Joshua Kimmich - Kapitän mit 22
8. Oktober 2017Diese Szene in der 69. Minute hatte schon etwas symbolhaftes: Thomas Müller, wie so oft in den letzten Monaten glücklos, legte Joshua Kimmich die Kapitänsbinde um. Müller würde wenige Sekunden später das Feld verlassen, der Routinier durfte seine Kräfte schonen. Mit 28 Jahren, mit 89 Länderspielen macht er gerade ein Leistungstief durch. Champions-League-Sieg, WM-Titel, Deutsche Meisterschaften - die Erfolge haben Kraft gekostet. Joshua Kimmich dagegen sprüht vor Energie. Seine Karriere kennt bislang nur einen Weg: nach oben.
Schon beimConfed-Cup in Russland im Sommer 2017 hatte Bundestrainer Joachim Löw seinen Musterschüler gelobt: "Joshua ist eines der allergrößten Talente, die ich in den letzten zehn Jahren gesehen habe. Er hat diesen Biss und diesen Hunger, in jedem Training an seine Leistungsgrenze zu gehen", sagte Löw ihm damals eine große Karriere voraus. Schon jetzt ist klar: Kimmich ist das größte Versprechen des deutschen Fußballs.
Technisch versierter Dauerbrenner
Beim 5:1-Sieg gegen Aserbaidschan in der WM-Qualifikation machte der Bayern-Profi sein 24. Länderspiel und das 22. in Serie. Und dabei ging er stets über die volle Distanz, verpasste keine Minute. Der kleine Außenverteidiger ist gar nicht mehr wegzudenken aus der deutschen Nationalmannschaft. Selbst wenn Löw auf sieben Positionen rotiert - Kimmich spielt immer. Dabei hat er doch erst vor knapp anderthalb Jahren debütiert. Und in dieser kurzen Zeit ist ihm gelungen, die Lücke, die Philipp Lahm mit seinem Rücktritt auf der Position des rechten Defensiven hinterlassen hatte, schneller als erträumt zu schließen. Und heute, so sagt nicht nur Bayern-Boss Karl-Heinz Rummenigge, ist Kimmich sogar schonweiter als Lahm im entsprechenden Alter.
Technisch versiert, schnell und auch offensiv als Flankengeber, Vorbereiter und Vollstrecker, ist Josuah Kimmich tatsächlich ein kompletterer Spieler als Lahm es je war. Drei Tore hat er inzwischen selbst erzielt und zwölf vorbereitet. Und die Fehlerquote wird von Partie zu Partie niedriger, das Stellungsspiel sicherer. Auch gegen Aserbaidschan legte er wieder zwei Treffer auf, brachte, wenn nötig, Ruhe ins Spiel und hatte das Gespür dafür, anzuziehen, wenn Tempo gefragt war.
Unbeeindruckt macht er einfach seinen Job, übernimmt Verantwortung. Ohne große Töne, ohne große Gesten. In Abwesenheit von Toni Kroos tritt er jede Ecke, und sind Manuel Neuer, Mats Hummels und Thomas Müller nicht auf dem Feld, dann ist ihm auch die Kapitänsbinde nicht zu groß.