritannien nicht mehr der EU anghört, können Besucher auch nicht mehr von der Regelung profitieren, die vorsieht, dass die Roaming-Gebühren innerhalb der EU komplett entfallen sollen.

Weihnachten in London (Foto: Reuters/T. Melville)
London ist beliebt bei Touristen und Shopping-FreundenBild: Reuters/T. Melville

Müssen britische EU-Abgeordnete in Brüssel ihre Koffer packen?

Keine Eile. Die 73 Abgeordneten mit britischen Pass im EU-Parlament bleiben bis zum offiziellen Abschluss des Austritts normale Parlamentarier. Sie dürfen weiterhin mitmischen und abstimmen, nur nicht mehr über den Brexit, den die Mitgliedsstaaten billigen müssen. Der britische EU-Finanzkommissar Jonathan Hill hat bereits seinen Rücktritt bekannt gegeben.

Cambridge Universität (Foto: Konstiantyn)
Ein Studienplatz an der Cambridge Universität für EU-Bürger - auch hier muss neu verhandelt werdenBild: Fotolia/Konstiantyn

Gibt es weiterhin Erasmus-Stipendien für Großbritannien?

Expertise im Pub-crawl gewinnen, mit Oxford oder Cambridge im Lebenslauf prahlen - Auslandssemester in Großbritannien sind beliebt bei Studenten aus ganz Europa. Das könnte sich künftig ändern. Denn auch Erasmus, das EU-Förderprogramm für Auslandssemester, muss neu verhandelt werden. Wer gleich seinen kompletten Bachelor oder Master auf der Insel machen will, sollte besser schon mal Geld sparen. Denn EU-Studenten drohen nun höhere Studiengebühren. Bisher müssen sie den gleichen Satz wie britische Studenten zahlen, und nicht den wesentlich höheren für Nicht-EU-Ausländer.

Muss Schweinsteiger um seinen Job bei Manchester bangen?

Bisher konnten Schweini, Özil und Co einfach mit ihrem EU-Pass in der Premier League mitspielen. Nach dem Brexit bräuchten Fußballprofis eine extra Arbeitserlaubnis. Ein wichtiges Kriterium ist dabei, ob ausreichend viele Länderspiele bestritten wurden. Aber vielleicht braucht Schweinsteiger gar keinen Visantrag mehr zu stellen: In zwei Jahren ist er bereits 33 Jahre alt und könnte sich theoretisch seines Lebens als Fußballrenter erfreuen. Die britischen Teams dürfen übrigens auch bei der nächsten EM wieder mitmachen. Schließlich entscheidet über die Teilnahme an Turnieren wie der EM oder der Champions League allein die Mitgliedschaft in der Europäischen Fußball-Union.

Bricht das nationale Gesundheitssystem zusammen?

Das National Health System (NHS), das nationale Gesundheitssystem, ist für die Insulaner fast so eine heilige Institution wie die britische Monarchie. Seit Jahren funktioniert es allerdings mehr schlecht als recht, denn Großbritannien leidet an akutem Ärztemangel. Die Medizin für dieses Problem hieß bislang: Ärzte-Import aus dem Ausland, etwa durch Herzchirurgen oder Tumorspezialisten aus Deutschland. Möglicherweise schreckt diese gut ausgebildeten Einwanderer das Ende der Arbeitnehmerfreizügigkeit künftig ab. Über Arbeitsvisa etwa für Ärzte müssen die Briten nun bei den Scheidungsgesprächen mit der EU verhandeln.