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Junge Bulgaren sehen wieder Zukunft im eigenen Land

18. Januar 2007

Seit 1. Januar 2007 ist Bulgarien Mitglied der EU. Doch schon lange zuvor haben junge hochqualifizierte Bulgaren dort Entwicklungsperspektiven für sich entdeckt. Anlass auch für viele Migranten, zurückzukehren.

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Neue Chancen in BulgarienBild: AP

Neue bulgarische Untersuchungen zeigen, dass immer mehr bulgarische Migranten zurückkehren, und dass die bulgarische Jugend ihr Glück immer mehr im eigenen Land sieht. Das gilt auch für Jordan Nikolov, der im Ausland studiert hat und heute als Direktor einer bulgarischen Bank arbeitet: "Ich denke, hier gibt es bessere Entwicklungschancen und einen interessanten Markt. Das gesamte Leben ist in Bewegung geraten."

Zahl der Migrationswilligen drastisch zurückgegangen

Heute bietet Bulgarien bessere Möglichkeiten für das berufliche Weiterkommen als noch vor einigen Jahren, als ein Massenexodus junger Menschen ins Ausland beklagt wurde. Über 700.000 Bulgaren, vor allem junge Leute mit höherer Bildung, haben in den letzten zehn Jahren das Land verlassen. Inzwischen hat jedoch dieser Brain Drain deutlich nachgelassen, wie Koljo Kolev, der Leiter der bulgarischen Meinungsforschungsagentur Mediana in seiner neuesten Untersuchung festgestellt hat: "Wenn vor sieben Jahren über 60 Prozent der Jugendlichen nach Westeuropa und in die USA gehen wollten, so sehen jetzt nur 30 Prozent von ihnen ihre Zukunft im Ausland." In einer Zeitspanne von nur sieben Jahren ist demnach die Zahl der Migrationswilligen um 50 Prozent zurückgegangen.

Stetig steigende Gehälter

Dazu ist eine nicht unerhebliche Zahl der Migranten zurückgekommen. Kolev zufolge ist der wichtigste Grund in Bulgarien selbst zu finden und hängt vor allem mit der wirtschaftlichen Entwicklung des Landes zusammen. In den letzten sieben Jahren sei die Arbeitslosigkeit um 50 Prozent zurückgegangen. "Für die jungen Bulgarinnen und Bulgaren wird es immer leichter, einen Arbeitsplatz zu finden. Annähernd die Hälfte der 19- bis 30-jährigen beherrschen westliche Sprachen, können mit PC-Technologien umgehen, surfen im Internet. Für sie gibt es keine Probleme, in Bulgarien beruflich Fuß zu fassen, wo die Gehälter ständig steigen. Wenn vor sieben Jahren der Durchschnittsverdienst 200 bis 400 Lewa war, so sind jetzt immer mehr junge Leute nicht dazu bereit, ihre Arbeit für weniger als 600, 800 oder 1000 Lewa zu machen", so Kolev. Freilich sind die Gehälter, die bulgarische Hochschulabsolventen erwarten, im westeuropäischen Vergleich niedrig. Aber die steigende Tendenz ist stabil. Dabei darf man nicht außer Acht lassen, dass die Kaufkraft eines Euro in Bulgarien fast dreimal höher als in Westeuropa ist.

Kein soziales Netz im Ausland

Positiv ist auch der fast flächendeckende Immobilienbesitz zu bewerten - fast 96 Prozent der Bulgaren wohnen in eigenen vier Wänden. Dank der staatlich subventionierten Kinderbetreuung können Frauen nach der Geburt eines Kindes zudem schnell wieder ihrem Beruf nachgehen. Nicht zu unterschätzen ist auch die emotionale Bindung an Bulgarien. Ilian Iliev, der in Johannisburg und in London studiert hat und jetzt in der Business School an der Universität Cambridge an seiner Doktorarbeit über "Finanzierung der Innovation und Risikokapital in Osteuropa" arbeitet, stellt fest: "Sehr oft leide ich darunter, dass mir das Zuhause-Gefühl und die Identität fehlt. Wenn man mich fragt, woher ich komme, sage ich, dass zwar mein Lieblingsland Südafrika ist, ich mich jedoch zweifellos in Bulgarien am wohlsten fühle, denn da bin ich kein Fremder. Mein langfristiger Plan ist und war immer, nach Bulgarien zurückzukehren."

Mangel an hochqualifizierten jungen Arbeitskräften

Auf die Frage, ob sie ernsthaft an Migration denken, antworten heute über 40 Prozent der bulgarischen Gymnasiasten mit "Nein". 31 Prozent geben an, dass sie darüber nachdenken. Die Übrigen sind unsicher, ob sie im Ausland mehr Chancen hätten. Die junge Generation im Land hat inzwischen auch eine andere Vorstellung von ihren Erfolgschancen. Immer mehr junge Bulgarinnen und Bulgaren sind überzeugt, dass sie durch eigene Anstrengungen und Ambitionen materiellen Wohlstand erreichen können - ohne sich auf den Staat oder auf die Parteizugehörigkeit der Eltern zu verlassen, wie es vor der Wende war. Gleichzeitig fehlen auch auf dem bulgarischen Arbeitsmarkt hochqualifizierte junge Arbeitskräfte. Deshalb ist es für junge Hochschul- und Fachschulabsolventen immer leichter, nicht nur Arbeit, sondern eine gut bezahlte Arbeit zu finden. So werden die materiellen Gründe für Brain Drain immer schwächer. Und immer mehr Bulgaren, die im Ausland ihr Studium absolvieren, haben den Anreiz, zurückzukehren.

Roumiana Taslakowa
DW-RADIO/Bulgarisch, 11.1.2007, Fokus Ost-Südost