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Jod ist lebenswichtig und gefährlich

Gudrun Heise
1. September 2017

Was ist eigentlich Jod? Brauchen wir es zum Leben? Ja. Kann es schädlich sein? Ja. Und hilft es, Jodtabletten gegen radioaktive Strahlung einzunehmen? Ja, aber nicht prophylaktisch. Das wäre Quatsch und gefährlich.

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Schilddrüse
Bild: Imago/Science Photo Library

Unser Körper kann Jod nicht selbst produzieren. Da braucht er Hilfe von außen. Wir nehmen Jod über die Nahrung auf, etwa 180 bis 200 mg. Damit ist unsere Schilddrüse in der Lage, Hormone zu bilden, die viele Funktionen unseres Körpers, sogar die Entwicklung unseres Gehirns steuert.

Wenn die Schilddrüse nicht funktioniert

Bei Jodmangel kommt es zunächst zu einer Unterfunktion der Schilddrüse. Die Symptome treten nur langsam auf. Unter anderem können sich die Betroffenen schlecht konzentrieren, sind oft müde und antriebslos. Nervosität, Schlafstörungen oder vermehrtes Schwitzen können zusätzliche Anzeichen sein. Jedoch haben sie alle gemeinsam, nicht eindeutig und zweifelsfrei auf eine Schilddrüsenerkrankung hinzuweisen.

Zu viel oder zu wenig

Bei einer Schilddrüsenüberfunktion produziert das Organ zu viel von den Hormonen Thyroxin und Trijodthyronin. Sie sind maßgeblich für Stoffwechsel und Kreislauf zuständig, regeln Wachstum, aber auch unsere Psyche.

Bei der Überfunktion kommt es oft zu einem sogenannten Kropf. Die Schilddrüse vergrößert sich. Sie entwickelt zusätzliches Gewebe. Dadurch kommt es am vorderen Hals, im Bereich des Kehlkopfes, zu einer Art Beule. Die sieht nicht nur unschön aus. Sie signalisiert: Die Hormonproduktion ist nicht in Ordnung. 

Warum Jod bei radioaktiver Strahlung?

Bei einem Störfall entweicht radioaktives Jod als einer der ersten Stoffe. Es wird über die Atemluft, die Nahrung und selbst über die Haut aufgenommen und ganz normal in der Schilddrüse gespeichert. Das radioaktive Jod kann das umliegende Schilddrüsengewebe verstrahlen, zerstören und zu Krebs führen.

Werden dagegen Jodtabletten verabreicht, sammelt sich auch dieses Jod in der Schilddrüse an. Ist es hoch dosiert, kann die Schilddrüse irgendwann kein Jod  mehr aufnehmen - weder das unschädliche noch das radioaktive. Die Speicher sind voll. Gibt man also ausreichend "gutes Jod"  ist für das "schlechte, radioaktive Jod" kein Platz mehr in der Schilddrüse. Es kann sich dort nicht ansammeln und wird über die Nieren ausgeschieden.

Allerdings schützen die Jodtabletten nicht vor anderen radioaktiven Stoffen.

Für die Einnahme von Jodtabletten bei einem eventuellen Unfall in einem Atomkraftwerk ist es aber sinnlos, vorbeugend Tabletten einzunehmen, denn die Schilddrüse speichert Jod nur über einen gewissen Zeitraum. Die unnötige Einnahme von hochdosiertem Jod kann sogar gefährlich sein, da viele Menschen in Deutschland sowieso schon an einer Schilddrüsenüberfunktion leiden. Ohne eine akute Gefährdung sollte niemand diese Tabletten einnehmen!

Und was, wenn doch mal der Ernstfall eintritt?

Nach Angaben des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (BMU) kann bei atomaren Unfällen die Einnahme von Jodtabletten bis zu einer Entfernung von hundert Kilometern sinnvoll sein. Dabei ist der richtige Zeitpunkt wichtig. Die Jodblockade soll am stärksten sein, wenn die Tabletten kurz vor oder während des Kontakts mit radioaktivem Jod eingenommen werden.